Eines der Erfolgsgeheimnisse liegt darin, dass die Experten auch mal dahin gehen, wo das gefühlte Risiko hoch ist. Wer nämlich den Euro für 60 Cent kaufen will, muss oft gerade dann einsteigen, wenn die Börsianer den Daumen nach unten gedreht haben.

Tief nach unten zeigt der Daumen bei dem Touristikdienstleister Kuoni, an dessen Aktienkapital sich Braun, von Wyss & Müller mit drei Prozent beteiligt haben. Das Unternehmen ist dabei, seine Aktivitäten neu zu ordnen. Der Verkauf des Veranstaltungsgeschäfts brachte viel weniger, als Investoren angenommen hatten. Kuoni wird wegen Bilanzbereinigungen einen hohen Verlust von rund 150 Millionen Franken ausweisen, die Dividende soll gesenkt werden. Kein Wunder, dass der Aktienkurs an Wert verloren hat. Fürs laufende Jahr ergibt sich, in Franken gerechnet, ein Minus von rund 30 Prozent. Gegenüber den Spitzenkursen liegt die Aktie sogar gut 70 Prozent unter Wasser.

Opposition gegen die Stiftung



Kuoni besteht heute aus den drei Bereichen Buchungsabwicklung, Gruppenangebote und Visageschäft. Die ersten beiden sind vor allem ein Geschäft mit anderen Touristikfirmen. Im Visageschäft arbeitet Kuoni für mehr als 40 Staaten als Dienstleistungspartner. Der Bereich ist hochprofitabel: Im ersten Halbjahr verdiente das Unternehmen dort 21 Millionen Franken vor Steuern und Zinsen, das Wachstum ist zweistellig. Der größte Teil dieser Erträge wurde aber von Verlusten des Bereichs Gruppenangebote aufgezehrt. Dieses verzerrte Bild könnte sich, so glauben die Experten um den Mitinhaber Georg von Wyss, aufklären, wenn die anderen Bereiche ihre Probleme lösen. Den fairen Wert des Unternehmens setzt der Value-Investor dann bei 330 Franken pro Aktie an.

Die Frage ist, ob das Management wirklich harte Kostenmaßnahmen durchsetzen wird. Hier herrschen in der Schweiz Zweifel. Denn die Hugentubler-Stiftung, die mit einem Kapitalanteil von 6,25 Prozent 25 Prozent der Stimmrechte auf sich vereint, unterstützt das Management. Dieser Einfluss kann nur reduziert werden, wenn die Stimmrechtsbegrenzung von drei Prozent aufgehoben wird. Dafür stehen die Chancen nicht schlecht. Neben Braun, von Wyss & Müller ist auch Veraison Capital engagiert. Dahinter steht unter anderem Georg Greber, Mitbegründer von zCapital. zCapital ist 2014 knapp daran gescheitert, Kuonis Stimmrechtsbegrenzung aufheben zu lassen. Gelingt es in einem neuen Anlauf, werden die 60 Cent schnell Richtung ein Euro marschieren.