In zukunftsträchtigen Bereichen der Commerzbank sollen zugleich 2300 Arbeitsplätze entstehen. Das Investmentbanking wird weiter verkleinert und mit dem Firmenkundengeschäft zusammengelegt, aus vier Sparten werden so zwei. Die Restrukturierung werde 1,1 Milliarden Euro kosten, erklärte die Bank. Dafür müssen die Aktionäre bis auf Weiteres auf eine Dividende verzichten. Die Ertrags- und Rendite-Ziele bleiben angesichts der Dauer-Niedrigzinsen bescheiden.

Sie reichten nicht, um die Börsianer zu beeindrucken: die Commerzbank-Aktie gab um zwei Prozent auf 5,87 Euro nach. Das Bundesfinanzministerium wollte sich nicht äußern. Der Bund ist mit gut 15 Prozent der größte Aktionär des Instituts.

Vorstandschef Zielke will am Freitag die Pläne vorstellen, über denen der Vorstand in den vergangenen Monaten zusammen mit Unternehmensberatern von McKinsey gebrütet hatte. In einem Brief an die Mitarbeiter, dessen Entwurf versehentlich im Intranet der Bank landete und der Reuters vorliegt, malte er ein düsteres Bild: "Das Wichtigste, was wir uns 2012 vorgenommen haben, haben wir noch nicht erreicht. Wir verdienen einfach nicht genug Geld, um die Bank dauerhaft mit Erfolg in die Zukunft zu führen." Zinssenkungen Zinsen hätten die Lage noch verschärft. Schnelle Antworten seien gefragt. "Abwarten ist keine Lösung! Wir müssen dringend selbst tätig werden, um die Bank deutlich profitabler zu machen." Zielke gehört dem Vorstand seit 2010 an, im Mai wurde er vom Privatkundenvorstand zum Vorstandschef.

Am Mittwoch und Donnerstag beriet der Aufsichtsrat über die Pläne. Arbeitnehmervertreter haben bereits Widerstand gegen den Stellenabbau angekündigt.

RENDITEZIELE WENIG EHRGEIZIG



Trotz der Großreinemachens sind die Ertragsziele der Bank für das Jahr 2020 weniger ambitioniert als bei vielen anderen Häusern: Die Bank weiß angesichts der niedrigen Zinsen mit dem Geld, das ihre Kunden auf den Konten parken, nichts anzufangen. Bei anhaltenden Niedrigzinsen sei nur eine Eigenkapitalrendite von sechs Prozent erreichbar. Nur wenn sich die Lage an den Märkten normalisiere, könne die Bank acht Prozent schaffen. 2015 waren es 4,2 Prozent. Trotz des massiven Stellenabbaus schafft die Commerzbank 2020 nur auf eine Aufwandsquote von 66 Prozent - international sind 50 bis 55 Prozent Standard. 2015 musste die Bank noch 73 Cent aufwenden, um einen Euro Ertrag zu erzielen.

Die Kosten sollen bis 2020 nur um eine halbe Milliarde auf 6,5 Milliarden Euro sinken. Analyst Neil Smith vom Bankhaus Lampe zeigte sich enttäuscht: "Ich hatte sechs Milliarden erwartet, aber vielleicht wollen sie nur jetzt nicht zu viel versprechen." Auf eine Dividende müssten die Aktionäre wohl länger warten als nur ein Jahr - es sei denn, die Commerzbank schaffe es schnell, aus der Schiffsfinanzierung auszusteigen.

Kern der Strategie sind eine Konzentration aufs Kerngeschäft und die Digitalisierung der ganzen Bank. Ziel sei "ein digitales Geschäftsmodell, aber mit einer persönlichen Note" - denn an den Filialen will Zielke festhalten. Das will die Bank sich bis 2020 rund zwei Milliarden Euro kosten lassen - mehr als die Deutsche Bank, die im gleichen Zeitraum 750 Millionen Euro in die IT investiert. Auch die größte deutsche Bank streicht 9000 Arbeitsplätze - bei einer gut doppelt so großen Belegschaft.

Als Kerngeschäft sieht Zielke zum einen die zwölf Millionen Privatkunden, denen künftig auch kleinere Unternehmer zugeordnet werden sollen - wie bei der Deutschen Bank. Zum "Firmenkunden"-Segment gehören künftig die größeren Unternehmen und die bisherige Investmentbank. Sie soll den Handel drosseln, der viel Eigenkapital kostet und schwankende Ergebnisse liefert. Das Geld will die Commerzbank lieber ins Kerngeschäft umleiten. Damit soll die Eigenkapitaldecke von 11,5 auf 13 Prozent wachsen. Die Erträge will Zielke auch mit einer geschrumften Investmentbank auf 9,8 bis 10,3 Milliarden Euro steigern. Für das laufende Jahr trauten die Analysten der Bank knapp neun Milliarden zu.

GERADE NOCH IN DER GEWINNZONE



Die Zusammenlegung von Mittelstands- und Investmentbank kostet bereits im zu Ende gehenden dritten Quartal Geld: Auf immaterielle Vermögenswerte - dazu gehört etwa selbst erstellte Software - müssen rund 700 Millionen Euro abgeschrieben werden. Dadurch sei im September-Quartal mit roten Zahlen zu rechnen - auch weil die Bank auf ihre Schiffskredite mehr abschreiben muss als zuletzt und sich die Erträge nicht erholt haben. Unter dem Strich will die Commerzbank 2016 aber knapp in der Gewinnzone bleiben. Von dem Ziel, wie im letzten Jahr unter Martin Blessing auf einen Milliardengewinn zu kommen, hatte sich Zielke erst im August verabschiedet.

rtr