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Viele Hersteller betonen, zunächst abwarten zu wollen, was von Trumps Ankündigungen wirklich Gesetz wird. "Bisher gibt es keine Situation, dass sie an ihrer Strategie etwas ändern müssen", sagt Jürgen Wechsler, Chef der IG Metall in Bayern, wo große Hersteller wie BMW und Audi sowie wichtige Zulieferer wie Schaeffler oder Leoni sitzen. Die ganze Branche sei so international aufgestellt, dass man sich die Auswirkungen nur schwer vorstellen könne, wenn durch Trumps Politik oder den Brexit ganze Regionen abgekoppelt würden. "Es ist klug, erst mal abzuwarten, was kommt." Die über Jahre aufgebauten Werksstrukturen wollen und können die Konzerne nicht über Nacht ändern. "Das wäre ein radikaler Umbruch. So weit geht heute kein Hersteller", sagt Autoexperte Michael Jung von der Unternehmensberatung ROI voraus. Pkw-Bauer denken und planen in Modellzyklen, die vom ersten Marktauftritt bis zur letzten Auslieferung fünf bis sieben Jahre dauern. Bis dahin könnte die Ära Trump Geschichte sein.

MIT DEM STRAFZOLL LEBEN



Trump hat angekündigt, das für Zollfreiheit sorgende Freihandelsabkommen der USA mit Mexiko und Kanada, Nafta, angehen zu wollen. Die Regierung Mexikos geht davon aus, dass die Verhandlungen Anfang Mai beginnen. "Im schlechtesten Fall könnte es zu einer Auflösung von Nafta und einem Austritt der USA aus der WTO kommen", erklärt Stephan Keese, Autoexperte der Unternehmensberatung Roland Berger. Dann wären Importzölle von 35 Prozent möglich. Er hält das für unwahrscheinlich, weil das einen Handelskrieg auslösen könnte, der auch den USA schade. Einfacher zu verhängen wäre eine Grenzsteuer.

Die Hersteller könnten ihre Produktionsnetzwerke nicht kurzfristig anpassen, sagt Thomas Schiller von der Beratungsgesellschaft Deloitte. "Sie müssten Strafzölle teilweise akzeptieren." Zollexperten gehen davon aus, dass in die USA importierte und aus den USA exportierte Fahrzeuge eines Autobauers gegeneinander aufgerechnet würden. Konzerne mit US-Werken müssten dann nur für einen Teil ihrer Wagen Strafzölle bezahlen. An die Kunden könnten die Hersteller die Kosten nicht weitergeben, meint ROI-Vorstand Jung. Um Importzölle zu vermeiden, müssten die Hersteller mehr Autos in den USA produzieren.

PRODUKTION ANPASSEN



Nach der Logik Trumps müssten die Autobauer in den USA genau die Fahrzeuge bauen, die sie dort verkaufen wollen. Doch viele Werke sind nicht darauf ausgerichtet, viele verschiedene Modelle zu produzieren. "Bei den deutschen Herstellern wären die Werke in den USA flexibel genug, um mehr unterschiedliche Modelle zu fertigen", sagt Autoexperte Schiller von Deloitte. Allerdings müssten Zulieferungen und auch Presswerke angepasst werden. "Das ist extrem teuer - fast so teuer, wie ein neues Werk zu bauen." Experten rechnen hier mit Kosten von mindestens einer Milliarde Dollar. "Bis ein Werk aus- oder umgebaut ist, dauert es zwei bis drei Jahre", gibt Schiller weiter zu bedenken. "Außerdem fallen beim Anlauf eines neuen Modells hohe Kosten an, und die Qualität ist oft problematisch."

Das komplette Angebot lokal in den USA zu produzieren, rechnet sich nach Einschätzung von Roland-Berger-Berater Keese nicht. Denn in einer Fabrik könne kosteneffizient maximal auf ein bis zwei Plattformen gebaut werden. "Das deckt aber nicht die gesamte Produktpalette ab. Zumal die Produktion von kleineren Fahrzeugen mit entsprechend geringerer Marge in einem Hochlohnland wirtschaftlich kaum machbar ist." Deshalb werden kleinere Fahrzeuge mit geringerer Rendite im Niedriglohnland Mexiko gebaut. Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer schlägt die Lieferung von Bausätzen vor, das sind in Einzelteile und Baugruppen zerlegte Fahrzeuge, die erst im Importland montiert werden. Diese sind meist nicht mit Importzöllen belegt.

KOMMUNIKATION ANPASSEN



Die US-Autobauer Ford und General Motors kündigten nach Trumps Forderungen bereits Investitionen und neue Arbeitsplätze in den USA an. Ford verzichtet auf den Neubau eines Werkes in Mexiko. Die Autochefs begrüßten außerdem Trumps Abkehr von schärferen Umweltvorschriften. Nach Einschätzung von Roland-Berger-Berater Keese war das geschickte Kommunikation. Die Investitionen seien ohnehin geplant gewesen. "Sie werden jetzt präsentiert, dann stehen die Unternehmen gut da und US-Präsident Trump auch."