Amazon ist im besonders wichtigen Weihnachtsgeschäft weniger stark gewachsen als noch im Sommer. Zwar stiegen die Umsätze des weltgrößten Online-Händlers im vierten Quartal um ein Fünftel auf 25,6 Milliarden Dollar, reichten damit aber nicht an die in den drei Monaten zuvor erreichten 24 Prozent heran. Außerhalb der USA fiel das Plus noch geringer aus - in Deutschland machten dem Konzern zudem Streiks zu schaffen.

Amazon hat die rasanten Zuwächse zuletzt mit massiven Investitionen in den Ausbau der Logistikzentren sowie neue Produkte rund um das Kindle-Tablet und Datendienste befeuert. Doch nun kommen bei Anlegern - auch wegen des ungenauen Ausblicks auf das laufende Quartal - immer mehr Zweifel auf, dass dieser Kurs letztlich zu sprudelnden Gewinnen führt. Die Aktie brach nach Vorlage der Quartalszahlen am Donnerstagabend außerbörslich um mehr als fünf Prozent ein.

Der Kapitalmarkt erwarte angesichts des schwächeren Umsatzwachstums, dass Amazon höhere Gewinne abliefere, sagte Technologie-Analyst Colin Gillis. Das vom umtriebigen Firmengründer Jeff Bezos geführte Unternehmen steigerte im vierten Quartal seinen Überschuss auf 239 Millionen Dollar von zuvor 97 Millionen. Im Gesamtjahr kam Amazon aber lediglich auf 274 Millionen Dollar nach einem Verlust von 39 Millionen im Jahr davor. Zum Vergleich: Konkurrent eBay schaffte 2013 einen Nettogewinn von 2,86 Milliarden Dollar.

Amazon kündigte zudem ohne Begründung an, das laufende Quartal werde unter dem Strich irgendwo zwischen einem Gewinn von 200 Millionen Dollar oder einem Verlust in gleicher Höhe abgeschlossen. Es ist für den Konzern allerdings normal, eine große Spanne bei seiner Prognose anzugeben.

Auf dem US-Heimatmarkt, wo Amazon weiterhin weit mehr als die Hälfte seiner Erlöse einfährt, wuchsen die Umsätze von Oktober bis Dezember um 26 Prozent. Im Vorquartal waren es noch 30 Prozent. Im internationalen Geschäft - genauer weisen es die Amerikaner nicht aus - reichte es in der normalerweise geschäftigsten Zeit des Jahres nur zu 13 Prozent, nach 15 Prozent in den drei Monaten zuvor.

STREIKS IN DEUTSCHLAND

Deutschland ist für den Konzern der zweitwichtigste Markt, 2012 setzte der Online-Händler hierzulande 6,8 Milliarden Euro um. An Weihnachten lief es dieses Mal aber für kaum einen Einzelhändler rund. So fielen die Umsätze der deutschen Anbieter im Dezember um 2,3 Prozent - so stark wie zuletzt im Januar 2009.

Amazon machen seit einiger Zeit Probleme mit den Gewerkschaften sowie Berichte über schlechte Arbeitsbedingungen und hohen Leistungsdruck in den Logistikzentren zu schaffen. Im vergangenen Jahr waren regelmäßig Angestellte von Amazon in den Ausstand getreten, um ihren Forderungen nach höheren Löhnen Nachdruck zu verleihen. Derzeit würden die weihnachtlichen Streik-Aktionen bewertet und erst danach entschieden, wie es weitergehe, sagte eine Verdi-Sprecherin. Laut Amazon hatten die Ausstände kaum Auswirkungen auf das Geschäft. Am Rekordtag 2013, dem 15. Dezember, sollen deutsche Kunden 4,6 Millionen Produkte geordert haben - das entspricht 53 Bestellungen in der Sekunde.

MUSS AMAZON DIE PREISE ANHEBEN?

Wie viele andere Händler lockt auch Amazon Kunden mit hohen Rabatten - vor allem rund um Weihnachten und den US-Feiertag Thanksgiving. Nun allerdings scheinen höhere Kosten den US-Konzern zu einer neuen Strategie zu zwingen. Kunden des Prime-Dienstes, der Gratis-Lieferungen am Tag nach der Bestellung und kostenlosen Zugriff auf Kindle-Titel garantiert, müssen künftig wohl mehr als die bisher jährlich veranschlagten 79 Dollar zahlen. Das Plus dürfte bei 20 bis 40 Dollar liegen.

Die in Seattle angesiedelte Firma begründete diese Entwicklung mit höheren Sprit- und Transportkosten. Allein im abgelaufenen Quartal waren die Ausgaben für den Versand um 19 Prozent gestiegen. Die Erhöhung der Prime-Gebühren ist für Amazon ein Drahtseilakt, der auf der einen Seite höhere Einnahmen verspricht, aber auf der anderen Seite auch Kunden verschrecken könnte. Laut Management ist noch keine endgültige Entscheidung gefallen. Bezos, der auch ein Raumfahrtunternehmen betreibt und die "Washington Post" besitzt, äußerte sich nicht persönlich zu den Quartalszahlen.

Reuters