Der Umsatz werde in diesem Jahr voraussichtlich um 200 Millionen Euro auf 7,5 Milliarden schrumpfen, kündigte Bilfinger am Donnerstag an. Beim bereinigten operativen Gewinn erwarten die Mannheimer nach dem Einbruch um gut ein Drittel nur einen leichten Anstieg. "Es sieht im Moment für das Jahr 2015 nicht so aus, als würden wir wie der Phönix aus der Asche kommen", sagte Übergangschef Herbert Bodner. Doch sei zuversichtlich, was die Zukunft des Konzerns angehe, den er bis 2011 zwölf Jahre lang geführt und vom Baukonzern zum Ingenieurdienstleister umgebaut hatte.

Bodner war nach dem Rücktritt seines Nachfolgers, dem früheren hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch, im August vorübergehend an die Bilfinger-Spitze zurückgekehrt. Für 2014 musste er nun den ersten Konzernverlust seit 1998 bekanntgeben. Nach vorläufigen Zahlen belief sich der Fehlbetrag auf 71 Millionen Euro. Der bereinigte operative Gewinn (Ebita) brach wie angekündigt um gut ein Drittel auf 270 Millionen Euro ein. Die Kunden des Technikdienstleisters - Energieversorger, Ölkonzerne und Industrie - halten sich mit Aufträgen zu Bau, Erneuerung oder Wartung von Anlagen zurück. Das liege vor allem an der Energiewende in Deutschland, der schwachen Konjunktur und dem starken Ölpreisrückgang, erklärte Bilfinger.

Analysten hatten einen etwas optimistischeren Ausblick erwartet. Die im letzten Jahr in den Keller geprügelte Aktie legte dennoch um 9,9 Prozent auf Kurse um 55,60 Euro zu und war damit größter Gewinner im Nebenwerteindex MDax. Die Anleger griffen zu, da Bilfinger eine Dividende von zwei Euro nach drei Euro im Vorjahr in Aussicht stellte. Der Markt hatte wegen der Misere mit einer geringeren Auszahlung gerechnet.

Bilfinger hatte im vergangenen Jahr die Geduld seiner Investoren mit vier Gewinnwarnungen strapaziert. Nach der zweiten Prognosekorrektur nahm Koch seinen Hut. Bilfingers Großaktionär Cevian schickte Ex-Metro -Chef Eckhard Cordes in den Aufsichtsrat, um die Führung des MDax-Konzerns neu aufzustellen. Bodner sagte, er habe inzwischen das Haus in Ordnung gebracht und hinterlasse seinem Nachfolger nun eine gute Basis.

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WARTEN AUF DEN NEUEN CHEF

Zurzeit wartet der Konzern, der seit der Jahrtausendwende durch Dutzende Akquisitonen umgekrempelt wurde, auf einen neuen Chef. Der Aufsichtsratsvorsitzende Cordes hat Insidern zufolge den Norweger Per Utnegaard dazu auserkoren. Doch der jetzige Chef des Schweizer Flughafendienstleisters Swissport konnte in dieser Woche noch nicht ernannt werden, da sein Arbeitgeber ihn noch nicht gehen ließ. Bodners Einsatz ist bis Ende Mai befristet. Beschlossen wurde aber schon der Wechsel beim Finanzvorstand: Der bisherige ProSieben-Sat.1-Manager Axel Salzmann löst zum 1. April den bisherigen Finanzchef Joachim Müller ab, der im Herbst seinen Rücktritt angekündigt hatte.

Der neue Chef muss vor allem die Energiesparte wieder auf Vordermann bringen. Als nächsten Schritt dazu kündigte Bilfinger an, das Geschäft mit Windkraftanlagen im Meer mit einem Umsatz von zuletzt 140 Millionen Euro zu verkaufen. Im Rohrleitungsbau hat Bilfinger schon beschlossen, 370 Stellen zu streichen. Ob es dabei bleibt, ist ungewiss. Denn die Aufträge könnten bei einer weiteren Talfahrt des Ölpreises noch stärker zurückgehen. Weitere Abschreibungen seien zurzeit nicht notwendig, sagte Bodner. Doch könne Bilfinger hier nur auf Sicht fahren.

Die Zahl der Mitarbeiter sank im vergangenen Jahr um fast 2000 auf gut 69.000. Koch hatte bereits 1250 Jobs in der Verwaltung weltweit gestrichen, davon 800 in Deutschland. Das kostete bisher 130 Millionen Euro, soll ab 2016 aber Einsparungen von jährlich 80 Millionen Euro bringen.

Reuters