Die Allianz will in den kommenden drei Jahren 700 Stellen in Deutschland streichen. Betroffen ist der Bereich Schaden-/Unfallversicherung.

Das operative Ergebnis (Ebit) dieser Sparte sank im ersten Quartal um 12,7 Prozent auf 1,259 Milliarden Euro. Kosten für Stürme, wie der Tropensturm "Debbie" in Australien, belasteten. Insgesamt erwirtschaftete die Allianz 2,9 Milliarden Euro, 9,4 Prozent mehr als in den ersten drei Monaten des Vorjahres.

Grund für die geplante Stellenstreichung ist die Digitalisierung. Denn bestimmte Arbeiten können Computer übernehmen. Beispiel dafür ist eine App, über die Kunden ihre Rechnungen per Foto einreichen. Diese werden dann automatisch ausgewertet. Dadurch soll die Fehlerquote in der Bearbeitung sinken, hatte der Konzern im vergangenen November auf einer Investorenkonferenz angekündigt. Bis Ende 2018 soll der Gewinn durch die Digitalisierung um eine Milliarde Euro steigen.

Der geplante Stellenabbau solle fair und sozialverträglich geschehen, so der Versicherer am Freitag. Kündigungen sollen möglichst vermieden werden. Neue Arbeitsplätze sollen in der Kundenbetreuung entstehen. "Die Allianz wächst über die Digitalisierung und braucht deshalb eigentlich weniger Personalabbau," fasste Oddo Seydler-Analyst Roland Pfänder gegenüber BÖRSE ONLINE zusammen. "Die neuen Prämien und Verträge müssen abgewickelt werden, das sichert auch einen Grundsockel an Arbeitsplätzen."

Allianz soll profitabler werden



Der geplante Stellenabbau wirkt auf die Schaden-Kosten-Quote. Damit geben Versicherungen das Verhältnis zwischen Ausgaben für Schäden und Prämieneinnahmen an. Je niedriger diese Ziffer, desto profitabler arbeitet sie. Im ersten Quartal des laufenden Jahres stieg dieser Kennwert um 2,3 Prozent auf 95,6 Prozent. "Der Stellenabbau hilft, die Schaden-Kosten-Quote in Richtung der Zielmarke von 94 Prozent im Jahr 2018 zu treiben," erklärte Pfänder.

Auf das Ergebnis werde sich dies nicht besonders auswirken. "Das ist für den Gesamtkonzern hilfreich, aber nicht signifikant." Er wies darauf hin, dass der geplante Stellenabbau im Vergleich zu anderen deutschen Versicherern "deutlich überschaubar" sei.

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Einschätzung der Redaktion



Anleger reagierten nur wenig auf die Meldung des geplanten Stellenabbaus. Die Allianz-Aktie sank am Freitag in einem schwachen Gesamtmarkt leicht um 0,7 Prozent auf 173,65 Euro. Die Ankündigung "bestätigt eigentlich nur das, was der Markt erwartet," sagte Pfänder.

Das Papier lockt vor allem mit der hohen Dividende. Auf der Hauptversammlung im Mai hatte Konzernchef Oliver Bäte versprochen, die Ausschüttung auch in Zukunft auf dem Niveau des Vorjahres zu halten. Für 2016 erhielten Anteilseigner 7,60 Euro je Aktie und erzielten damit eine Dividendenrendite von 4,46 Prozent. Für das laufende Geschäftsjahr gehen Analysten von 7,80 Euro aus.

Zudem kauft der Konzern eigene Papiere zurück und nimmt sie vom Markt. Bei gleichbleibendem Gewinn steigt damit das Ergebnis je Aktie.

Auch operativ sieht es bei der Allianz gut aus: Der Konzern legte einen guten Start in das laufende Jahr hin. Der operative Gewinn des Konzerns soll im laufenden Jahr bei 10,8 Milliarden Euro stagnieren und im besten Fall um 500 Millionen Euro steigen.

Ein Problem bleiben die niedrigen Zinsen. Dadurch kann der Versicherer mit den Prämien nur schwer gewinnbringend anlegen. Mit Kostensenkungen will die Allianz darauf reagieren.

Die Allianz-Aktie bleibt angesichts einer hohen Dividenden und soliden Fundamentaldaten ein Basis-Investment für langfristig orientierte Anleger. Nach unten ist das Papier gut abgesichert. Chancen ergeben sich mit der Zinswende.

Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 186,00 Euro
Stoppkurs: 167,00 Euro