Nicht immer, aber immer öfter - der Slogan stammt zwar aus einer Bierwerbung, passt aber auch zu dem Trend, dass immer mehr Menschen auf gesunde Ernährung achten. Es gibt zwar auch hierzulande Nachholbedarf, konsumieren die Deutschen doch immer noch deutlich weniger Obst und Gemüse als von der Gesellschaft für Ernährung empfohlen. Laut Konsumforscher Nielsen sind aber einer Mehrzahl der Konsumenten längst Lebensmittel ohne Gentechnik sowie ohne künstliche Farb- und Aromastoffe wichtig. Zudem achtet ein nennenswerter Prozentsatz der Bevölkerung darauf, möglichst wenig Zucker, Fett, Salz und Kalorien zu sich zu nehmen. Deutschland geht also mit gutem Beispiel voran, schließlich steigt die Zahl der Übergewichtigen weltweit immer noch an - und das treibt die Krankheitskosten in die Höhe.

Im Zuge sich wandelnder Lebensgewohnheiten geht es aber nicht nur um Inhaltsstoffe, sondern auch um die Herstellung und Herkunft der Lebensmittel. Wird dabei auf industrielle Düngemittel, Pestizide, Wachstumsregulatoren und Zusätze in der Tierfütterung verzichtet, handelt es sich um "biologisch produzierte Lebensmittel". Dieser unter dem Begriff Bio-Lebensmittel vereinfachend zusammengefasste Markt befindet sich seit Jahren auf Wachstumskurs.

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Die Schweizer machen es vor

Weltweit hat sich das Segment von 1999 bis 2013 fast verfünffacht. Am größten ist das Geschäft laut Organic Data Network in den USA. Dort wurden 2013 Bio-Lebensmittel im Wert von umgerechnet 24,4 Milliarden Euro gekauft. Deutschland als Zweitplatzierter brachte es auf 7,6 Milliarden Euro. Was die Pro-Kopf-Ausgaben angeht, liegt die Schweiz an der Spitze. Jeder Eidgenosse gab 2013 im Schnitt 210 Euro für Bio-Lebensmittel aus, in den USA waren es 77 Euro.

Die führende Rolle der Schweiz dürfte auch mit den relativ hohen Durchschnittseinkommen zu tun haben. Bio-Lebensmittel sind noch immer relativ teuer und man muss sich diese auch leisten können. Doch je mehr die Nachfrage steigt und je mehr Anbieter in dieses Segment drängen, umso geringer wird der Preisaufschlag. Marktexperten rechnen daher - wenig überraschend - mit einem anhaltenden Wachstumstrend. Und veränderte Lebensstile sowie Ernährungsgewohnheiten verschaffen den Herstellern in der Branche eine vielversprechende Ausgangslage.

Aus Anlegersicht klingt das sehr verlockend, doch gerade weil das Geschäft boomt und die Aussichten so gut sind, sollte nicht blind investiert werden. Denn wie so oft bei Megatrends führt die günstige Ausgangskonstellation zu großem Investoreninteresse. Das wiederum zieht - wie auch in diesem Fall - oft sehr anspruchsvolle Bewertungen bei den Branchenvertretern nach sich.

So wird etwa die Aktie von Whole Foods Market auf Basis der für 2016 erwarteten Gewinne mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von fast 27 gehandelt. Als weltweit größter Betreiber einer Bio-Supermarktkette hat sich das Unternehmen die darin zum Ausdruck gebrachte Wertschätzung zwar irgendwie verdient, Analysten rechnen aber mit einem sich abschwächenden Gewinnwachstum. Auf Sicht der nächsten fünf Jahre sollen es gut 13 Prozent pro Jahr sein. Die Relation von KGV zum erwarteten Wachstum ist damit größer als zwei und lässt wenig Spielraum für Enttäuschungen - ein Aspekt, der, speziell nach sechs Jahren Bullenmarkt, ganz allgemein bei allen Bio-Aktien zu beachten ist.

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Vier Titel schaffen den "Cut"

Dass die Aktien aus dem Bio-Lebensmittelbereich stolz bewertet sind, lässt sich auch am Solactive Organic Food Index ablesen. Das Barometer, das die Kursentwicklung internationaler Unternehmen abbildet, die biologische Nahrungsmittel anbauen, bearbeiten, herstellen, vermarkten oder handeln, hat sich seit November 2008 in der Spitze fast verzehnfacht.

Der langfristige Aufwärtstrend ist hier zwar so stabil, dass in Verbindung mit den günstigen Wachstumsaussichten der Branche bei einem freundlichen Gesamtmarkt zunächst weitere Kursgewinne möglich erscheinen, die Bewertungsproblematik sollte man aber im Hinterkopf behalten. Wer noch einigermaßen günstig zum Zuge kommen will, der muss etwas tiefer wühlen. Vernünftig bewertet ist etwa der deutsche Tiefkühlkosthersteller Frosta, der von der Grundsatzentscheidung profitiert, in den Produkten keine Zusatzstoffe oder Aromen zu verwenden und im Internet die Herkunft sämtlicher Zutaten chargengenau offenzulegen.

In Europa ist auch der irische Gemüseund Obstproduzent Total Produce noch moderat bewertet. In Amerika trifft das auf den Geflügelproduzenten Sanderson Farms zu, für den der steigende Geflügelkonsum günstig ist. Und beim kanadischen Hersteller von ökologischen Lebensmitteln SunOpta wird eine optisch hohe Bewertung wettgemacht durch ein erwartetes Gewinnwachstum von 30 Prozent in den kommenden fünf Jahren.

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