Es ist ein guter Start für Felix Grawert. Seit Sommer führt der promovierte Elektroingenieur und Ex-Manager des Halbleiterkonzerns Infineon das Aachner Maschinenbauunternehmen zusammen mit Aixtron-Mann Bernd Schulte. Grawert, der die Aufgaben von Aixtrons Urgestein Kim Schindelhauer übernommen hat - Schindelhauer ist wieder Chef des Aufsichtsrats - ist für Finanzen, IT und Personal zuständig. Co-Chef Schulte verantwortet den Vertrieb und die Technologieentwicklung. Aixtron-Mitgründer Schindelhauer schätzt bei Grawert "den ausgeprägten technischen Intellekt und das unternehmerische Gespür".

Zwei Fähigkeiten, die für einen erfolgreichen Umbau der TecDAX-Firma, die auch in schwierigen Zeiten auf treue Privatanleger zählen konnte, jetzt benötigt werden. Mit 4,3 Millionen Euro Nettogewinn im dritten Quartal lieferte der Aachner Spezialist für Anlagen zu Herstellung von LED-Chips erstmals seit langen wieder schwarze Zahlen. Ein signifikanter Anteil davon sind Zahlungen für Lieferungen im Vorjahr, die bei Aixtron nicht mehr erwartet wurden. Aber auch ohne diesen Sondereffekt blieben unterm Strich 1,1 Millionen Euro Gewinn. Zum Vergleich: in dem Quartal davor hatten die Aachner noch 11,4 Millionen Euro Verlust gebucht.

Auftragsprognose erhöht



Für Aufwind beim Auftragseingang sorgt derzeit die Nachfrage für Anlagen zur Herstellung von LEDs und für Komponenten die in Laseranwendungen und in der Leistungselektronik eingesetzt werden. Damit erwartet Aixtron für 2017 Bestellungen im Gesamtumfang von 240 bis 250 Millionen Euro. Das ist etwas mehr als die im Juli auf 210 bis 230 Millionen Euro erhöhte Prognose. Mit dem Auftragsbestand sollen für das laufende Jahr 220 bis 230 Millionen Euro Umsatz gebucht werden. An der Börse positiv registriert wurde zudem dass die US-Behörde für Auslandsinvestitionen CFIUS Aixtron den Verkauf der Speicherchipanlagenfertigung in den USA an die südkoreanische Eugene Technology genehmigt hat. Die Transaktion kann damit abgeschlossen werden und sollte sich in der Bilanz für 2017 mit einem auf 20 Millionen Euro geschätzten Zufluss positiv bemerkbar machen.

Neue Strategie greift



Aufsichtsratschef Schindelhauer, der nach dem Abgang von Chef Martin Goetzeler zu Jahresbeginn vorübergehend auch den Vorstandsvorsitz übernahm, hat Aixtrons überdimensionierten Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten mit vielen Produkten, die noch weit von der Marktreife entfernt sind, signifikant zurückgefahren, um damit die Perspektive für künftige Gewinne zu schaffen. Zu Aixtrons vielversprechenden Neuentwicklungen gehören Maschinen zur Herstellung von Sensoren zur Gesichtserkennung, etwa in Apples neuem iPhone. Die Hersteller dieser Verbindungshalbleiter seien Aixtrons Kunden, sagt Bankhaus-Lampe-Analyst Karsten Iltgen.

Allerdings seien die für das neue iPhone benötigten Kapazitäten längst installiert und deshalb für die Kursfantasie der Aktie nicht mehr relevant. Neuen Schwung für die Aktie sollten jedoch Fortschritte in der von Aixtron avisierten Partnerschaft bei Anlagen zur Herstellung sogenannter OLEDs bringen. Das aussichtsreiche Geschäft ist weiterhin defizitär und soll über eine Kooperation in die Gewinnzone geführt werden. Zudem steht die angestrebte Partnerschaft bei OLEDs für den neuen Weg des Maschinenbauers seine vielsprechenden Produkte für Zukunftsmärkte schneller marktreif zu bekommen.

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Mit den Fortschritten beim Umbau des Unternehmens erwarten Analysten für 2018 mit knapp 14 Millionen Euro Nettogewinn bei knapp 250 Millionen Euro Umsatz die von Aktionären lang ersehnte Rückkehr in die schwarzen Zahlen - auch im Gesamtjahr. Die Bewertung der Aktie ist gemessen an den KGVS für 2018 und 2019 mit Werten von 96 und 51 sehr hoch. Das ist nicht ungewöhnlich.

Die Gewinnentwicklung in der Bilanz ist unmittelbar nach dem Erreichen der schwarzen Zahlen oft schwierig einzuschätzen. Anleger sollten bei Aixtron deshalb auch deutliche Kursrücksetzer nach Gewinnmitnahmen zum Kauf nutzen. Die Aktie hat unser Kursziel bei neun Euro deutlich überschritten. Gelingt der Sprung über die charttechnischen Widerstände bei 14 Euro sind deutlich höhere Kurse möglich.

Kursziel: 17,00 Euro

Stoppkurs: 7,80 Euro