Die spürbare Erholung in Europa sorgt bei BMW für kräftigen Schub und tröstet über die Schwäche in China hinweg. Im dritten Quartal überraschten die Münchner mit einem Gewinnzuwachs von 13 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Vor allem die Autosparte schnitt dank eines Absatzrekords besser ab als gedacht. Auch der Verkauf von Motorrädern und Finanzgeschäfte warfen mehr ab. Aus China, wo der einst boomende Pkw-Markt lahmt, floss dagegen erneut weniger Geld nach Bayern. "Wir liegen auf Kurs für unsere Ziele im gesamten Geschäftsjahr 2015", sagte Vorstandschef Harald Krüger am Dienstag. "Klar ist aber auch: Es gibt weiterhin viele Ungewissheiten und Herausforderungen." Das maue China-Geschäft könne auch die Prognose ins Wanken bringen.

Der Konzern strebe neue Höchstwerte bei Absatz, Umsatz und Ergebnis an, bekräftigte Finanzchef Friedrich Eichiner dennoch. Bei den Verkaufszahlen der drei Marken BMW, Mini und Rolls-Royce ist ein solider Zuwachs geplant - fünf bis 9,9 Prozent über den 2,1 Millionen von 2014. Dafür sollen 15 neue und überarbeitete Modelle sorgen, etwa das neue Flaggschiff 7er. Gefragt waren zuletzt vor allem kleine und kompakte und damit weniger ertragreiche BMW-Modelle wie die 2er- und 4er-Serie, 3- und 5-Türer von Mini, aber auch Geländewagen der X-Reihe. "Angesichts der Herausforderungen in einigen Märkten arbeiten wir hart an der Erreichung dieser Ziele", sagte Eichiner mit Blick auf China, Russland oder den härter werdenden Preiskampf in den USA.

Verteidigen will BMW die Spitzenposition im Premiumsegment, auf die es bis auch die Dauerkonkurrenten Daimler und Audi abgesehen haben. Zuletzt kam Mercedes-Benz bei den Verkaufszahlen nahe an die Münchner heran, die Ingolstädter fielen auf Platz 3 zurück. Daimler profitiert von der jungen Modellpalette, die das Geschäft in China beflügelt. BMW und Audi ließen dort Federn und drosselten die Produktion. Wie Eichiner sagte, wird der Gewinnbeitrag auch im Gesamtjahr niedriger ausfallen. Neben der Schwäche im Markt schlagen auch hohe Kosten zu Buche, weil künftig drei weitere Modelle vor Ort produziert werden sollen.

In China, dem größten Pkw-Markt der Welt, wird sich der Kampf um die Krone im Premiumsegment entscheiden. Der Markt scheine sich zu stabilisieren, sagte Finanzchef Eichiner. Zu den hohen zweistelligen Wachstumsraten der Vergangenheit werde er 2016 wohl nicht zurückkehren. Ausgleichen kann BMW in Europa, wo die Münchner rund 40 Prozent aller Fahrzeuge verkaufen. Weil die Automärkte in Südeuropa wieder Fahrt aufnehmen, legten die Neuzulassungen in der EU im September um fast zehn Prozent zu.

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BMW IMMUN GEGEN VW-SKANDAL



Im Rennen der Hersteller, bei wem pro Auto mehr hängen bleibt, lag Mercedes im dritten Quartal mit 10,4 Prozent erneut vorn. BMW erzielte im Autosegment eine Rendite vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) von 9,1 (9,4) Prozent - deutlich mehr als erwartet. Audi zuckelte mit einer Marge von acht Prozent hinterher, vor allem wegen schlechterer Geschäfte in China. BMW bekräftigte, im Gesamtjahr solle die Ebit-Marge im Autosegment zwischen acht und zehn Prozent liegen.

Für den gesamten Konzern wiederholte der Vorstand die Prognose, wonach der Vorsteuergewinn solide wachsen soll. Dies werde aber gebremst von steigenden Ausgaben für Personal und Investitionen und Preiskämpfen in vielen Ländern. Dazu zählten auch die USA, der zweitgrößte Pkw-Markt nach China. Viele Autobauer weichen aus der Volksrepublik nach Amerika aus, weil dort teure Limousinen und Geländewagen weiter gefragt sind.

Der Diesel-Skandal bei VW tut dem nach Ansicht von BMW keinen Abbruch. "Aktuell erleben wir noch keine Auswirkungen", sagte Krüger, verwies aber auf den frühen Zeitpunkt - die Affäre war Mitte September ans Licht gekommen. In den USA würden hauptsächlich Benziner verkauft. "und das wird weiterhin so bleiben". An der Börse geriet BMW in den Abwärtsstrudel der VW-Aktie. Die Papiere lagen am Nachmittag knapp ein Prozent im Minus, VW-Aktien sackten dagegen um drei Prozent ab.

Reuters