Trotz makroökonomischer Herausforderungen sind die Gewinnaussichten der Unternehmen positiv - gute Voraussetzungen für die Aktienmärkte 2015. Auch im neuen Jahr können Unternehmensbeteiligungen deshalb interessant sein und bei entsprechender Risikobereitschaft sogar die bevorzugte Anlageklasse darstellen. Beachtet werden sollte dabei jedoch die uneinheitliche Entwicklung von Branchen und Wirtschaftsräumen. Und auch die Ölpreis- und Währungsentwicklung dürfte die Börsen beeinflussen.

USA: Moderates Gewinnwachstum und Kurspotenzial

Positive Signale senden nach wie vor die USUnternehmen, die allein im Jahr 2014 Gewinne in Höhe von 1.065 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet haben dürften - ein neuer Rekord. Steigende Aktienkurse sorgten zwar gleichzeitig für einen Anstieg der Bewertungen, mit Blick auf das niedrige Zinsniveau und daher fehlende Anlagealternativen ist zum Beispiel der S&P 500-Index mit einem Kurs-Gewinn- Verhältnis von 17 im historischen Vergleich aber nach wie vor fair taxiert. 2015 dürften die Unternehmensgewinne weniger stark steigen als im Jahr zuvor: Statt der für 2014 bisher realisierten 8 Prozent Wachstum erwarten wir immer noch solide und - etwa im Vergleich zu Europa - auch verlässliche 4,5 Prozent. Grund für die Einbußen ist in erster Linie der Verfall des Ölpreises. Denn was Verbraucher freut, wirkt sich auf Teile der Wirtschaft negativ aus: Firmen aus dem Energiesektor zum Beispiel müssen sinkende Gewinne hinnehmen. Auch für Industrieunternehmen werden negative Folgen kaum ausbleiben, da die Energiebranche ihre Investitionen reduzieren könnte. Insgesamt erachten wir den USAktienmarkt aber als vergleichsweise schwankungsarmen Markt mit relativ verlässlichem Renditepotenzial.

Besonders interessant erscheinen uns US-Investments im Gesundheitssektor und in Papiere der IT-Branche, die über eine adäquate Ausschüttungsquote sowie Dividendensteigerungspotenzial verfügen. Ferner könnten Aktien aus dem Finanzsektor Potenzial bieten.

Auf Seite 2: Europa für Überraschungen gut



Europa für Überraschungen gut - nach oben wie nach unten

Lichtblicke gibt es auch in Europa. So übertrafen in der Berichtssaison zum 3. Quartal 2014 so viele Unternehmen die Gewinnerwartungen wie seit vier Jahren nicht mehr - das macht berechtigte Hoffnungen auf eine Trendwende. Für 2015 rechnen wir mit einem Gewinnwachstum von 5 bis 7 Prozent. Da aus Europa heraus kaum konjunkturelle Impulse zu erwarten sind, sollten Anleger weiterhin global agierende Unternehmen bevorzugen, die zusätzlich vom schwachen Euro profitieren könnten: Im 4. Quartal 2014 sollten sich die positiven Währungseffekte insbesondere in den Bilanzen exportorientierter Unternehmen erstmals niederschlagen. Ein Effekt, der sich nach unseren Prognosen im neuen Jahr fortsetzen dürfte.

Das ist allerdings auch notwendig, um an den europäischen Aktienmärkten Kurspotenziale freizusetzen: Der breit aufgestellte Leitindex Stoxx 600 ist mit einem KGV von 14 im historischen Vergleich zwar immer noch fair bewertet, benötigt nun aber Impulse von Unternehmensseite. Noch etwas besser steht es für den DAX. Seine nach wie vor günstige Bewertung von um die 12 lässt für 2015 noch deutlich Luft nach oben. Wir rechnen damit, dass der deutsche Aktienmarkt im neuen Jahr zu den Top- Märkten gehören könnte: Die anziehende Weltwirtschaft und der schwache Euro sollten insbesondere dem stark exportlastigen DAX Rückenwind verleihen. Für die dreißig Unternehmen im deutschen Leitindex rechnen wir insgesamt mit einem Gewinnwachstum von 9 Prozent, nach nur 2 Prozent im Jahr 2014.

Insgesamt positiv sehen wir auch den Aktienmarkt Spaniens: Bei einer Fortführung des wirtschaftlichen Reformkurses der Regierung könnte sich die hohe globale Vernetzung spanischer Unternehmen vorteilhaft auf die Kurse auswirken - das einstige Krisenland Europas gehört für uns 2015 zu den interessanteren Märkten in der Eurozone.

Eine weniger erfreuliche Entwicklung beobachten wir dagegen in Frankreich. Trotz guter Vorgaben von Seiten der Unternehmensgewinne dürfte sich die Reformverweigerung der Regierung Hollande mittelfristig negativ auf den heimischen Aktienmarkt auswirken. Ein Frankreich-Investment erscheint uns deshalb 2015 wenig aussichtsreich.

Auf Seite 3: Japan: Schwacher Yen treibt weiter die Kurse



Japan: Schwacher Yen treibt weiter die Kurse

In Asien bleibt der Gewinner 2014 auch im neuen Jahr eine interessante Investmentregion: Die anhaltende expansive Geldpolitik der japanischen Notenbank und der schwache Yen könnten die Gewinne und Aktienkurse kurzund mittelfristig weiter steigen lassen. Das dürfte die Bewertung von japanischen Unternehmen moderat halten: Mit einem KGV von fast 15 ist zum Beispiel der Aktienindex Topix nach wie vor vergleichsweise sehr günstig bewertet. Anleger sollten jedoch ein Auge darauf haben, ob diese positive Entwicklung für Japan nicht zum Fluch wird. Denn sollte Premierminister Shinzo Abe seine angekündigten Strukturreformen nicht bald angehen, könnte das der japanischen Wirtschaft und damit auch dem Aktienmarkt langfristig Probleme bereiten.

China, Indien & Co.: Erfolgreich auf Reformkurs

Wie wichtig eine konsequente Reformpolitik sein kann, sieht man an den Schwellenländern. So lassen weder Russland noch Brasilien bis heute Pläne für eine klare, strukturelle Erneuerung erkennen. Ihnen droht aus unserer Sicht eine Periode des Stillstands. Zu den Gewinnern dagegen zählen Volkswirtschaften, die umfangreiche Reformen angeschoben haben.

Auf klarem Reformkurs befindet sich zum Beispiel China. Wenn es dem Land, wie von uns erwartet, gelingt, die angestrebte moderate Konjunkturabkühlung zu kontrollieren, kann das Reich der Mitte für entsprechend risikobereite Anleger 2015 interessante Einstiegsmöglichkeiten bieten - zumal die Gewinnaussichten der Unternehmen gut und die Aktienbewertungen nach wie vor sehr niedrig sind: Der breit gestreute Aktienindex MSCI China hat derzeit ein KGV von unter 10. Anleger mit dem Ziel China sollten aber auch den Immobilienmarkt im Auge behalten: Zwar fallen dort nach wie vor die Preise, allerdings nimmt nach unseren Beobachtungen seit September 2014 die Kaufaktivität wieder leicht zu. Unterstützt werden dürfte dieser Trend durch die jüngste Zinssenkung der chinesischen Zentralbank. Sollte sich diese Entwicklung in den kommenden Monaten bestätigen, könnten daraus weitere Impulse für den Aktienmarkt erwachsen.

Exemplarisch für den erfolgreichen Wandel in Indien sind die drei "R": Rajan, Reformen und Rating. Raghuram Rajan, Chef der indischen Notenbank, gelang es, die Inflation in den vergangenen elf Monaten von rund 10 auf etwa 4,5 Prozent zu senken. Zudem wurden weitere Reformen lanciert oder befinden sich in Planung, etwa die Öffnung verschiedener Wirtschaftszweige für ausländisches Kapital. Eine verbesserte Haushaltslage und ein rückläufiges Leistungsbilanzdefizit könnten zeitnah zudem zu einer Verbesserung des Ratings führen, was die Zinsen und damit Finanzierungskonditionen deutlich verbessern würde. Auch wenn der indische Aktienmarkt mit einem KGV von 17 nicht mehr günstig ist: Sollte der zyklische in einen strukturellen Wirtschaftsaufschwung münden, dürfte das weiteres Kurspotenzial freisetzen.

Auf Seite 4: Gute Chancen in Indonesien



Bei vielen Anlegern nicht auf der Rechnung, für uns im neuen Jahr aber umso interessanter ist Indonesien. Vor allem die Kürzung der Treibstoffsubventionen wirkt sich bereits positiv aus, da sie dem Staatshaushalt Spielraum für Investitionen in Bildung und Infrastruktur verschafft. Zudem profitiert die Handelsbilanz des ölimportierenden Landes von den sinkenden Ölpreisen. Ähnlich wie in Indien könnte es dadurch auch für Indonesien mittelfristig zu einer Verbesserung des Ratings kommen - in Verbindung mit einem von uns prognostizierten Gewinnwachstum von 13 Prozent könnte das für risikobereite Anleger ein mögliches Einstiegssignal in den Aktienmarkt darstellen.

Flexibilität auch für Aktienanleger oberstes Gebot

Die uneinheitliche Entwicklung der weltweiten Märkte zeigt: Auch für Aktienanleger ist 2015 Flexibilität gefragt. Pauschales "Buy and Hold", also das Kaufen und langfristige Halten von Aktien, ist keine erfolgversprechende Strategie mehr. Vielmehr sollten sich Investoren, bei Bedarf mit professioneller Unterstützung, aktiv um die Zusammensetzung ihres Aktienportfolios kümmern und es regelmäßig überprüfen sowie an die Marktentwicklungen anpassen.

Auf Seite 5: Gute Gewinnaussichten





Perspektiven 2015: Der Jahresausblick der Deutschen Bank