Stockpicking - also die Selektion von Aktien - ist schon immer ein Werkzeug gewesen, um die Performance des Depots zu steigern. In 2016 wird es vermutlich sogar entscheidend für den Anlageerfolg sein. Denn auf den steigenden Gesamtmarkt zu setzen dürfte sich angesichts des beschränkten Aufwärtspotenzials für den DAX kaum auszahlen. Einzelne Titeln haben dagegen immer wieder Kurspotenzial. Daher gilt es, die Spreu vom Weizen zu trennen. Sinnvoll ist es, positive Trends - also eine anhaltende Nachfrage - zu identifizieren und auf die entsprechenden Aktien zu setzen.

In einer dreiteiligen Serie analysieren wir in dieser Woche die 30 Blue Chips im Leitindex und machen auf die aussichtsreichsten Titel aufmerksam. Auf den kommenden Seiten starten wir im ersten Teil mit den Papieren von Adidas bis zur Deutschen Bank. Jede Aktie wird mit einem Tages- und einem Wochenchart dargestellt, unter welchem jeweils der Abstand zum Durchschnittskurs des vergangenen Monats (blau) und der vergangenen 200 Tage (violett) als kurz- und mittelfristiger Indikator für einen überkauften oder überverkauften Zustand dargestellt wird.



Adidas



Nach einer schönen Rally seit dem Sommer des Vorjahres mit Kursgewinnen bis zu 50 Prozent ist das Papier nun am Widerstandsbereich um 93/95 Euro angekommen. Hier zeigte sich bereits 2013/2014 ein großer Wendepunkt zurück nach Süden. Daher ist nun Vorsicht angebracht, zumal die Aktie auch schon 15 Prozent über ihrem 200-Tage-Durchschnitt verläuft. Werte ab 23 Prozent waren in der Vergangenheit ein Signal für eine Überhitzung des Marktes. Kurzfristig ist dagegen innerhalb der bestehenden Seitwärtsbewegung Luft bis zurück an den eingangs genannten Widerstand, günstige Kaufkurse sind jedoch erst wieder um 75/78 Euro erkennbar. Dann hätte die Aktie zurück an die 200-Tage-Linie und an einen horizontalen Bereich mit mehreren Wendepunkten im Tageschart korrigiert. Anleger sollten eher abwarten, bis entweder ein Rückfall eine günstige Einstiegsgelegenheit ergibt, oder ein Ausbruch über die 95er-Marke ein frisches Kaufsignal erzeugt.





Allianz



Ein langfristiger, im Wochenchart erkennbarer Aufwärtstrend zeichnet die Aktie aus, auch ist derzeit keine Überhitzung erkennbar. Bis zu 25 Prozent kann das Papier über die 200-Tage-Linie klettern, aktuell sind es nur 5 Prozent. Damit ist theoretisch Luft bis fast an die 190er-Marke. Kurzfristig ist aber schon um 170 starker Verkaufsdruck erkennbar, diese Hürde dürfte vorläufig auch weiter als Bremse wirken. Bei 152/154 ist dagegen eine stärkere Nachfrage messbar, erst unter 144/146 trübt sich die Prognose wieder ein. Grundsätzlich ist die Allianz damit ein interessantes Papier, Anleger können Rückschläge zu Käufen nutzen oder einen Ausbruch über 170 als frisches Kaufsignal abwarten - dann ist das Potenzial zwar nicht mehr so hoch, aber das Risiko geringer.





BASF



So schön der jahrzehntelange Aufwärtstrend der Aktie auch ist, seit 2013 bleibt innerhalb dieser Tendenz doch nur noch eine Seitwärtsbewegung übrig. Aktuell ist das Papier nahe an der untere Grenze dieser Tradingrange bei rund 62 bis 65 Euro, was für mutige Schnäppchenjäger interessant ist. Doch wer investiert, setzt gegen den vorherrschenden Trend und muss daher einen engen Stopp zur Risikobegrenzung setzen. Bricht das Papier nach unten aus, drohen weitere Verluste bis mindestens 51/54 Euro, eventuell sogar bis in den Bereich 40/42 Euro - beide Areale sind im Wochenchart bereits durch mehrere Wendepunkte aufgefallen. Nach oben ist Luft bis zunächst 79 Euro an die 200-Tage-Linie und das jüngste Zwischenhoch. Im Idealfall reicht das kurzfristige Potenzial sogar bis 86/88,50 Euro an die im Tageschart erkennbaren Hürden. Wir der langfristige Aufwärtstrend (grüne Trendgerade im Wochenchart) wieder aufgenommen, ist sogar erst über der 100er-Marke Schluss.





Bayer



Auch bei der Bayer-Aktie ist der langfristige Aufwärtstrend immer mehr in eine Seitwärtskonsolidierung übergegangen. Seit April 2015 zeigt sich im Tageschart sogar eine klare Abwärtsbewegung. Anleger sollten vorsichtig sein, denn aktuell bewahrt nur die Nachfrage um 107 Euro das Papier vor einem stärkeren Rückschlag in Richtung der 90er-Marke. Bessern werden sich die Aussichten erst jenseits von 126 Euro, dort verläuft die Obergrenze des Abwärtstrendkanals und die 200-Tage-Linie - beides starke Kursbremsen, die vorerst kaum zu knacken sind. Die Aktie ist nur für Spekulanten spannend, die auf eine Stabilisierung über der 107er-Marke setzen wollen. Das ist jedoch äußerst riskant.





Beiersdorf



Der langfristige Aufwärtstrend ist intakt, allerdings dominiert kurzfristig derzeit eine Korrektur das Handelsgeschehen. Schon an der 200-Tage-Linie im Bereich der 80er-Marke könnten die Kurse sich wieder fangen, sonst ist noch einmal etwas Luft nach unten bis in den Bereich um 72/75. Nach einer Konsolidierung ist dann Luft nach oben bis mindestens an die 90er-Marke, wo im Wochenchart ein Aufwärtstrend die Hochs der vergangenen Jahre gut vorherbestimmte. Für Anleger ein solides Basisinvestment zur Depotbeimischung.





BMW St.



Zu groß war die Korrektur im Vorjahr, um jetzt noch von einem langfristigen Aufwärtstrend sprechen zu können. Was die Aktie vor einem noch stärkeren Absturz bewahrte, war nur die stabile Nachfrage um 74/78 Euro. Für Spekulanten wird das Papier erst hier wieder interessant, doch seriöse Anleger meiden den Autohersteller nach dem sich abzeichnenden Trendwechsel in Richtung Süden am besten ganz. Erst eine Erholung über die Zwischenhochs im Tageschart um 106 Euro würde die Prognose mit einem kurzfristigen Kaufsignal aufhellen, doch vorerst ist das eher unwahrscheinlich.





Commerzbank



Die Aktie ist zwar dafür bekannt, ihren bereits viele Jahre währenden Abwärtstrend immer wieder durch spektakuläre Bärenmarktrallys zu unterbrechen. Damit lockt sie immer wieder Anleger an, die gerne Börsenlotto spielen. Für den seriösen Investor ist das Papier nichts, wie der intakte, fallende Trendkanal im Tageschart zeigt. Er lässt Luft bis rund 8,90 Euro nach unten, allerdings auch nach oben bis derzeit etwa 12,70 Euro. Doch selbst wer unbedingt zocken will, muss ein kurzfristiges Kaufsignal abwarten. Dieses kommt frühestens bei rund 11 Euro zustande, ist also noch in weiter Ferne. Unser Rat: Finger weg.





Continental



Das gesamte Jahr 2015 über bremsten Verkäufe um 228/234 Euro die Aktie aus - das ist zu auffällig, um Zufall zu sein. Hier macht ein Großinvestor Kasse. Erst wenn der starke Abgabedruck dort aufhört, kann das Papier weiter steigen. Grundsätzlich ist es aber sehr interessant, da es sich in einem langfristigen Aufwärtstrendkanal befindet. Erst Kurse unter der 180er-Marke würden diesen Trend gefährden, der nach oben Potenzial bis 285 Euro hat. Die Aktie gehört auf jede gut sortierte Beobachtungsliste, Rückschläge in den Bereich 210 und 197/199 sind erste Kaufgelegenheiten für Mutige.





Daimler



Mit Autos war 2015 kein Geld zu verdienen, auch Daimler bildet hier keine Ausnahme. Dennoch könnte das Papier bald wieder sehr spannend werden. Im Wochenchart zeigt sich, dass es nicht mehr weit bis zum langfristigen Aufwärtstrend um 65 Euro ist - hier stabilisierte sich der Kurs in den vergangenen Jahren wiederholt. Vorerst dominiert jedoch eher der Verkaufsdruck an de 80er-Marke das Handelsgeschehen. Das Dezember-Hoch jenseits der 85 wirkt dadurch kaum mehr erreichbar. Anleger sollten die Aktie nun zunächst auf die Watchlist nehmen und nach einer weiteren 10-Prozent-Korrektur langsam Positionen aufbauen.





Deutsche Bank



Nicht nur der Automobilsektor wurde im Vorjahr abgestraft, auch Banken standen auf der roten Liste. Die Deutsche Bank ist derzeit nur für ausgeprägte Spielernaturen interessant - und dies auch nur weil sie an der Untergrenze der seit 2011 bestehenden Tradingrange knapp über der 20er-Marke angekommen ist. So lässt sich mit engem Stopp auf eine kleine Bärenmarktrally spekulieren. Ein erstes Mal ist das Papier bereits im Dezember von dieser Unterstützung/Kaufzone nach oben abgeprallt, doch schon die erste Hürde im Tageschart bremste den Kurs wieder aus: Bei 23 / 23,50 Euro sind viele alte Wendepunkte eine Orientierungsmarke für Verkaufswillige.

In einem günstigen Marktumfeld - welches wir derzeit nicht haben - könnte das Papier einen weiteren Ausbruchsversuch nach Norden starten und dabei sogar bis in den Bereich um 25 Euro vorstoßen. Wohin es aber langfristig geht, zeigt der Abwärtstrend im Wochenchart. Ein erneuter Test dieser Trendgeraden bei 29/31 Euro ist vorerst nicht zu erwarten. Nach einer Atempause sollte es eher weiter abwärts gehen, wobei dann nur noch das 2009er-Tief knapp über der 15er-Marke als Orientierungsziel vorhanden ist.



Andreas Büchler ist Herausgeber des Magazins und Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft für Börsenhandelssysteme.

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