Kein anderer Manager hat in den vergangenen Jahren wohl ein ähnliches schweres Erbe angetreten wie Apple-Boss Tim Cook. Jahrelang stand der hagere Manager im Schatten der Lichtgestalt Steve Jobs. Doch nach Jobs Tod im Oktober 2011 hat sich der Ingenieur allmählich frei geschwommen und den Apple-Kurs leicht korrigiert. Dazu gehört die Ausweitung des ohnehin gigantischen Aktienrückkauf-Programm, der jüngste Aktiensplit und Änderungen am Produktportfolio. Künftig dürfte es etwa iPhones mit größerem Display geben. Das hatte Jobs trotz des Siegeszugs größerer Displays stets abgelehnt. Doch die Jobs Display-Doktrin gilt nun nicht mehr. Wenn nicht alle Medienberichte falsch sind, kommt der Konzern demnächst mit einer 4,7 Zoll-Version des iPhones und einer Version in 5,5 Zoll.
Aber Cook ist ein Pragmatiker. Der Erfolg gibt ihm Recht. Trotz des bevorstehenden Generationswechsels setzte im abgelaufenen dritten Quartal seines Geschäftsjahres (30.6.) 35,2 Millionen iPhones der aktuellen Baureihe ab - ein Plus von 13 Prozent Zwar ging der iPad-Absatz leicht auf 13,3 Millionen Einheiten zurück. Zudem blieb der Umsatz mit 37,4 Milliarden Dollar unter den Analysten-Schätzungen von 38 Milliarden Dollar. Aber unterm Strich stieg der Nettogewinn um rund zwölf Prozent auf 7,75 Milliarden Dollar und damit etwas stärker als erwartet: "Das war das größte Wachstum beim Gewinn je Aktie seit sieben Quartalen", freute sich Cook.

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Einschätzung der Redaktion

Apple-Chef Tim Cook hat als Nachfolger von Unternehmer-Legende Steve Jobs einen undankbaren Job. Doch der Ingenieur lässt sich von den permanenten Vergleichen mit dem Apple-Visionär nicht aus der Ruhe bringen. Dafür gibt es auch keinen Anlass. Zwar hat der Konzern seit gut vier Jahren kein wirklich neues Produkt mehr auf den Markt gebracht. Aber im laufenden Jahr dürfte sich das mit der iWatch ändern. Die neue Apfel-Uhr hat nach Einschätzung von Analysten das Zeug zum nächsten Blockbuster. Bereits 2015 könnte der Konzern mit der iWatch 20,8 Milliarden Dollar Umsatz machen, schätzt UBS-Analyst Steven Milunovich. Und das mit einem Produkt, das bis dahin gerade mal gut ein Jahr auf dem Markt ist.
Dazu kommt der bevorstehende Start des iPhone 6. Laut Medienberichten ist die Produktion gerade angelaufen. Insgesamt soll Apple zur Markteinführung 70 bis 80 Millionen iPhones bei seinen chinesischen Partnern geordert haben. Das wäre der bislang größte Auftrag zur Einführung einer neuen iPhone-Version. Aber die Anschaffungsbereitschaft bei bestehenden iPhone-Nutzern ist Umfragen zufolge sehr hoch. Wenn das neue Gerät auf den Markt kommt, dürften die jüngsten Quartalszahlen locker getoppt werden. Investoren müssen sich also keine Sorgen machen. Mit einem 2015-er KGV von 13,8 ist die Aktie weiter angemessen bewertet. Apple ist eine Gelddruckmaschine. Alleine im abgelaufenen Quartal lag der operative Cashflow bei 10,3 Milliarden Dollar. Der Aktienrückkauf läuft.
Auch charttechnisch ist alles im grünen Bereich. Fällt der jüngste Widerstand bei 72 Euro, dürfte das Papier das Allzeithoch vom Herbst 2012 bei 79 Euro in Angriff nehmen. Das ist auch unser nächstes Kursziel. Stopp bei 61 Euro. Kaufen.