"Das ist ein wahrhaft historischer Tag für Bayer und Monsanto", freute sich Bayer-Chef Baumann am Mittwoch. "Dieser Schritt wird die Position von Bayer als führendem Life-Science-Unternehmen in der Welt deutlich stärken."





Gemeinsam mit Monsanto steigt Bayer zum weltweit größtem Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut auf. Die beiden Unternehmen kommen derzeit zusammen auf einen Börsenwert von mehr als 120 Milliarden Euro. Bayer alleine wird aktuell mit knapp 79 Milliarden Euro bewertet und ist damit der schwerste Wert im Dax. Im Vergleich zu Bayer nimmt sich Monsanto klein aus: Die Amerikaner setzten 2015 mit über 21.000 Mitarbeiter rund 15 Milliarden Dollar um. Bayer erzielte einen Umsatz von 46,3 Milliarden Euro, wovon 10,4 Milliarden auf die Agrarchemiesparte CropScience entfielen. Die Leverkusener beschäftigen weltweit mehr als 115.000 Mitarbeiter.

BAYER-CHEF BAUMANN AM ZIEL



Bayer hatte in den seit Monaten andauernden Verhandlungen sein Angebot für Monsanto mehrmals scheibchenweise erhöht. Die Gunst der Amerikaner konnte sich der Konzern schließlich mit einer auf 128 Dollar je Aktie in bar aufgestockten Offerte sichern. Gestartet war der Übernahmepoker im Mai mit 122 Dollar je Anteilsschein. Wenn die Kartellbehörden die Freigaben für die Übernahme nicht erteilen, soll Monsanto zwei Milliarden Dollar bekommen - 500 Millionen mehr als bislang in Aussicht gestellt. Beide Firmen wollen eng mit den Behörden zusammenarbeiten, um den Abschluss der Übernahme, der bis Ende 2017 erwartet wird, perfekt zu machen. Der Deal könnte laut Experten vor allem in den USA auf kartellrechtliche Hürden wegen Überlappungen im Saatgutgeschäft, insbesondere bei Sojabohnen, Baumwolle und Raps, stoßen.

Die Offerte will Bayer weiterhin aus Fremd- und Eigenkapital finanzieren. Der Eigenkapitalanteil soll bei rund 19 Milliarden liegen und durch eine Kapitalerhöhung und Pflichtwandelanleihen finanziert werden. Eine Brückenfinanzierung über 57 Milliarden Dollar wurde Bayer bereits von den Banken BofA Merrill Lynch, Credit Suisse, Goldman Sachs, HSBC und JP Morgan garantiert. Aus Synergien erwartet Baumann drei Jahre nach Abschluss der Übernahme jährliche Ergebnisbeiträge von 1,5 Milliarden Dollar.

Der Hauptsitz der weltweiten Saatgutsparte des gemeinsamen Unternehmens soll am Unternehmensitz von Monsanto in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri angesiedelt sein. Der Pflanzenschutz-Schutz-Bereich und die Bayer-Agrarsparte Crop Science sollen von Monheim in Deutschland aus geführt werden.

VIELE AKTIONÄRE SEHEN DEAL KRITISCH



Nach Einschätzung von Markexperten ist der Kauf für Bayer strategisch sinnvoll. Bei vielen Bayer-Anteilseignern waren Baumanns Übernahmepläne bislang gleichwohl auf wenig Gegenliebe gestoßen. Sie hatten den Deal als zu teuer kritisiert und haben Bedenken, dass durch die Übernahme von Monsanto das Pharmageschäft zu kurz kommen könnte. Der US-Saatgutriese hat zudem ein denkbar schlechtes Image und steht wegen seiner aggressiven Geschäftspraktiken und seiner gentechnisch veränderten Produkte seit Jahren in der Kritik. Die Amerikaner sind auch Entwickler des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat, das im Verdacht steht, krebserregend zu sein.

Bayer und Monsanto sind nicht die einzigen Konzerne in der Branche, die ihr Heil in Zusammenschlüssen und Übernahmen suchen. Der chinesische Staatskonzern ChemChina schluckt gerade die Schweizer Syngenta für 43 Milliarden Dollar. Ende 2015 wurde bereits der Zusammenschluss der US-Konzerne Dow Chemical und Dupont zu einem neuen Branchenriesen auf den Weg gebracht. Fallende Getreidepreise und instabile Märkte in den Schwellenländern haben den Firmen zuletzt zugesetzt. Der deutsche Chemieriese BASF ist bislang auf das Übernahmekarussell nicht aufgesprungen. Die Ludwigshafener stehen aber parat für Zukaufsgelegenheiten, die sich aus kartellrechtlich bedingten Verkäufen aus den Zusammenschlüssen in der Branche ergeben könnten.

rtr