Der Handel mit Aktien von Schweizer Unternehmen ist an den Börsen der Europäischen Union derzeit nicht möglich. Hintergrund ist ein Streit zwischen der EU und der Schweiz.

Die EU-Kommission hat den Status der Schweiz als "äquivalenter Drittstaat" im Börsenhandel nicht verlängert. Sie erkennt die Schweizer Börsenregulierung also nicht mehr als gleichwertig mit der eigenen an. Im Gegenzug hat die Schweiz eine Verordnung erlassen, nach der Aktien beispielsweise von Nestlé oder Novartis in der EU nicht mehr gehandelt werden dürfen.

Letzteres wirkt sich hierzulande jedoch nicht auf Zertifikate auf Schweizer Aktien aus. "Strukturierte Wertpapiere wie Zertifikate und Optionsscheine, die sich auf Schweizer Aktien beziehen, sind von der aktuellen Handelsaussetzung in der EU nicht betroffen", konstatiert Henning Bergmann, Geschäftsführender Vorstand des Deutschen Derivate Verbands (DDV).

Dies liege daran, dass Zertifikate rechtlich als Inhaberschuldverschreibung begeben werden und damit nicht von der Schweizer Maßnahme umfasst sind. Diese beziehe sich nur auf Beteiligungspapiere wie beispielsweise Aktien von Gesellschaften mit Sitz in der Schweiz.

Börsenhandel läuft weiter


"Anleger können auch weiterhin in Schweizer Aktien investieren, indem sie sich für ein Bonus-, Discount-, Indexzertifikat oder Ähnliches entscheiden", bestätigt Holger Schleicher, Leiter des Derivatehandels an der Börse Stuttgart. Auch an der Frankfurter Börse bestehen für Zertifikate, die Schweizer Aktien als Basiswert haben, keinerlei Handelseinschränkungen.

Bleibt die Frage, wie die Emittenten es anstellen, ihr Geschäft mit den Zertifikaten, die sich auf Schweizer Aktien beziehen, abzusichern - Experten sprechen dabei von "hedgen". Emittenten sichern ihre Zahlungsverpflichtungen in der Regel an denjenigen Märkten ab, an denen der Basiswert gehandelt wird.

Da Banken auch momentan Zugang zur Schweizer Börse SIX haben, können die Emittenten die Derivate auf Schweizer Aktien weiterhin anbieten. Darüber hinaus haben Banken die Möglichkeit, Aktien außerbörslich zu handeln. Auf diese Weise können sie ihre Absicherungsgeschäfte unabhängig von den Bestimmungen der jeweiligen Börsenplätze vornehmen.

Grundsätzlich können auch Privatanleger noch Schweizer Aktien kaufen oder verkaufen. Wählen sie bei ihrer depotführenden Bank den Handelsplatz Zürich, können dafür allerdings hohe Kosten entstehen. Eine ­andere Möglichkeit des Handels mit Schweizer Aktien bieten ­außerbörsliche Plattformen, mit denen die Depotbanken kooperieren. Auch dies kann jedoch zusätzliche Kosten bedeuten, die Anleger vor einer Order prüfen sollten.