Auch im neuen Jahr finden natürlich wieder viele Investorenkonferenzen statt. Dabei versuchen die teilnehmenden Unternehmen einen möglichst guten Eindruck auf die Teilnehmer zu machen, damit diese anschließend Aktien kaufen oder bestehende Positionen zumindest behalten. Die Teilnehmer selbst erhoffen sich gleichzeitig die neuesten geschäftlichen Informationen von den Unternehmen und ebenfalls wichtig, einen Eindruck davon, was vom Management zu halten ist.

Nach fast sechs Jahren Hausse ist es dabei wichtig, ganz genau hinzusehen, denn die Bewertungen sind teilweise schon recht anspruchsvoll geworden. Zumindest gibt es viele Umfeld-Faktoren, die sich in den vergangenen Monaten außergewöhnlich heftig verändert haben. So hat der Euro stark abgewertet und auch der Ölpreis ist heftig unter Druck geraten. Alles Dinge, die Einflüsse auf die Gewinne der Unternehmen haben können und wegen denen es sich lohnt, aus erster Hand von den Firmen zu hören, wie sich das alles auf ihre Aktivitäten auswirkt.

Das deutsche Bankhaus Lampe hat so eine Konferenz jüngst in London veranstaltet. Auf dem zweiten "German Equity Forums" wurden für 17 Unternehmen Einzel- und Gruppenmeetings mit insgesamt 75 Investoren organisiert. Im Anschluss an die Veranstaltung kamen die Organisatoren zu dem Schluss, dass die meisten Unternehmen wie erwartet die guten Aussichten auf anhaltendes Wachstum in 2015 bestätigt hätten. Gleichzeitig hieß es aber, nach der generell guten Kursperformance sei dies vielfach in der Bewertung bereits reflektiert. Die Lampe-Analysten bevorzugen vor diesem Hintergrund Unternehmen mit klaren unternehmensspezifischen Katalysatoren.

Mittelfristig das signifikanteste Kurspotenzial wird nach den jüngsten Meetings mit den Unternehmensvertretern bei vier Aktien gewittert. Gemessen an den Kurszielen könnten diese Titel zwischen 17 Prozent und 77 Prozent zulegen. Auf den nachfolgenden Seiten erfahren Sie, um welche Werte es sich handelt und warum diesen Aktien weiter Luft nach oben zugebilligt wird.



Lampe-Favorit Nummer eins: KWS Saat AG (WKN: 707400, 273,35 Euro, alle Kursangaben und Bewertungskennziffern basierend auf Daten vom 16.02.15)



Seit zwei Jahren ist die Aktie von KWS Saat nun schon in einem Seitwärtstrend gefangen. Die Ausgangslage ist somit eine ganz andere als noch von Ende 2008 bis Anfang 2013, als die Notiz sehr stark zulegte. Doch das Kursverhalten passt im Grunde genommen zur geschäftlichen Entwicklung. Denn 2014 dürfte voraussichtlich das zweite Geschäftsjahr in Folge mit einem Gewinnrückgang gewesen sein. Verantwortlich dafür sind neben teilweise ungünstigen Marktbedingungen für Zuckerrüben auch gestiegene Ausgaben für Forschung & Entwicklung sowie höhere Vertriebskosten. Als Folge davon dürfte die Spanne beim Gewinn vor Zinsen und Steuern auf das niedrigste Niveau seit 2005/06 gefallen sein.

Nun kommt es darauf an, wie sehr die unternommenen Anstrengungen Früchte bringen werden. Lampe-Analyst Marc Gabriel ist in dieser Hinsicht zuversichtlich. Er ist davon überzeugt, dass die getätigten Investitionen zur Steigerung des Unternehmenswerts beitragen werden. Außerdem stuft er den Megatrend Agrar als intakt ein und dank der Expansion von KWS in neue Regionen wie Brasilien und China sowie demnächst gegebenenfalls Indien profitiere das Unternehmen von diesem Treiber.

Zur aktuellen Geschäftslage kommt er nach der Konferenz zu folgenden Schlüssen: KWS sei in der Lage, den Rückgang der Maisanbaufläche in den USA von rund fünf Prozent in diesem Jahr durch den starken US-Dollar zu kompensieren. In Brasilien sollte der Umsatz im Geschäftsjahr 2014/15 rund 70 Millionen Euro nach 53 Millionen Euro im Vorjahr erreichen. Damit werde die dynamische Entwicklung seit dem Einstieg vor zwei Jahren fortgesetzt. Bei Zuckerrüben bleibe das US-Geschäft mit einem Umsatz von rund 120 Millionen Euro nach 110 Millionen Euro im Vorjahr auf Rekordkurs. Damit dürfte der Konzern auch die Gesamtjahresprognose von rund 1,25 Milliarden Euro Umsatz und 125 Millionen Euro beim Gewinn vor Steuern und Zinsen bestätigen. Eine Marge von mindestens zehn Prozent beim Gewinn vor Zinsen und Steuern bleibe das Ziel und darüberhinausgehende Erlöse würden für Forschung und Entwicklung aufgewendet.

Für Gabriel bleibt KWS ein langfristiger Kauf. Das Urteil hat dabei auch mit den günstigen Rahmendaten zu tun. In den kommenden 40 Jahren müssen, wie der Lampe-Analyst erklärt, bedingt durch die steigende Weltbevölkerung und dem Anstieg des Wohlstands, der den Nahrungsmittelkonsum nach oben treibt. mindestens 70 Prozent mehr Nahrungsmittel produziert werden als heute. Bei begrenzten Ackerflächen zwinge dies zwangsläufig zu mehr Ertrag pro Hektar, was nur mittels Düngung und Pflanzenschutz sowie erstklassigem Saatgut möglich sei. KWS profitiere von alledem, weil sich das Unternehmen im internationalen Saatgutgeschäft in der Spitzengruppe der Anbieter etabliert habe und weiter auf profitables Wachstum setze. Das Kursziel für den für das Geschäftsjahr 2015/16 mit einem KGV von rund 20 ausgestatteten Titel wird auf 322 Euro taxiert, was 17,8 Prozent Luft nach oben lässt.



Lampe-Favorit Nummer zwei: Wincor Nixdorf AG (WKN: A0CAYB, 41,435 Euro)



Mit Wincor Nixdorf ist ein Titel unter den Lampe-Favoriten, der die Hausse in den vergangenen Jahren weitgehend verschlafen hat. Vielmehr mussten die Langfristinvestoren mit einer volatilen Berg-und-Talfahrt leben. Nach einem schwachen Vorjahr befindet sich die Notiz des Herstellers von Geldautomaten und Kassensystemen, der als globale Nummer zwei im Banking und als Nummer zwei im Retail-Geschäft über eine starke Marktstellung verfügt, derzeit aber wieder im Aufwind.

Geht es nach Lampe-Analyst Heiko Feber, dann könnte sich dieser Trend weiter fortsetzen. Nach den von Finanzvorstand Jürgen Wunram und der Investor-Relations-Verantwortlichen Sabine Brummel auf der Konferenz abgegebenen Erläuterungen sieht er sich in seiner positiven Einschätzung der Aktie bestätigt. Dynamisches Wachstum sei bei dem in rund 130 Ländern vertretenen Unternehmen kurzfristig zwar nicht zu erwarten, aber dafür sei auch das Abwärtspotenzial begrenzt. Im Banking-Geschäft in Westeuropa dürfte ein Boden gefunden sein, während Osteuropa, von wo rund sieben Prozent des Umsatzes kommt, der größte Unsicherheitsfaktor bleiben dürfte.

Der Umsatzrückgang in Deutschland (von den rund 9.000 Mitarbeitern ist bereits mehr als die Hälfte außerhalb Deutschlands tätig) im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres sollte im weiteren Jahresverlauf mehr oder weniger wieder ausgeglichen werden können. Übernahmen würden weiterhin angestrebt und seien Bestandteil der Prognose für 2014/15. Der Ausblick für das laufende Geschäftsjahr, der ein moderates Umsatzwachstum und eine überproportionale Verbesserung beim Gewinn vor Steuern und Zinsen vorsieht, sei bestätigt worden.

Zur Bewertung heißt es, nach dem jüngsten Anstieg sei die Aktie zwar mit einem ähnlichen KGV bewertet wie die aus Unternehmen wie Diebold, NCR, GRG Banking, Ingenico und Verifone bestehende Vergleichsgruppe bewertet. Aber gemessen am eigenen historischen Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre betrage der KGV-Abschlag rund zwölf Prozent. Hinzu komme die bei einer Ausschüttungsquote von rund 50 Prozent betriebene attraktive Dividendenpolitik. Für 2014/15 kalkuliert Feber mit einer Dividende von 1,70 Euro je Aktie. Daraus errechnet sich eine Rendite von 4,1 Prozent. Das Kursziel wird mit 50 Euro angegeben, woraus sich ein Aufwärtspotenzial von 20,7 Prozent ergibt.



Lampe-Favorit Nummer drei: LPKF Laser & Electronics AG (WKN: 645000, 11,995 Euro)



Bei der LPKF Laser & Electronics AG beschrieb das Management bei seiner Präsentation auf der Konferenz 2015 noch als ein weiteres Übergangsjahr. Lampe-Analyst Karsten Iltgen zählte es außerdem zu den Aufgaben des Spezialmaschinenbauers, nach Enttäuschungen das Investoreninteresse wiederherzustellen. Mit einer Meldung aus der Vorwoche ist das aber bereits teilweise gelungen. Denn in China wurde der Durchbruch bei einem im vierten Quartal noch verschobenen wichtigen Auftrag erzielt. Konkret hat der Lasertechnikspezialist eine Bestellung im Wert von 2,5 Millionen Euro von einem chinesischen Elektronikproduzenten erhalten, was als erster Teil eines insgesamt rund fünf Millionen Euro schweren Vertrags für Systeme zur Laser-Direkt-Strukturierung (LDS) zu verstehen sei.

Der Aktienkurs legte daraufhin stark zu, gemessen am Lampe-Kursziel von 14,00 Euro hat die Notiz aber noch immer 16,7 Prozent Luft nach oben. Der Kursanstieg fiel auch deshalb sehr deutlich aus, weil LPKF wegen dem verschobenen Auftrag im Vorjahr die Gewinnprognose nach unten korrigieren musste. Nachdem das Unternehmen, das Maschinen und Lasersysteme herstellt, die in der Elektronik und vermehrt in der Automobilbranche/Medizintechnik verwendet werden, in den vergangenen fünf Jahren um durchschnittlich 23 Prozent pro Jahr gewachsen war, musste zum ersten Mal seit sechs Jahren die Jahresprognose gesenkt werden.

Der jetzt doch besiegelte Abschluss nährt die Hoffnung darauf, dass es sich dabei um einen Einzelfall handelte. Iltgen wittert jedenfalls signifikantes Aufwärtspotenzial für den Fall, dass das Wachstum im LDS-Bereich und im Dünnschicht-Solarmarkt zurückkehrt. Damit rechnete er bisher im zweiten Halbjahr 2015. Noch sei die Visibilität auf eine neue Wachstumswelle im LDS-Bereich aber gering. Dieses Geschäft leide unter der relativen Schwäche von Samsung und chinesischen Smartphone-Herstellern und der Stärke von Apple. Das Unternehmen fokussiere sich hier auf neue Prozesse, die LDS ökonomischer machten, um damit neue Anwendungen zu erschließen.

Bei der Präsentation lag der Fokus bereits auf neuen Produkten, die TecDAX-Vertreter ab 2016 dem Wachstum neuen Schwung verleihen sollen. Der nach Aussagen des Managements bisher stärkste Dezember dürfte dabei geholfen haben, die Prognosen für das vergangene Jahr erreicht zu haben. Beim Gewinn je Aktie rechnet Lampe für 2014 mit 0,40 Euro. 2015 sollen es 0,58 Euro werden und 2016 dann sogar 0,82 Euro. Auf dieser Basis ergibt sich für das kommende Jahr ein KGV von 14,6.



Lampe-Favorit Nummer vier: ZEAL Network SE (WKN: TPP024, 39,45 Euro)



Beim vierten und letzten Lampe-Favoriten handelt es sich im Grunde genommen gar nicht mehr um ein richtiges deutsches Unternehmen. Die Gesellschaft wurde zwar 1999 in Deutschland gegründet, aber inzwischen wurde der Hauptsitz nach London verlegt und im November 2014 wurde auch der bisherige Namen Tipp 24 geändert. Die Aktien werden aber weiterhin im Prime Standard der Frankfurter Börse gehandelt und sind Teil des SDAX. Der verfolgte Geschäftszweck besteht darin, Zweitlotterien auf verschiedene europäische Lotterien zu veranstalten und seit 2012 wird an dem Aufbau zusätzlicher Geschäftsbereiche (B2B, B2C) im In- und Ausland gearbeitet. Unter anderem fungiert ZEAL Network dabei als Dienstleister von Internetangeboten für Lotterieveranstalter.

Das schwierige regulatorische Umfeld führt regelmäßig zu viel Erklärungsbedarf von Anlegerseite. Auf der Konferenz fokussierte sich der Vorstandschef Hans Cornehl aber auf die Themen Kostenreduktion durch Wegfall der Glücksspielabgabe und einer optimierten Struktur des Katastrophenbonds, die erste Resonanz auf Geolotto, die Einführung neuer Produkte wie Rubbellose und der Dividendenzahlung sowie den Aktienrückkäufen.

Lampe-Analystin Alexandra Schlegel erwartet für 2015 eine Kostenreduktion von rund 20 Millionen Euro. Zusätzlich sei ab 2016 eine Optimierung der Personal- und Beratungskosten zu erwarten. GeoLotto sei wie erwartet angelaufen. Aktuell befinde sich ZEAL in der Optimierung der Marketingstrategie. Das Erreichen des Break-even-Levels werde unverändert für 2016 angepeilt. Mit einer Ausweitung des Produktportfolios (Rubbellose wurden diesen Monat neu eingeführt) ziele das Unternehmen neben dem Zweitlotteriegeschäft als solidem Kerngeschäft auf eine weitere Differenzierung vom Wettbewerb ab. Dazu zähle der Aufbau weiterer internationaler Geschäftsbereiche. So sei die überarbeitete Version von Geolotto beispielsweise seit Oktober 2014 in Großbritannien live. Aktuell würden außerdem Optionen bezüglich der Dividendenausschüttung (vierteljährlich versus jährlich) diskutiert.

Schlegel geht davon aus, dass ZEAL Network 2015 von einer Reihe positiver Effekte profitieren wird. Zum einen werde seit Dezember 2014 wie angedeutet die Kostenbasis durch den Wegfall der Glücksspielabgabe massiv reduziert. Zum anderen erwarte sie die Auflösung der Stiftungsstruktur, die zu einer Reduktion der Steuerquote auf 23 Prozent führen werde. Mit Erneuerung des Katastrophenbonds, welcher der Risikoabsicherung für das Veranstalten von Zweitlotterien dient, ergebe sich seit Anfang 2015 der Vorteil, dass der Eigenanteil von 35 Millionen Euro nur noch einmal statt vormals zweimal im Jahr fällig werden kann.

Vor diesem Hintergrund wird mit stark steigenden Gewinnen gerechnet. Der Gewinn je Aktie wird für 2014 auf 1,19 Euro taxiert, für 2015 auf 3,95 Euro und für 2016 auf 5,70 Euro. Für das kommende Jahr wird der Titel folglich mit einem geschätzten KGV von 6,9 gehandelt. Schlegel hält das für eine extrem günstige Bewertung, zumal sich bereinigt um vorhandene Barmittel das KGV für 2016 sogar noch weiter auf gut 4,8 verringere. Das Kursziel veranschlagt sie auf deutlich höhere 70 Euro, was theoretisch einem Potenzial von gut 77 Prozent entspricht.