Ab Donnerstag wird der Automobilsalon in Genf wieder zum Schaulaufen für die Hersteller von Luxuskarossen: Porsche präsentiert etwa das -Facelift des 911 GT3 RS, McLaren den Senna P 15 mit 800 PS, Lamborghini sein Luxus-SUV Urus.

Doch im Frühjahr ist die erste große Automesse in Europa auch immer ein Stimmungsbarometer für die Hersteller. Und auch hier könnten Frühlingsgefühle aufkommen: Nach dem Spitzenjahr 2017 strebt der globale Autoabsatz in diesem Jahr neuen Rekorden entgegen. So rechnet das CAR-Center Automotive Research mit einem globalen Wachstum um 3,3 Prozent auf 88,3 (Vorjahr: 85,4) Millionen Fahrzeuge.

Vor allem der chinesische Markt boomt, aber auch die weltweit gute Konjunktur sorgt für Kauflaune. Nicht zuletzt sind die jüngsten Absatzzahlen für den US-Markt gerade für deutsche Hersteller wie VW, BMW oder Audi vielversprechend. Unter dem Strich wird die Branche 2018 ihre Gewinne also weiter steigern, und ausgewählte Autoaktien bleiben interessant.

Das Ende des Diesel



Dennoch werden die Diskussion um den Diesel und die Folgen des Bundesverwaltungsgerichtsurteils zu möglichen Fahrverboten für Selbstzünder auch den Genfer Autosalon 2018 prägen. Denn die Verunsicherung ist nach dem Leipziger Urteil bei Käufern ebenso groß wie in der Industrie. Das Urteil von vergangenem Dienstag könnte der für die deutschen Autohersteller so wichtigen Technologie endgültig den Todesstoß versetzen. "Der Diesel ist ein Auslaufmodell beim Pkw geworden", bringt es Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer auf den Punkt. "Hohe Kosten, erwarteter Abbau von Subventionen und ein katastrophales Image setzen ihm zu."

Auf jeden Fall müssen sich die Autohersteller auf einen weiteren drastischen Rückgang der Verkäufe von Dieselneuwagen in Deutschland einstellen, rechnet die Unternehmensberatung EY vor. So waren im Januar nur noch 33 Prozent der neu zugelassenen Pkw Dieselfahrzeuge (Januar 2015: 51 Prozent). Obwohl alle heute verkauften Dieselfahrzeuge die Euro-6-Norm einhalten - also nicht von Fahrverboten betroffen sein werden -, befürchten Kunden weitere Fahrverbote. "Allein die Möglichkeit von Fahrverboten wird das Vertrauen in die Technologie weiter schwächen und die Preise purzeln lassen", erwartet EY-Experte Peter Fuß. "So könnte der Dieselmarktanteil im Lauf dieses Jahres unter die 25-Prozent-Marke fallen."

Derweil stehen die deutschen Autohersteller am Pranger, weil sie sich hartnäckig vor Hardware-Umrüstungen bei den von Fahrverboten betroffenen Dieselfahrzeugen drücken. Allenfalls stellen sie günstigere Software-Updates in Aussicht.

Autoexperten und Analysten plädieren dagegen nahezu einhellig für möglichst rasche Angebote zur Hardwarenachrüstung. "Jeder Tag ohne klares Bekenntnis zu Hardware-Umrüstungen schädigt die Reputation der Hersteller und erhöht das Tempo beim Dieselausstieg", warnt beispielsweise -Dudenhöffer.

Nord/LB-Analyst Frank Schwope wiederum verweist darauf, dass die drei großen deutschen Automobilkonzerne VW, BMW und Daimler in den vergangenen zehn Jahren operativ über 200 Milliarden Euro verdient hätten. "Eine Hardwarenachrüstung würde bei Weitem nicht ans Eingemachte gehen", glaubt Schwope. "Zudem dürfte die Autoindus-trie infolge notwendiger Ersatzbeschaffungen als Verursacher der Dieselprobleme letztlich auch noch zu den Profiteuren gehören." Mit den Nachrüstungen könnten die Autobauer nicht nur ihr Image verbessern, sondern auch zunehmenden Klagen von Autokäufern entgegenwirken.

Autoaktien: Genug gelitten?



Kosten für die Autoherstellern ergeben sich aber auch aus den möglichen Wertverlusten der Leasingflotten. Allerdings sind diese Flotten jung und der Anteil problematischer Diesel nimmt von Monat zu Monat ab.

Zudem können zumindest Teile der Flotten in anderen Ländern verkauft werden, etwa in Italien, wo es keinen Druck auf Dieselwagenpreise gebe. Bankhaus-Metzler-Analyst Jürgen Pieper rechnet einschließlich möglicher Umrüstkosten mit einer Gesamtbelastung für alle Autobauer von zwei bis drei Milliarden Euro. Dudenhöffer sieht Gesamtbelastungen für die Branche von rund fünf Milliarden Euro, wovon vier Milliarden Euro auf die deutschen Hersteller entfallen dürften. "Die Hauptlast dürften die Autobanken stemmen, die ihren Händlern nun wegen der großen -Probleme unter die Arme greifen müssen."

Gemessen an der allgemeinen Aufregung über das Leipziger Urteil haben die Aktien der drei Autobauer VW, Daimler und BMW im Wochenverlauf kaum reagiert. "Bei den Autobauern gab es bereits deutliche Kursverluste über mehrere Wochen", erläutert Bankhaus-Metzler-Analyst Jürgen Pieper. Die an die Wand gemalten Szenarien könnten wohl am Ende schlimmer gewesen sein als die Realität - zumindest für die Autoindustrie.

"Am härtesten trifft es die -privaten Dieselfahrer. Viele werden nicht daran vorbeikommen, einen Neuwagen zu kaufen, um das Problem endgültig loszuwerden." Anleger dagegen sollten aufmerksam bleiben, empfiehlt Schwope: "Die ganze Chose schafft am Ende durchaus Kaufgelegenheiten."