Das vergangene Jahr brachte eine Zäsur für BASF. Nach langen Jahren steten Wachstums gingen Umsatz und Gewinn zurück und laut Prognose der Ludwigshafener wird auch 2016 von schrumpfenden Einnahmen und Erträgen gekennzeichnet sein. Die Ursachen des Wachstumseinbruch: Niedrige Preise für Öl und Gas, eine insgesamt sinkende Nachfrage und Überkapazitäten. In den ersten sechs Monaten des Jahres ist der Umsatz so um über ein Viertel auf 39,1 Milliarden Euro gesunken. Auch das operative Ergebnis (Ebit) sank, ging mit einem Minus von elf Prozent auf rund vier Milliarden Euro jedoch deutlich weniger zurück. Nach den jüngsten Roadshows und Investorenbesuchen bewerten zahlreiche Analysten den Dax-Konzern wieder positiv. Der Aktienkurs hat zudem in den vergangenen drei Monaten in einen leichten Aufwärtstrend zurückgefunden.

Bei den Börsianern dominiert die Auffassung, dass die Ludwigshafener 2016 das Schlimmste hinter sich bringen dürften und die Gewinn ab 2017 wieder steigen. Die jüngsten Kursschätzungen von der australischen Investmentbank MacQuarie bis zur Commerzbank sagen daher alle Kursziele von über 80 Euro voraus. Für dieses Jahr geht der Daxkonzern selbst indessen von einem erheblichen Umsatzrückgang aus, während das Ebit leicht unter dem Vorjahr liegen soll. Trotz dieser Entwicklung hält BASF weiter an seiner breiten Aufstellung fest. Immerhin ist es dem Konzern so möglich Energie-, Logistik-, und Infrastrukturdienstleistungen für seinen fünf Sparten zu bündeln und so jährlich rund eine Milliarde an Kosten einzusparen.

Zudem schadet die Struktur einem der wichtigsten Wachstumstreiber des Konzerns offenbar kaum. Wie geplant verkauft BASF auch dieses Jahr in Tonnen gemessen wieder mehr seiner Chemikalien. Diese Volumensteigerung hat in den vergangenen Jahren fast das gesamte Umsatzwachstum getragen und dank hoher Auslastung gute Renditen ermöglicht. Das der einstige Umsatzmotor derzeit dennoch stottert liegt am billigen Öl und Gas, Wechselkursverlusten und daran, dass besonders teurer Chemieprodukte weniger gekauft werden. Mit Blick auf die Konsolidierung in seiner Branche bleibt aber auch das Schwergewicht BASF nicht untätig. Der Konzern hat eine Reihe von Wachstumsfeldern ausgemacht, in denen er sich verstärken will. Die zukunftsträchtigen Märkte reichen von Enzymen bis hin zu Batteriematerialien.

Wie der Kauf der Bauchemiesparte von Henkel zeigt, setzen die Ludwigshafener diesen Kurs konsequent um. Mit den Industrieklebstoffen von Henkel will der Konzern seine Bausparte stärken und europaweit zu einer führenden Rolle verhelfen. Im Vergleich zu der im Sommer übernommenen Chemetall ist der Deal allerdings winzig. Für die Übernahme der Lack-Sparte des US-Konzern Albemarle zahlten die Deutschen 2,8 Milliarden Euro in bar. Mit dem Kauf Chemetalls, das auf die Behandlung von Metalloberflächen spezialisiert ist, fördert BASF indirekt sein Lackgeschäft, dessen größter Teil auf Zulieferungen für die Autoindustrie entfällt. "Chemetall passt strategisch hervorragend zu unserem Coatings-Geschäft", sagte der zuständige Vorstand Wayne Smith. Ab dem zweiten Jahr nach der Übernahme soll Chemetall helfen, das Ergebnis je Aktie zu verbessern.

Doch nicht nur Zukäufe sollen das Geschäft künftig wieder wachsen lassen. BASF arbeitet auch stets daran, seine internen Prozesse zu verbessern. Das aktuelle Effizienzprogramm mit dem Namen DrivE soll ab 2018 einen Zusatzgewinn von jährlich einer Milliarde Euro erbringen.

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Einschätzung der Redaktion



BASF ist der größte Chemiekonzern der Welt. Wie die Halbjahreszahlen zeigen, steigt der Bedarf an Chemikalien selbst bei einem schwachen Weltwirtschaftswachstum. Gleichzeitig dürfte die schwäche an den Rohstoffmärkten nicht ewig währen und von der Branchenkonsolidierung profitiert der Primus insofern, dass dadurch aus Kapazitäten reduziert werden. Weil der Dax-Titel zudem ein solider Dividendenzahler ist und das Chartbild auf eine Stabilisierung des Kurses signalisiert, raten wir langfristig orientierten Anlegern zum Kauf

Kursziel: 85,00 Euro

Stoppkurs: 56,00 Euro