An radelnde Studenten mit Fresskorb auf dem Gepäckträger haben sich die Menschen in Großstädten längst gewöhnt. Doch mittlerweile sausen auch kleine Roboter autonom durch die Straßen und liefern Ware frei Haus. Möglich macht dies etwa die Firma Starship, die derzeit mit der Metro, Hermes und dem Lieferservice Just Eat Testfahrten durchführt.

Besonders dem Kauf von Speisen und Getränken fällt im Milliardenmarkt Onlinebestellungen eine immer wichtigere Rolle zu. Food Delivery nennt sich dieser schnell wachsende Bereich. Der Markt ist derzeit rund 27,5 Milliarden Euro schwer und hat Branchenexperten zufolge das Potenzial, auf 200 Milliarden Euro anzuwachsen. Ganz vorn mit dabei ist der Techgigant Amazon. Dieser ist mit seinem Delivery-Konzept bereits in 15 Städten der USA sowie in London aktiv. Daneben sorgte der US-Konzern jüngst mit dem ersten digitalen Supermarkt für Aufsehen. Damit greift Amazon die klassischen Lebensmittelriesen nicht nur online an, sondern auch direkt vor Ort.

Die Internetkonkurrenz aus Asien, Baidu und Alibaba, engagieren sich ebenfalls mit riesigen Summen in der Branche. Baidu verfügt mit Baidu Takeout über einen Marktanteil von geschätzt 80 Prozent in den größten Städten. Alibaba hat wiederum vor wenigen Monaten 1,25 Milliarden Dollar in die Übernahme von Ele.me gesteckt, einem Lebensmittellieferanten aus dem Reich der Mitte.

Von dem Milliardenkuchen im Liefergeschäft möchten sich aber auch junge Firmen eine Scheibe abschneiden. Einige von ihnen schafften bereits den Sprung vom Start-up aufs Börsenparkett. Zuletzt gelang dies Takeaway in den Niederlanden. Das Unternehmen, das hierzulande mit seiner Lieferdienstplattform Lieferando bekannt ist, wurde zum IPO mit knapp einer Milliarde Euro bewertet. Eine stolze Summe, wurden im ersten Halbjahr 2016 doch erst ein Umsatz von 50,5 Millionen Euro sowie ein Verlust von 11,5 Millionen Euro ausgewiesen. Im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich aber immerhin ein starkes Erlöswachstum von 44 Prozent sowie eine leichte Verbesserung des Ergebnisses.

Jung und dynamisch



Die Aktie notiert derzeit auf dem IPO-Niveau. Um höhere Kurse zu rechtfertigen, müssen die kommenden Quartale zeigen, dass das Wachstum aufrechterhalten werden kann, ohne dass die Kosten explodieren. Vor allem die Marketing-aufwendungen sind in der noch jungen Branche derzeit enorm. Der Analystenkonsens rechnet bei Takeaway erst für 2018 mit schwarzen Zahlen.

Bereits dicke Gewinne erzielen Just Eat mit Sitz in Großbritannien und Grubhub in den USA. Letztgenannter ist zudem auf nationaler Ebene führend und gibt kräftig Gas. Laut CEO Matt Maloney wächst Grubhub schneller als die Konkurrenz. Von Juli bis September legten die Erlöse um 44 Prozent zu, das Ebitda sogar um 65 Prozent. Geht es nach den Analysten, wird das dynamische Wachstum anhalten. Zwischen 2016 und 2018 wird im Durchschnitt mit einem Plus von 51 Prozent beim Gewinn je Aktie gerechnet. Demgegenüber steht ein 2018er-Kurs-Gewinn-Verhältnis von 25. Der Titel hat noch klares Aufwärtspotenzial.



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Auf die nahezu exakt gleiche Bewertung kommt Just Eat. Die Briten präsentieren sich allerdings noch wachstumsstärker. Zum Halbjahr kletterte der Umsatz knapp 60 Prozent nach oben, das operative Ergebnis konnte sich gar verdoppeln. Aufgrund der guten Entwicklung wurden Anfang November die Jahresziele nach oben geschraubt. Just Eat ist weltweit tätig und zählt über 60 000 Restaurants als Partner. Damit ist der Konzern nach eigenen Angaben die globale Nummer 1.

Ebenfalls international aufgestellt ist die Berliner Delivery Hero, die zu den aussichtsreichsten Beteiligungen der Start-up-Schmiede Rocket Internet zählt. Das Unternehmen wurde erst 2011 gegründet und bietet eine Online-Essensbestellung in insgesamt 24 Ländern an. Hierzulande betreibt die Gesellschaft die Plattformen Lieferheld und Pizza.de, in Großbritannien macht derweil die Tochter Foodora dem Platzhirsch Deliveroo das Leben im Premiumsegment schwer. Gerade eben schluckte der Lieferdienst zudem seinen Berliner Konkurrenten Foodpanda. Zusammen führen die beiden Firmen monatlich über 20 Millionen Bestellungen in 47 Ländern aus.

Geht es nach Vorstandschef Niklas Östberg soll Delivery Hero, das nach eigenen Angaben derzeit um 50 Prozent wächst, im kommenden Jahr den Gang an die Börse wagen. In Unternehmenskreisen heißt es, der Schritt sei im ersten Quartal 2017 geplant. Ein IPO wäre durchaus positiv für Rocket Internet, denn die Beteiligungsfirma hält inzwischen 40 Prozent an dem Lieferspezialisten. Der SDAX-Titel ist ein klarer Kauf.



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