Nach einer überragenden Vorstellung im ersten Quartal, die dem DAX ein Plus von 22,03 Prozent beschwerte, lässt neue Dynamik im noch jungen zweiten Quartal bisher noch auf sich warten. Doch die Vorzeichen für die kommenden Wochen stehen nicht schlecht. Denn der Euro ist weiter günstig, der Ölpreis niedrig und die EZB kauft fleißig Staatsanleihen auf.

Relativ zuversichtlich gestimmt sind auch die Analysten von Independent Research. Sie beurteilen die Aussichten für steigende Unternehmensgewinne positiv. Laut Marktkonsens werde den DAX-Vertretern in diesem Jahr weiterhin ein Ergebnisplus von im Schnitt zwölf Prozent zugetraut. Zuletzt seien diese Konsensschätzungen sogar angehoben worden.

Zwar wird trotzdem im weiteren Jahresverlauf mit einer Fortsetzung der hohen Volatilität und temporären Kursrücksetzern gerechnet. Doch das anhaltende Niedrigzinsumfeld und der vorherrschende Anlagenotstand dürften nach Einschätzung von Independent Research die Bewertungsexpansion weiter vorantreiben.

Basierend auf den Kurszielen für die Einzeltitel wird dem DAX bis Ende 2015 ein Anstieg auf 12.700 Punkten zugetraut und bis zum Ende des ersten Quartals 2016 auf 13.010 Punkten. Das würde dann für das laufende Jahr einem Jahresgewinn von 30 Prozent entsprechen und dazu passen, dass der S&P 500 Index während der drei QE-Programme der US-Notenbank jeweils um 30-50 Prozent zugelegt habe.

Klingt gut, aber unter den von Independent Research abgedeckten Einzelaktien gibt es etliche Titel, denen ein deutlich größeres Plus als dem Gesamtmarkt vorhergesagt wird. Wir haben davon jene fünf deutschen Aktien herausgefiltert, bei denen zum Zeitpunkt der Drucklegung einer ausführlichen Marktstudie das größte Kurspotenzial zugebilligt wurde. Die Kursziele bei diesen Werten liegen 20 Prozent bis 45 Prozent über den aktuellen Notierungen.



Independent Research Deutschland-Favorit Nummer eins: Lanxess AG (WKN: 547040, 49,91 Euro, alle Kurs- und Bewertungsangaben beziehen sich auf dem Stand vom 06.04.)



Im DAX enthalten ist der erste Mitfavorit Lanxess. Nach zwei schwachen Jahren ist der Spezialchemiekonzern plötzlich wieder in bei den Anlegern. Seit Mitte Januar konnte dadurch ein sattes Plus von fast 47 Prozent eingefahren werden. Das überrascht auch deshalb ein wenig, weil das Unternehmen unter dem Preis- und Margendruck bei synthetischem Kautschuk leidet und sich dessen Anteil am Portfolio bei rund 40 Prozent bewege. Trotz eingeleiteter Gegenmaßnahmen dürfte es deshalb schwer werden mit einer schnellen Rückkehr zur früher üblichen Profitabilität. Auch ein schneller Verkauf dieses Bereichs dürfte eher unwahrscheinlich sein.

Nicht unbedingt zum jüngsten Kurs-Comeback passen auch die Unternehmensnachrichten. Für 2014 wurde über einen Umsatzrückgang von 3,5 Prozent auf 8 Milliarden Euro berichtet, aber wenigstens konnte nach einem Verlust von 159 Millionen Euro im Jahr 2013 für das Vorjahr ein kleiner Nettogewinn von 47 Millionen Euro ausgewiesen werden. Zudem sprach der Vorstand der im Umbau befindlichen Gesellschaft von einem voraussichtlich schwierigen Jahr 2015 und einem operativen Ergebnis vor Sondereinflüssen, das sich nur auf Vorjahreshöhe bewegen dürfte.

Gemessen an den Erwartungen von Independent Research sind die Umsatzzahlen für das vierte Quartal 2014 etwas schlechter ausgefallen, das EBITDA dafür etwas besser. Positiv wurde zudem gewertet, dass Lanxess bei der Konzernausrichtung, zu der unter anderem eine Neuaufstellung des Produktionsnetzwerkes im Kautschukbereich zähle, im Plan liege. Die erwartete Ergebnisprognose für 2015 wird als konservativ eingestuft.

Als Kurstreiber dürfte sich die Neuausrichtung erweisen und das Kursziel wird auf 60 Euro beziffert. Gemessen am aktuellen Kurs entspricht das einem Kurspotenzial von gut 20 Prozent. Das KGV wird von Analyst Christoph Schöndube für 2015 mit 45,3 angegeben und für 2016 mit 25,8. Charttechnisch gesehen bewegt sich der Titel kurzfristig in einem Aufwärtstrend, langfristig aber nach wie vor in einem Seitwärtstrend.



Independent Research Deutschland-Favorit Nummer zwei: Airbus Group NV (WKN: 938914, 60,76 Euro)



Im MDAX enthalten ist die Aktie von Airbus. Hier beträgt das Kursplus seit Mitte Dezember gut 49 Prozent. Getrieben wird die Notiz hier zwar auch von der anhaltenden Abwertung des Euro zum Dollar, denn davon profitiert der Flugzeugbauer. Doch die Geschäftsdynamik hat auch intern bereits im vierten Quartal angezogen.

Im gesamten Vorjahr steigerte der Luftfahrtkonzern den Gewinn kräftig. Konkret wurden Rekorde bei Umsatz, operativem Gewinn und Auftragsbestand erzielt. Zudem wurde ein optimistischer Ausblick abgegeben und langfristige Gewinnverbesserungen versprochen. Positiv registriert wurde auch der zuletzt weitgehend reibungslose Verlauf bei den Großprojekten A350 XWB und A320neo, was früher bei Großprojekten bekanntlich keine selbstverständlich war.

Auch laut Independent Research-Analyst Zafer Rüzgar lagen die vorgelegten Geschäftszahlen für 2014 über seinen Prognosen. Möglich geworden sei das auch dank höherer Auslieferungen zum Jahresende. Der für 2015 abgegebene Ausblick sei mit einem leichten Anstieg beim bereinigten Gewinn vor Steuern und Zinsen etwas zurückhaltend ausgefallen.

Die deutliche Dividendenanhebung von 0,75 auf 1,20 Euro je Aktie sei aber als Vertrauensbeweis des Managements zu werten. Auch geht er davon aus, dass die Veräußerung von weiteren Anteilen am französischen Kampfjet-Hersteller an die Aktionäre weitergegeben wird. Grundsätzlich geht man am Markt jedenfalls von weiter steigenden Dividenden aus.

Das KGV beziffert Independent Research auf 17,4 für 2015 und auf 16,5 für 2016. Das Kursziel wird auf 75 Euro taxiert. Daraus ergibt sich theoretisch ein Kurspotenzial von 23,4 Prozent. Das Chartbild gestaltet sich dank dem geglückten Vorstoß auf neue Rekorde ebenfalls recht viel versprechend.



Independent Research Deutschland-Favorit Nummer drei: K+S AG (WKN: KSAG88, 30,96 Euro)



Wieder um einen DAX-Vertreter handelt es sich bei K+S und auch hier dürfen sich die Anteilseigner über Comeback der Aktie freuen. Nach zuvor sehr dürften Performance-Werte ist der Kurs des Düngemittel- und Salzkonzerns seit Mitte Oktober um gut 59 Prozent gestiegen. Der Abstand zu dem im Juni 2008 bei 90,92 Euro markierten Rekordhoch ist aber noch immer sehr groß und an eine Verkürzung des Rückstandes ist nur bei einem Sprung über den bei rund Euro verlaufenden langfristigen Abwärtstrend zu denken.

Grundsätzlich wird die Notiz belastend von einem Überangebot auf dem internationalen Kalimarkt. Zur Erinnerung: Die Kalipreise waren im Sommer 2013 eingebrochen, nachdem der russische Wettbewerber Uralkali das Exportbündnis mit dem weißrussischen Staatskonzern Belaruskali aufgekündigt hatte. Im zweiten Halbjahr 2014 haben sich die Kalipreise aber wieder etwas verbessert und dank einem deutlich stärkeren Salzgeschäft sowie hohen Einsparungen ist es K+S gelungen, das operative Ergebnis im vierten Quartal deutlich zu verbessern.

Zudem stellten die Verantwortlichen auch für 2015 mehr Umsatz und deutlich mehr Gewinn in Aussicht. Bei der Zielerreichung wäre es sicherlich hilfreich, wenn sich der Dollar weiter festigen würde. Denn wie die UBS vorrechnet, schlägt sich für K+S jede Aufwertung des Dollar zum Euro um zehn Cent beim Gewinn vor Steuern und Zinsen in einem Zuwachs von 50 Millionen Euro nieder.

Auch für den zuständigen Independent Research-Analysten Christoph Schöndube sind die Zahlen für das vierte Quartal 2014 besser als erwartet ausgefallen. Positiv wertet er zudem die von 0,25 auf 0,90 Euro je Aktie erhöhte Dividende (Rendite von knapp 3,1 Prozent), hatte er doch bisher mit einer unveränderten Ausschüttung gerechnet. Zufrieden zeigt er sich außerdem mit dem abgegebenen Ausblick. Als Kursziel hält er 30,35 Euro für gerechtfertigt. Das lässt theoretisch noch 22,7 Prozent Luft nach oben. Das KGV für das laufende Jahr wird mit 13,1 angegeben und für das kommende Jahr mit 12,4.



Independent Research Deutschland-Favorit Nummer vier: Nordex SE (WKN: A0D 655, 19,10 Euro)



Zum TecDAX gehört mit Nordex der Favorit Nummer vier. Der Abstand zu dem im Juni 2001 bei 107 Euro aufgestellten Rekordhoch ist hier noch größer als bei K+S, aber immerhin befindet sich der Windturbinenhersteller schon seit einiger Zeit auf einem kräftigen Erholungskurs. Seit Ende Oktober 2012 hat die Notiz jedenfalls schon um gut 607 Prozent zugelegt.

Untermauert wird das auch durch die Geschäftsentwicklung. Im Vorjahr profitierte das Unternehmen von einer starken Nachfrage nach Windrädern und im laufenden Jahr soll die Erlöse weiter gesteigert und die Gesellschaft profitabler werden. Zuletzt ist das Unternehmen dabei sogar schneller als geplant gewachsen. Dadurch dürfte das mittelfristige Umsatzziel früher erreicht werden als bisher erwartet. So wird für 2015 von einem Umsatz von 1,9 bis 2,1 Milliarden Euro ausgegangen. Bisher war die Marke von zwei Milliarden Euro bis 2017 angepeilt worden.

Die Vorgabe für das laufende Jahr scheint gut abgesichert zu sein, weil die Aufträge zum großen Teil bereits eingegangen sind. Die operative Marge soll basierend auf dieser günstigen Ausgangslage von 4,5 Prozent auf 5,0 bis 6,0 Prozent verbessert werden. Bis 2017 sollen es dann sogar 7,0 bis 8,0 Prozent werden, was Analysten durchaus für machbar halten. Bei einer Erreichung der 2015er-Ziele könnte es erstmals seit dem Börsengang 2001 eine Dividendenausschüttung geben.

Die Entscheidung, für 2014 noch keine Ausschüttung vorzunehmen, bezeichnet Independent Research-Analyst Sven Diermeier als erwartungsgemäß. Zudem stuft er Bilanz- und Verschuldungskennzahlen bei Nordex nach wie vor als solide ein. IM Rahmen des nächsten Kapitalmarkttages im September rechnet er mit der Bekanntgabe neue Geschäftsziele. Als Kursziel nennt Diermeier 24,00 Euro. Daraus errechnet sich ein Kurspotenzial von 25,7 Prozent. Das KGV für 2015 gibt er für 2015 mit 23,5 an und für 2016 mit 18,4.



Independent Research Deutschland-Favorit Nummer fünf: Klöckner & Co (WKN: KC0 100, 9,38 Euro)



Anders als die anderen bisher besprochenen Titel könnte die Aktie von Klöckner & Co zuletzt noch keine auffällige Kursstärke unter Beweis stellen. Der MDax-Vertreter steckt mittelfristig in einem Seitwärtstrend fest und langfristig betrachtet ist sogar noch immer der Abwärtstrend intakt. Dadurch ist bei den Anteilsscheinen des Stahlhändlers die Differenz zu dem im Juli 2007 bei fast 49 Euro markierten Rekordhoch noch immer riesengroß.

Erschwert wird eine größere Kursdynamik auch derzeit durch eher ernüchternde Meldungen aus dem Umfeld. So hieß es zuletzt unter Händlern, schlechte Nachrichten vom Stahlmarkt in den USA strahlen auch negativ auf die Aktie von Klöckner & Co aus. Die Lager seien voll, was auf die Preise im Handel drücke, hieß es und das dürfte auch Klöckner & Co treffen. Dazu muss man wissen, dass das Duisburger Unternehmen mehr als ein Drittel des Umsatzes in den USA erwirtschaftet. Die zuletzt in den USA aufgekommenen Unsicherheiten mit Blick auf die weitere konjunkturelle Entwicklung ist folglich eine Belastung.

Dennoch gibt es nach wie vor Marktteilnehmer, die bei der Gesellschaft auch weiterhin Fortschritte bei der eingeleiteten Trendwende erwarten. Zudem wird darauf gesetzt, dass der Stahlhändler Wachstum durch Übernahmen und die Ausweitung der Geschäftsaktivitäten erzielen kann. Grundsätzlich zuversichtlich ist auch Independent Research-Analyst Sven Diermeier, er räumt gleichzeitig aber ein, dass der Geschäftsausblick für 2015 eher verhalten ausgefallen sei. In sei der Start in das laufende Geschäftsjahr nur sehr schwach verlaufen.

Das Margenziel von mehr als fünf Prozent beim EBITDA sei für 2017 aber bestätigt worden und Diermeier geht in diesem und im kommenden Jahr von einer weiteren Annäherung an dieses mittelfristige Margenziel aus. Darauf aufbauend gibt er das Kursziel mit 11,80 Euro an, was knapp 26 Prozent über der aktuellen Notiz liegt. Das KGV wird für 2015 mit 29,1 angegeben und für 2016 mit 12,7. Gemessen an der für das Vorjahr gezahlten Dividende von 0,20 Euro je Aktie ergibt sich eine Rendite von 2,1 Prozent.



Independent Research Deutschland-Favorit Nummer sechs: Solarworld AG (WKN: A1YCMM, 13,16 Euro)



Ausgesprochen ernüchternd gestaltet sich auch beim sechsten Favoriten Solarworld das Chartbild. Langfristig ist der Abwärtstrend intakt, den der Solarproduzent seit November 2007 eingeschlagen hat. Wie schlecht es gelaufen ist, zeigt sich auch daran, dass die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz das Unternehmen zum größten Kapitalvernichter unter den Aktienunternehmen gekürt hat, weil kein anderes solventes Unternehmen 2014 so viel Kapital der Aktionäre verbrannt habe.

Auf dem nach wie vor tiefen Kursniveau gab es zuletzt aber Stabilisierungsansätze, die auch dadurch begünstigt werden, dass die Vertreter aus der Solarbranche allgemein in diesem Jahr wieder angesagter sind an der Börse.

Auch bei Deutschlands größtem Solarkonzern läuft es nach einer existenzbedrohenden Krise wieder besser. Nach einem Schuldenschnitt stieg der Umsatz im Vorjahr um 26 Prozent auf 573 Millionen Euro und dank Sondereffekte und Bilanzgewinne aus der Übernahme der Solaraktivitäten von Bosch konnte ein Gewinn von 464 Millionen Euro ausgewiesen werden.

Für 2015 wird nach einem guten Start in das laufende Jahr aber auch operativ ein positives Ergebnis angestrebt. Zudem wird eine Umsatzsteigerung von mindestens 25 Prozent auf mehr als 700 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Die weltweite Absatzmenge von 873 Megawatt im Vorjahr soll außerdem auf mehr als eine Gigawatt zunehmen.

Die Billig-Konkurrenz aus China erschwert zwar nach wie vor das Geschäfte machen, aber was hilft sind der schwache Euro und ein Solarboom in den USA. Dort werden in diesem Jahr voraussichtlich mehr als die Hälfte der Solarworld-Produktion verkauft. Wie es Ende März hieß, habe der Konzern bei der Absatzmenge seit Jahresbeginn bisher um mehr als 30 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal zugelegt.

Independent Research rechnet mit einer Fortsetzung der operativen Fortschritte und hält einen Kursanstieg bis auf 13,55 Euro für möglich. Bei Zielerreichung hätte der Titel ein Potenzial von 44,5 Prozent. Für 2014 wird das KGV auf 12,4 beziffert.