"Die Allianz scheint in ungewöhnlich guter Form zu sein", urteilte Branchenexperte William Hawkins von Keefe, Bruyette & Woods (KBW). Doch ob sich die Ergebnisse auf Dauer halten ließen, sei fraglich.

Die Aktie des Münchner Konzerns pirschte sich am Donnerstag mit einem Plus von zwei Prozent auf 183,05 Euro an ihr Jahreshoch heran und war einer der Spitzenreiter im Dax.

Von April bis Juni erwirtschaftete die Allianz einen operativen Gewinn von 2,9 Milliarden Euro - 23 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Nach sechs Monaten stehen damit 5,8 Milliarden Euro zu Buche. Unter dem Strich verdiente die Allianz im zweiten Quartal 2,0 (Vorjahr: 1,1) Milliarden Euro, weil die Steuerquote sank.

Überraschend stark waren zuletzt die Mittelzuflüsse in der Vermögensverwaltung, beim US-Fondshaus Pimco und dessen kleiner europäischer Schwester Allianz Global Investors. Die lange vom Streit mit Gründer Bill Gross gelähmte Pimco kommt in ruhigeres Fahrwasser und zieht wieder frisches Geld von Investoren an. Im zweiten Quartal flossen beiden Vermögensverwaltern zusammen netto 55 Milliarden Euro frisches Kapital zu. Das sei doppelt so viel wie erwartet, erklärten die Analysten. Die auf Anleihen spezialisierte Pimco und die breiter aufgestellte AGI verwalten nun 1,4 Billionen Euro von externen Anlegern, fast 100 Milliarden mehr als vor einem Jahr. Hinzu kommt rund eine halbe Billion, die die Allianz dort für ihre eigenen Kunden verwalten lässt. Das operative Ergebnis im Asset Management verbesserte sich auch dank Einsparungen um 17 Prozent auf 584 Millionen Euro.

KOSTEN FÜR DEN UMBAU BLEIBEN AUSSEN VOR



Mehr als die 11,3 Milliarden Euro, die die Allianz nun als operativen Gewinn anpeilt, hat sie noch nie ausgewiesen - nicht einmal, als die Dresdner Bank noch zu ihr gehörte. Allerdings klammert sie seit neuestem die Kosten für den Umbau aus dem operativen Ergebnis aus. Für 2016 hatte der Konzern operativ 10,8 Milliarden Euro Gewinn ausgewiesen, ohne Restrukturierungskosten wären es damals schon 11,1 Milliarden gewesen.

Vorstandschef Bäte will die Allianz fit machen, um im Zeitalter der Digitalisierung wettbewerbsfähig zu bleiben. Dazu wird an anderer Stelle gespart, Arbeitsplatzabbau inklusive. Die Oldenburgische Landesbank (OLB), die nicht mehr in die Strategie passt, hat der Versicherer mit einen Verlust von 200 Millionen Euro abgestoßen.

Der Umsatz der Allianz kletterte im Quartal um zwei Prozent auf fast 30 Milliarden Euro. Am besten läuft das Geschäft mit Schaden- und Unfall-Policen: Mit 1,4 Milliarden Euro stand hier ein Plus von 28 Prozent zu Buche. Das lag vor allem daran, dass der Versicherer viel weniger für Naturkatastrophen ausgeben musste, womit sich die Schaden-Kosten-Quote auf 93,7 von 96,4 Prozent verbesserte. In der Leben- und Kranken-Sparte stieg das operative Ergebnis um zwölf Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Die Allianz profitiert hier von neuartigen Lebensversicherungen ohne langfristige Garantien, die weniger Kapital binden. Die Marge im Neugeschäft stieg dadurch auf 3,4 (2,6) Prozent.