Apple-Boss Tim Cook verbringt derzeit ein paar schöne Tage. Am Montag besuchte er den Fassaden- und Glasspezialisten Seele in Gersthofen bei Augsburg und lobte die Schwaben über den grünen Klee: "Ihr seid die besten der Welt", rief Cook den Beschäftigten zu. Apple-Gründer Steve Jobs habe die letzten Jahre seines Lebens damit verbracht, die künftige Firmenzentrale des Konzerns zu entwerfen. "Wir haben nicht nur in den USA, sondern weltweit nach jemandem gesucht, der Steves Vorstellungen umsetzen kann und wir sind hier gelandet, weil das niemand sonst so gut kann."

Auch für seine nächsten Gastgeber hatte Cook amerikanische Nettigkeiten parat. Am Dienstag war er erst bei Bundeskanzlerin Angela Merkel und ließ sich später von Bild-Chefredakteur Kai Dieckmann die Produktion von Europas auflagenstärkster Boulevard-Zeitung erklären. Cook habe sich "beeindruckt gezeigt", versicherte das Blatt anschließend. Und über den Besuch bei German Chancellor Angela Merkel hatte der Boss der amerikanischen Tech-Ikone anschließend ohnehin nur das Beste zu berichten. Was ihn am meisten an Merkel erstaunt habe, sei "ihr tiefes Wissen zu sehr vielen verschiedenen Themen", gab Cook anlässlich seiner Stippvisite bei Bild zu Protokoll.

Cooks Laune dürfte derzeit auch jenseits seiner Ausflüge in die Politik und die deutsche Unternehmenslandschaft ziemlich prächtig sein. Gerade erst haben die Amis das beste Quartal ihrer Unternehmensgeschichte hingelegt. Zwischen Oktober und Dezember verkaufte Apple weltweit 74,5 Millionen iPhones und damit rund neun Millionen mehr als die ohnehin optimistischen Wall Street Auguren dem Konzern zugetraut hatten. Auch bei den MacBooks und den stationären iMac-Rechnern brummt das Geschäft. Die Nachfrage nach den Produkten mit dem Apfel war zuletzt so groß und die Kosten so gut unter Kontrolle, dass der Konzern zum Jahresende einen neuen Gewinn-Weltrekord aufgestellt hat: 18 Milliarden Dollar haben die Kalifornier im vierten Quartal verdient, 38 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die alte Bestmarke hatte bis dahin Exxon Mobil inne. 2012 hatte der Ölgigant in einem Quartal 15,9 Milliarden Dollar eingefahren. Diese Bestmarke hat Apple nun pulverisiert.

Auf Seite 2: Aufgeregte Analysten



Seit Apples gold-geränderte Quartalsbilanz auf dem Tisch liegt, rufen Analysten aufgeregt immer neue Kursziele aus. Gerade erst hat Goldman Sachs den fairen Wert für die Apple-Aktie um 15 auf 145 Dollar angehoben. UBS hält neuerdings 150 Dollar je Anteilsschein für angemessen und die Experten von First Shanghai Securities geben gar 165 Dollar aus.

Auch bei Investoren wächst die Zuversicht. Angetrieben von starken Zahlen, des ausgeweiteten Aktienrückkaufprogramms und der Ankündigung einer Dividendenanhebung hat die Aktie seit Jahresanfang gut 20 Prozent zugelegt - nach einem satten Plus von rund 38 Prozent im Vorjahr. Erst am Dienstag erreichte die Apple-Aktie mit 133,60 Dollar ein neues Allzeithoch. Insgesamt bewerten Investoren den Konzern inzwischen mit 774 Milliarden Dollar. Damit ist der Konzern längst das teuerste Unternehmen des Planeten.

Auf Seite 3: Warum viele Investoren um Apple nicht herumkommen



Aber auch das könnte nur eine Zwischenstation auf dem Weg zur One-Billion-Dollar-Company sein. Eine Marktkapitalisierung jenseits der magischen Marke "ist in den nächsten Jahren durchaus drin", sagte James Gautrey, Technologie-Experte beim britischen Vermögensverwalter Schroders Investment Management der Financial Times. Zur Begründung verweist Gautrey auf die Stimmung unter institutionellen Investoren. Die Anzahl der Profis, die bereit seien, in Apple zu investieren, steige.

Tatsächlich bleibt vielen auch kaum etwas anderes übrig. Immerhin entspricht Apples Börsenwert inzwischen rund vier Prozent des S&P 500. Ein solches Gewicht hat kein anderer Wert im marktbreiten US-Index. Fondsmanager, die mit der Performance des Leitindex Schritt halten wollen, kommen um die Apfel-Aktie daher kaum herum.

Auch von der Bewertungsseite her hat das Papier noch Luft nach oben. Aktuell bewerten Investoren einen Dollar Gewinn im Zeichen des Apfels mit dem 15,4fachen. Im S&P 500 liegt das KGV indes bei 17,7. Dazu kommt, dass Apple ungeachtet seiner ehrfurcht-erbietenden Größe erstaunlich schnell wächst. Im laufenden Jahr dürfte der Konzern nach Einschätzung von UBS-Analyst Steven Milunovich beim Umsatz um gut ein Viertel auf 232,3 Milliarden Dollar zulegen, beim Gewinn erwartet Miluniovich ein Plus 30 Prozent auf 51,5 Milliarden Dollar.

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Die Apple-Aktie ist auf Höhenflug - und dürfte das auch noch eine ganze Weile bleiben. Gemessen am Gewinnwachstum von 30 Prozent ist ein KGV von 15,4 sehr moderat. Zudem hat der Konzern eine volle Produktpipeline. Für Fantasie sorgt derzeit vor allem die Apple Watch. Sie soll im April auf den Markt kommen. Außerdem verläuft der Start des neuen - und bislang nur in den USA verfügbaren - Bezahldienstes Apple Pay sehr vielversprechend.

Zwar hat Apple zuletzt bereits vor wachsendem Gegenwind von der Währungsseite gewarnt. Aber die Effekte dürften überschaubar sein. Denn Apple glänzt mit einem starken Produktportfolio und kann zumindest einen Teil des negativen Dollareffekts über Preiserhöhungen abfangen. Dazu sichern auch das Aktienrückkaufprogramm und die Dividendenzahlungen den Aktienkurs ab. Die Analysten von Credit Suisse erwarten, dass Apple die Ausschüttungen in den kommenden Jahren weiter erhöhen wird und bis 2017 insgesamt 202 Milliarden Dollar über den Anteilseignern auskippen wird.

Auch charttechnisch ist alles im grünen Bereich. Die Apple-Aktie ist in einem stabilen Aufwärtstrend. Wir haben unsere Kauf-Empfehlung nach den jüngsten Quartalszahlen Anfang Februar bekräftigt und unser Kursziel bereits damals auf 150 Dollar angehoben. Dabei bleiben wir. Apple bleibt ein Basisinvestment in jedem Depot. Kaufen.