Der Münchner Autobauer BMW hat dank der US-Steuerreform sein Netto-Ergebnis 2017 deutlich verbessert. Im abgelaufenen Jahr fuhren die Bayern unterm Strich ein Plus von rund 26 Prozent auf 8,7 Milliarden Euro ein. Auch operativ war der Konzern im vergangenen Jahr gut unterwegs. Der Umsatz legte um 4,8 Prozent auf 98,7 Milliarden Euro zu, beim Vorsteuer-Ergebnis knackten die Bayern mit einem Plus von 10,2 Prozent erstmals die Zehn-Milliarden-Euro-Marke. "Wir haben im vergangenen Jahr rund eine Milliarde Euro mehr für Forschung und Entwicklung aufgewendet und trotzdem unser operatives Ergebnis steigern können", erklärte Finanzchef Nicolas Peter.

Operative Marge im Kerngeschäft stagniert



Anlass zu Übermut ist die gute Entwicklung indes nicht. Denn die viel beachtete operative Marge im automobilen Kerngeschäft verharrte bei 8,9 Prozent. Erzrivale Mercedes-Benz schaffte im Vorjahr ein Plus von 80 Basispunkten auf 9,7 Prozent. Auch im laufenden Jahr dürften die Bayern den Vorsprung der Marke mit dem Stern kaum aufholen. Man werde im laufenden Jahr erneut einen "zusätzlichen hohen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag" in die Produktoffensive investieren, kündigte Peter schon mal vorsorglich an.

Zudem hatten die Münchner im Vorjahr auch beim Absatz erneut das Nachsehen. Im Vorjahr verkaufte Mercedes-Benz rund 200.000 Fahrzeuge mehr als BMW. Allerdings hatten die Münchner bei ihren Kernbaureihen 5er und beim X3 jeweils Modellwechsel zu verkraften. Das drückt zunächst auf den Absatz und kostet Ergebnis. Im laufenden Jahr dürften die neuen Modelle indes für ein spürbares Absatzplus sorgen.



Ohnehin drückt BMW-Boss Harald Krüger derzeit mächtig aufs Tempo. Bis 2020 will BMW von Mercedes-Benz den Spitzenplatz im Premium-Segment wieder zurückerobern. Dazu läuft die größte Produkt-Offensive in der BMW-Geschichte. Alleine im laufenden Jahr kommen mit dem X2 und dem XXL-SUV X7 zwei vollständige neue Modelle ins Programm. Dazu rollt Ende des Jahres noch der 8er in die Showrooms. Und das ist erst der Anfang.

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Einschätzung der Redaktion



BMW hat 2017 das achte Rekordjahr in Folge hingelegt. Egal, ob Absatz, Umsatz oder Ergebnis: So gut wie im Vorjahr waren die Bayern noch nie. Auch im laufenden Jahr drückt Konzern-Chef Harald Krüger mit X7, X2 und dem 8er mächtig aufs Gaspedal. Bis 2020 wollen die Bayern Mercedes-Benz die Krone in der automobilen Oberklasse wieder abjagen.

Einfach wird das nicht. Der Vertrag von Daimler-Boss Dieter Zetsche läuft noch bis 2020. Und Zetsche wird das Zepter seinem Nachfolger kaum als Zweiter übergeben wollen.

Ähnlich wie bei Mercedes oder Audi muss auch BMW derzeit satte Investitionen stemmen. Denn neben dem Kerngeschäft mit Verbrennern müssen die Konzerne zusätzlich Milliarden-Ausgaben für alternative Antriebe, Digitalisierung und autonomes Fahren stemmen. Das drückt auf die Profitabilität.

Dazu trübt sich das Umfeld derzeit ein. Vor allem die anhaltende Diskussion um die Zukunft des Diesel sowie die Gefahr eines Handelskriegs zwischen USA einerseits und Europa und China andererseits könnten BMW, Daimler und Co. ausbremsen. Erst am Freitag Vormittag forderte der Verband der Automobilindustrie (VDA) die EU-Kommission mit Blick auf die geplanten US-Strafzölle zu Besonnenheit auf.

Immerhin: Für das abgelaufene Jahr will BMW die Dividende für die Stammaktien auf 4,00 (Vj. 3,50) Euro sowie 4,02 (3,52) Euro für die Vorzüge erhöhen. Das entspräche einer Dividendenrendite von sehr ordentlichen 4,7 Prozent.

Charttechnisch hat sich die Aktie nach den jüngsten Rückschlägen wieder gefangen. Zwischen 89 und 91 Euro wartet aber eine Widerstandszone. Anleger sollten abwarten, ob die fällt.

Empfehlung: Halten.
Kursziel: 92,00 Euro
Stoppkurs: 77,00 Euro