Nach den herben Kursverluste der vergangenen Wochen setzen die Aktienmärkte am Mittwoch zu einer Erholung an. Und durchaus reizt das derzeitige Kursniveau zu Käufen, schließlich hat der DAX seit Anfang des Jahres bereits 15,3 Prozent an Wert verloren. Doch Achtung: Viel Porzellan wurde zerschlagen! Beim DAX hat sich zwischenzeitlich ein mittelfristiger Abwärtstrend etabliert und zahlreiche Einzelwerte notieren auf einem Mehrjahrestief.

Doch selbst bei Dividendenpapieren, die gegenwärtig an einer Unterstützung notieren, ist die Gefahr noch nicht gebannt! Gerade die Aktienmärkte in Asien zeigen sich, im Schatten chinesischer Konjunktursorgen, weiterhin schwach. Diese Schwäche dürfte die europäischen Aktienmärkte auch in naher Zukunft noch negativ beeinflussen.

Spitzt sich die kritische Situation am Aktienmarkt zu mit einer eventuell neuen Verkaufswelle, sind diese augenscheinlichen "Böden" schnell durchbrochen. Weitere Abgaben wären die Folge mit einer dann neuerlichen Impulsbewegung nach unten.

Wir stellen Ihnen fünf Aktien aus dem DAX vor, die nahe an markanten Unterstützungslinien notieren. Werden diese "kritischen" Marken nach unten durchbrochen, ist gerade bei diesen Werten mit weiterem Abgabedruck auszugehen.

Auf Seite 2: Allianz





Allianz



Die beiden Hochpunkte des vergangenen Jahres bei 170 Euro formten sich zu einem "Doppeltopp" - eine in der Charttechnik negative Kursformation. In der nachfolgenden Abwärtsbewegung ab Dezember 2015 verlor der Kurs der Allianz-Aktie denn auch rund 23 Prozent an Wert. Die gegenwärtige Schwäche bei den internationalen Finanztiteln übertrug sich auf die Kurse der Versicherungsgesellschaften. Mit einer Notierung von aktuell 133,60 Euro bewegt sich der Titel knapp oberhalb eines Unterstützungsbereichs, der sich von 129,35 Euro bis 131,70 Euro erstreckt. Diese Zone wurde am Dienstag bereits getestet - das Tagestief lag bei 130,50 Euro.



Trotz der herben Kursverluste von knapp 10 Prozent in den vergangenen sieben Handelstagen ist die Fortsetzung der Abwärtsbewegung noch nicht gebannt. Gerade die vergangenen beiden Handelswochen, die für Aktionäre negativ verliefen, signalisieren einen starken Verkaufsdruck, der fortbestehen sollte. Dieser Verkaufsdruck führte zwischenzeitlich dazu, dass auch der gleitende 200-Tagedurchschnitt nach unten gedreht hat. Dieser Linie gibt die durchschnittlichen Kurse der vergangenen 200 Tage wider und damit das mittelfristige Trendverhalten der Aktie. Kommt es zu einem Durchbruch unterhalb der Marke von 129,35 Euro, so sind Notierungen bis in den Bereich um 120 Euro wahrscheinlich, wo die nächste größere Unterstützung wartet. Ein markanter Tiefpunkt findet sich bei 115,05 Euro - dem Tief aus dem Jahre 2014.

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Lufthansa



Bei den Aktien der Deutschen Lufthansa AG droht eine Verletzung der 12-erLinie! Diese wurde im Handelsverlauf dieser Woche bereits nach unten getestet; der Tiefstkurs vom Dienstag fand sich bei 11,85 Euro. Bis Handelsende konnten die Notierungen erneut bis auf 12,17 Euro steigen. Damit erweist sich die Marke von 12 Euro vorerst als Unterstützung. Im September 2015 hat sich die 12er-Linie als Widerstand behauptet, bevor es Ende September zu einem Ausbruch nach oben kam. Eine Grundregel der Charttechnik lautet: Einstige Widerstände verwandeln sich in Unterstützungen.



Die Marke von 12 Euro gilt damit als eine "Schlüsselmarke" für die weitere Kursnotierung der Lufthansa-Aktie. Dabei dürften auch die Notierungen am Ölmarkt eine wichtige Rolle im Kursgebaren der Aktie zukommen: Steigende Ölpreise lasten grundsätzlich auf die Erträge der Fluggesellschaften - und damit auch auf deren Aktienkurse. Ob die 12er-Linie ihren Ruf als Unterstützung verteidigen kann, ist im Rahmen weiter angespannter Aktienmärkte fraglich. Seit dem Januar-Hoch bei 15,41 Euro hat sich bei den Titeln des "Kranichs" ein mittelfristiger Abwärtstrend herausgebildet. Der Verlauf der 21-Tagelinie, im Tageschart ersichtlich, zeigt im Zuge der jüngsten Kursverluste erwartungsgemäß abwärts. Wird die 12er-Linie noch einmal nach unten verletzt, wäre als erstes Kursziel die Marke um 11,375 Euro zu nennen; bei einer Beschleunigung des Abwärtsschubs wäre das 2015er-Tief als Kursziel zu benennen; dieses fand sich 10,24 Euro.

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HeidelbergCement



Alle Augen richten sich auf die Marke von 60 Euro! Diese bildet eine wichtige Unterstützung, die ihre Bedeutung bereits in der Korrekturphase im Herbst 2015 bewies. Am Dienstag rutschte die Notierung bis auf 58,17 Euro ab, konnte sich bis Handelsende aber wieder erholen und schloss mit 60,12 Euro erneut oberhalb ihrer Unterstützung. Dies ist einerseits positiv zu bewerten, andererseits wurde damit jedoch der Spielraum nach unten schon einmal getestet. Derartige "Tests" sind oftmals Vorbote eines nachfolgenden Ausbruchs nach unten. Hier heißt es für Anleger "auf der Hut" zu sein und die entscheidende Schlüsselmarke im Auge zu behalten.



Charttechnisch muss, bei weiter schwachen Gesamtmärken, ein Durchbruch unter die 60er-Marke einkalkuliert werden, zumal auch das größere Chartbild kaum Anzeichen einer flotten Gegenbewegung nach oben verheißt. Der kurzfristige Trend zeigt ebenso abwärts wie nun auch das mittelfristige Kursverhalten, was durch den zwischenzeitlich negativen Verlauf der 200-Tagelinie - bzw. der 40-Wochenlinie im Wochenchart - ersichtlich wird. Auch wenn es nun zu einem Stabilisierungsversuch im Bereich der 60er-Linie kommen sollte: Der Weg nach oben ist durch mehrere Widerstände gepflastert, die nicht so einfach zu durchbrechen sind. Das potenzielle Erholungspotenzial ist damit eingegrenzt. Andererseits zeigen sich Anleger bei international tätigen Bauwerten derzeit eher zurückhaltend, dies nicht zuletzt im Hinblick auf die unsichere wirtschaftliche Entwicklung in China. Und so muss auch bei den Aktien von HeidelbergCement ein weiteres Abgleiten der Notierungen einkalkuliert werden. Das nächste Kursziel läge dann im Bereich um 55 Euro.

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K+S



Liegt es am mäßig kalten Winter, dass die die Titel von Kali und Salz (K+S) nicht in die Gänge kommen? Seit ihrem Jahreshoch bei 40 Euro haben die Papiere 55 Prozent ihres Wertes verloren und auf ihrem Weg nach unten wichtige Unterstützungslinien gebrochen. Dabei kam auch die psychologisch wichtige Marke von 20 Euro "unter die Räder", die es fortan - im Rahmen von Erholungsbewegungen - als Widerstand zu betrachten gilt. Als nächste relevante Unterstützung sollte nun die Marke von 18 Euro halten. Doch: Wie lange? Mit einem Kurs von aktuell 18,52 Euro notiert der Titel knapp oberhalb dieser Kurslinie. Doch gerade an schwachen Tagen scheint es, als würde dieser darunter abtauchen wollen - Vorsicht ist angezeigt!



Ende Januar 2016 wurde bereits die Marke von 20 Euro nach unten durchbrochen. Hierzu bedurfte es keiner großen Anstrengung; die großen negativen Kerzen sowohl im Tages- als auch im Wochenchart zeugen noch heute vom nachhaltigen Abwärtsschub seit Jahresbeginn - alleine seit Anfang Januar summiert sich der Verlust bei der K+S-Aktie auf rund 20 Prozent. Dieser Kursrutsch wird durch den Verlauf der 200-Tagelinie gespiegelt. Dieser Gleitende Durchschnitt drehte bereits im Herbst 2015 abwärts und signalisierte den Beginn einer Trendwende. Aktuell notiert die Aktie so niedrig wie zuletzt im August 2013. Möchte man im Falle einer weiteren Abwärtsbewegung eine Kurszielmarke aus der Vergangenheit benennen, so fällt das Jahrestief aus 2013 ins Auge: Dieses lag bei 15,02 Euro. Damit sprächen wir von einem möglichen weiteren Abwärtspotenzial von bis zu 20 Prozent. Das hört sich nach dem bereits erlebten Einbruch bei der K+S-Aktie nach relativ viel an. Doch die Vergangenheit hat auch gelehrt: Diese Kursmarke liegt nicht im Bereich des Unmöglichen.

Auf Seite 6: ThyssenKrupp





ThyssenKrupp



Am vergangenen Dienstag haben die Aktien von ThyssenKrupp 3,6 Prozent verloren. Wieder einmal, ist man geneigt zu sagen. Denn es ist bereits die siebte Woche in Folge, in denen der Aktienkurs schwächelt. Damit hat der Titel seit Anfang des Jahres 28 Prozent an Wert eingebüßt, seit den Jahreshöchstständen 2015 hat sich der Kurs mehr als halbiert. Doch auch hier gilt: Es geht offenbar noch immer ein wenig mehr. Anfang der Woche wurde die 13er-Linie nach unten durchbrochen. Dies verheißt grundsätzlich einmal nichts Gutes, selbst wenn sich die ThyssenKrupp-Aktie am Mittwoch oberhalb von 13 Euro behauptet.



Der kräftige Abwärtsschub seit Jahresbeginn legt eine Erholungsphase nahe. Diese hat am Mittwoch begonnen. Doch sollte diese doch nur kurzfristiger Natur sein und bis maximal 14 Euro gereichen. Andererseits überwiegen die Gefahren einer Fortsetzung der Abwärtsbewegung, wobei in deren weiteren Verlauf ein Test des Unterstützungsbereichs zwischen 11,40/12,00 Euro einkalkuliert werden sollte. Selbst wenn diese Kursmarken aus 2012 herrühren, so dürften diese auch heute noch von Bedeutung sein. Zudem darf die 12er-Marke als psychologisch bedeutsame Marke bezeichnet werden, die Unterstützung geheißt.

Manfred Ries vom Index Radar-Magazin ist Bankkaufmann und studierte Volkswirtschaftslehre. Der Wirtschaftsjournalist arbeitete viele Jahre in den Bereichen Vermögensanlage und Devisenhandel bei Großbanken. Bereits im Jahr 1999 analysierte er das erste Mal für Börse Online den Markt aus charttechnischer Sicht.

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