Verträge sind jedoch noch nicht unterschrieben. Der 49-jährige Rieß soll als erster Ergo-Chef überhaupt auch in den Vorstand der Münchener Rück einziehen. Seinem neun Monate jüngeren Vorgänger Oletzky war dieser Sprung stets verwehrt geblieben.

"Die Zeit ist gekommen, das Zusammenwachsen der verschiedenen Geschäftsfelder von Munich Re nun auch durch eine Präsenz der Ergo im Vorstand der Muttergesellschaft abzubilden", begründete Münchener-Rück-Chef Nikolaus von Bomhard die Berufung von Rieß. Oletzky werde Ergo zum Jahresende "auf eigenen Wunsch und aus persönlichen Gründen" verlassen. Er arbeitet seit 16 Jahren für die Gruppe, seit 2008 war er Vorstandschef der Ergo. In seine Amtszeit fällt das Ende der Markenvielfalt (Hamburg-Mannheimer, Victoria), aber auch die Affäre um Lustreisen für Vertreter, die das Image des Unternehmens schwer belasteten.

Auch Rieß hatte bei Allianz Deutschland zahlreiche Baustellen zu bearbeiten. Er war 2007 von der Fondsgesellschaft Allianz Global Investors zur größten Landes-Tochter der Allianz gekommen, die er seit Mitte 2010 führte. Die Allianz Deutschland hatte lange als schwer steuerbarer Tanker gegolten, deren Sach-, Leben- und Kranken-Sparte ein Eigenleben führten.

In der Autoversicherung war sie als Nummer eins zumindest zeitweise vom Rivalen HUK-Coburg überholt worden, der früher auf billigere Online-Policen setzte. Rieß brachte die Sparten auf Linie und trieb zuletzt die Digitalisierung voran, ohne das riesige Netz von Vertretern zu vergrätzen. Doch beim Umbau des Konzern-Vorstands Ende des Jahres war ihm Oliver Bäte als neuer Allianz-Chef vorgezogen worden, Rieß rückte nicht einmal in den Vorstand auf.

Erfahrener Nachfolger



Sein Nachfolger bei Allianz Deutschland ist ein altgedienter Allianz-Manager. Manfred Knof führt seit einem Jahr das Geschäft in Mittel- und Osteuropa. Zuvor gehörte der 49-Jährige zwei Jahre lang dem Vorstand von Allianz Deutschland an. Er arbeitet seit 1995 für die Allianz.

Die Herausforderungen sind für die künftigen Rivalen Knof und Rieß ähnlich: Das Vertriebsnetz vieler deutschen Versicherer gilt als zu groß. Die Kosten müssen vor allem in der Lebensversicherung, der lukrativsten Einnahmequelle der Vertreter, angesichts niedriger Zinsen sinken. Zudem wollen auch die Großen der Branche weg von den lebenslangen Garantien für Lebensversicherungen, die viel Kapital binden. rtr