Apples Telefonkonferenz zum Weihnachtsquartal im vergangenen Januar strotzte nur so vor Rekorden: Ob Macs, iPads oder iPhones überall trumpften die Kaliornier mit neuen Bestmarken auf.

Doch dann präsentierte der scheidende Finanzchef Peter Oppenheimer den Ausblick für das zweite Quartal und Investoren zogen die Reißleine: In kaum 24 Stunden lösten sich 45 Milliarden Dollar Börsenwert in Luft auf.

Dabei war der Ausblick grundsolide: Insgesamt 42 bis 44 Milliarden Dollar Umsatz hatte der Konzern für die Monate Januar bis März in Aussicht gestellt und damit ungefähr genauso viel wie vor Jahresfrist. Doch nach Jahren mit satten zweistelligen Zuwächsen war Anlegern das zu wenig. Viele gingen daher lieber erst mal in Deckung.

Wenn Apple-Boss Tim Cook heute (23.4.) nach Börsenschluss die Zahlen für das zweite Quartal abliefert, sind neue Bestmarken wie zu Weihnachten kaum zu erwarten. Schließlich sind die Wochen vor dem Fest traditionell die heißeste Zeit für die Firma mit dem Apfel, danach wird es spürbar ruhiger.

Analysten - jahrelang stets optimistischer als Apple - trauen dem Konzern fürs abgelaufene Quartal dies Mal in Schnitt 43,53 Milliarden Dollar zu und liegen damit voll auf Apple-Linie. Beim Gewinn erwarten die Auguren zwar ein leichtes Plus von 2,4 Prozent auf 10,33 Dollar je Aktie. Doch ein Teil des Zuwachses ist rein technischer Natur. Schließlich hat Apple nach dem Kursdesaster vom Jahresanfang fleißig Aktien zurückgekauft. Damit verteilt sich der Gewinn auf weniger Papiere, was dem Ergebnis je Aktie zugute kommt.

Während die Analysten beim wichtigsten Apple-Produkt, dem iPhone, ein kleines Plus von 0,7 Prozent auf 37,7 Millionen Einheiten vorhersagen und auch bei den Macs einen Zuwachs von 2,0 Prozent auf 4,03 Millionen erwarten, hat der iPod seinen Zenit wohl überschritten. Im abgelaufenen Quartal dürfte sich der Absatz laut Konsensschätzung auf 3,0 Millionen Einheiten praktisch halbiert haben.

Auf Seite 2: Einschätzung der Redaktion

Analyst warnt vor flauem Ausblick

Neben der jüngsten Entwicklung dürfte unter Investoren aber erneut der Ausblick für das laufende Quartal im Mittelpunkt stehen. Und da droht eine weitere Enttäuschung, warnt Piper-Jaffray-Analyst Gene Munster. Für das dritte Quartal könnte der Konzern beim Umsatz 35,5 bis 37,5 Milliarden Dollar in Aussicht stellen, glaubt Munster, der als einer der besten Apple-Analysten gilt. Zum Vergleich: Die Konsens-Schätzung liegt derzeit bei 38,1 Milliarden Dollar.

Mehr Klarheit im Sommer

Rückenwind für das Papier wäre dann erst wieder im Umfeld von Apples weltweit beachteter Entwicklerkonferenz (WWDC) Anfang Juni in San Francisco zu erwarten. Dann dürfte Konzernchef Tim Cook gemeinsam mit Marketing-Boss Phil Schiller den Schleier über die neuesten Produkte fürs laufende Jahr lüften. Neben der absehbaren neuen Version des Betriebssystems MacOS und der mobilen Version iOS wird der Konzern dann auch neue Hardware präsentieren. Dazu dürften neue iPhone-Modelle gehören, die Apple traditionell auf der WWDC vorstellt, eines davon mit einem deutlich größeren Display, ein komplett überarbeiteter iTunes-Store, ein Zwölf-Zolll MacBook Air und womöglich ein Profi-iPad mit 13 Zoll Bildschirm.

Einschätzung der Redaktion

Apple-Anleger sollten auf der Hut sein. Charttechnisch ist die Apple-Aktie jedoch angeknackst. Sollte der Ausblick erneut flau bleiben und das laufende Aktien-Rückkaufprogram - anders als erwartet - vorerst nicht ausgeweitet werden, drohen weitere Rückschläge. Stopp bei 349 Euro setzen.