Via Twitter verkündete der chinesische Shoppingriese Alibaba diesen Freitag einen neuen Rekord. Binnen weniger Minuten wurden über die Online-Plattform Waren im Wert von einer Milliarde verkauft. Der Shoppingrausch hat seine Ursache im heutigen "Singles Day". Am 11.11. bieten chinesische Onlinehändler Rabatte von bis zu 50 Prozent an. Mehr Umsatz wird weltweit an keinem anderen Tag im Internet gemacht. Vergangenes Jahr verkaufte Alibaba binnen 24 Stunden Produkte mit einem Wert von 13,1 Milliarden Euro. Alibaba erwartet in diesem Jahr einen Umsatzanstieg von rund 30 Prozent, wie die Zeitung "South China Morning Post" berichtete. Die Chancen dafür standen am Freitagmittag gut: Innerhalb der ersten acht Stunden stand die Umsatzanzeige bereits bei 9 Milliarden US-Dollar.

Der Rekordwert zeigt, dass die Kauflust der wachsenden chinesischen Mittelschicht noch lange wachsen kann. Als unangefochtener Marktführer ist Alibaba bestens für den anhaltenden Aufschwung im E-Commerce gerüstet. Der Marktanteil des von Jack Ma gegründeten Online-Riesen liegt bei über 80 Prozent. Bis 2020 wird sich der Internethandel in dem Reich der Mitte auf 1,1 Billionen Dollar fast verdoppeln und den Abstand auf die USA weiter ausbauen, prognostizieren Marktforscher. Außerdem können über Alibabas Handelsplattformen auch Kleinunternehmer ihre Produkte den über 400 Millionen Alibaba-Kunden anbieten.

Dank des boomenden Marktes kann die Online-Handelsplattform weiterhin schnell wachsen. Im vergangenen Quartal sprang der Umsatz im Jahresvergleich um 55 Prozent auf 4,58 Milliarden Euro. Es ist der stärkste Umsatzanstieg seit dem Börsengang im September 2014. Der Gewinn lag bei umgerechnet 958 Millionen Euro. Das war zwar ein Rückgang von 69 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal, damals hatte allerdings ein Sondergewinn aus einer Neubewertung das Ergebnis in die Höhe getrieben. Bereinigt um diesen Effekt legte auch der Gewinn kräftig zu.

Die Zahl der Nutzer auf mobilen Geräten stieg binnen drei Monaten um 23 Millionen auf 450 Millionen. Im Schnitt kaufen die Nutzer mehr als 50 Mal pro Jahr über die Alibaba Dienste wie Taobao und Tmall ein. Alibaba will - wie Amazon - aber auch verstärkt zu einem Cloud-Dienstleister werden. Hier konnte Alibaba seinen Umsatz zwar mehr als verdoppeln, aber auch der Verlust des Segments sprang um mehr als 600 Prozent in die Höhe. Grund sind sehr hohe Investitionen in den Ausbau und das Kundenwachstum der Cloud-Dienstleistungen. Erst Ende Oktober reduzierte AliBaba die Preise um die Hälfte, um weiterhin aggressiv Marktanteile zu gewinnen. Hintergedanke der Strategie: Wenn sich das Wachstums im Onlinehandel einmal abschwächt, sollen die jeden Monat regelmäßig fließenden Cloud-Einnahmen den Umsatz stabilisieren. Bis der Geschäft mit der vermieteten Rechnerkapazität dieses Aufgabe erfüllen muss, dürfte es aber noch dauern.

Einschätzung der Redaktion



Mit den Quartalszahlen konnte sich Alibaba erneut vom schwächeren Wirtschaftswachstum Chinas abkoppeln. Wie viel Potential noch im Onlinehandel steckt zeigt der heutige Umsatzrekord in Milliardenhöhe. Allerdings gibt es auch leichte Zweifel an der Wachstumsgeschichte. In den USA, wo Alibaba gelistet ist, untersucht die Börsenaufsicht SEC die Transparenz des Unternehmens, nachdem Zweifel über Aussagekraft der Finanzahlen aufkamen. Die Untersuchungen begannen bereits im Mai und könnten noch Monate dauern. Alibaba selbst sagt, es kooperiere mit der SEC und arbeite daran immer transparenter zu werden. Dennoch wurde der Konzern vom prominenten Shortseller Jim Chanos für die seiner Meinung unvollständige Berichterstattung angegriffen.

Derzeit lastet die SEC Untersuchung auf dem Kurs. Langfristig orientierte Anleger sollten sich davon jedoch nicht verunsichern lassen. Alibaba ist Marktführer im boomenden Onlinemarkt von China und auch das schwächere Wirtschaftswachstum der Volkswirtschaft scheint dem Konzern bisher nichts anhaben zu können. Wir empfhelen die Aktie daher weiter zum Kauf.

Kursziel: 105,00 Euro

Stoppkurs: 66,20 Euro