Wenn die Allianz morgen (8.8.2014) die Bilanz für das zweite Quartal vorlegt, dürften Aktionäre vor unangenehmen Überraschungen bewahrt bleiben. Wegen der niedrigen Quoten von Schadensfällen sollte die Profitabilität in der größten Sparte Sachversicherung zufriedenstellend ausfallen.

Allianz-Deutschland-Chef Markus Rieß schaltet bei den Kostensenkungen im Sachversicherungsgeschäft einen Gang runter. Er sieht keinen weiteren Sparbedarf. "Wir haben eine Menge erreicht, jetzt ist es an der Zeit, auf kontinuierliche Kostendisziplin zu achten", sagte Rieß gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg. Beobachter werten seine Aussage auch als Empfehlung für höhere Aufgaben.

Im Dezember laufen die Verträge von Vorstandschef Michael Diekmann sowie von fünf weiteren Vorständen aus. Rieß wird der Aufstieg in den Vorstand zugetraut.

Als ein möglicher Nachfolger von Diekmann gilt Dieter Wemmer. Auch dem derzeitigen Finanzchef gelang es vor Kurzem, sich für den Topjob im Vorstand zu empfehlen. Der Zahlenfachmann schaffte es, die Analysten auf einer Kapitalmarktkonferenz für die Finanzstärke der Allianz neu zu begeistern. "Im Vergleich mit den fünf größten Versicherungsunternehmen sind die Gewinnabführungen der Töchter an die Mutter mit jeweils rund 80 Prozent ihres Nettogewinns die höchsten", so Analyst Richard Burden von Credit Suisse.

Die Allianz hatte bekanntgegeben, dass sie von ihren Töchtern bis 2016 drei Milliarden Euro zusätzlich erwarte. Auch deshalb fallen die frei verfügbaren Mittelzuflüsse, der sogenannte Free Cashflow, aus dem auch die Dividenden an Aktionäre bezahlt werden, üppig aus. Zehn Prozent mehr Dividende

Bis Ende 2016 erwartet Burden hier 18,3 Milliarden Euro. Das entspricht 30 Prozent des Allianz-Börsenwerts. Viele Beobachter glauben, dass der Versicherungsriese bei der Dividende großzügiger wird und die Ausschüttungsquote von 40 Prozent der freien Mittelzuflüsse, bisher eine harte Grenze, erhöht.

Die Experten der Credit Suisse gehen davon aus, dass der Versicherer seine Dividende bis 2017 jährlich um zehn Prozent steigern wird -immer vorausgesetzt, dass es keine außergewöhnlichen Belastungen gibt. Von den 18,3 Milliarden Euro Mittelzufluss würden dann 8,8 Milliarden, etwas weniger als die Hälfte, an die Aktionäre ausgeschüttet. Die Stimmung heben dürfte auch die neue Zuversicht beim US-Vermögensverwalter Pimco, der zusammen mit Allianz Global Investors die Vermögensverwaltungssparte des Konzerns bildet. Die unabhängig agierende Tochter Pimco hat ihr verwaltetes Vermögen im ersten Halbjahr um 53 Milliarden auf 1,97 Billionen Dollar erhöht. Damit traut sich die Allianz-Vermögenssparte zu, den für 2014 avisierten operativen Gewinn von 2,5 bis 2,9 Milliarden Euro einzufahren. Das wären 26 bis 30 Prozent des Konzerngewinns.

Wegen der hohen Mittelabflüsse, überwiegend beim von Starinvestor und Pimco-Mitgründer Bill Gross verwalteten Pimco Total Return Fund, wird die Allianz von ihren Aktionären allerdings auch weiterhin heftig kritisiert. Ein Ende der Abflüsse aus dem größten Anleihefonds der Welt ist bisher nicht in Sicht. Seit Mai 2013 wurden knapp 65 Milliarden Dollar abgezogen. Das ist mehr als ein Fünftel des ursprünglichen Fondsvermögens.

Größtes Risiko der Allianz

Für die Allianz ist Pimcos Renommee am US-Kapitalmarkt sehr wichtig. Auch deshalb hält Allianz-Chef Diekmann an der 70-jährigen Anlegerlegende fest: "Bill Gross war immer schon ein außergewöhnlicher Investmentmanager. Wir sind überzeugt, dass er und sein Team sehr gut aufgestellt sind, um erfolgreich zu bleiben". Diekmann hatte Pimco 1999 an Bord geholt und wurde dafür lange Zeit gefeiert. Sein Nachfolger hätte in Bezug auf Pimco wohl mehr Entscheidungsfreiheit. Allianz-Chef Diekmann: Sein Vertrag läuft im Dezember aus, ebenso wie die Kontrakte von fünf weiteren Vorständen.