Ein kurzes Kursfeuerwerk haben die Quartalszahlen der Commerzbank am vorletzten Donnerstag ausgelöst - und das Papier souverän an die DAX-Spitze katapultiert. Mit 257 (Vorjahr: 74) Millionen Euro vor Steuern hat die Bank die Erwartungen vieler Analysten für das zweite Vierteljahr 2014 übertroffen. Am Freitag war die Euphorie dann allerdings schon wieder verflogen.

Ein genauerer Blick zeigt, dass die Ergebnisverbesserungen vor allem aus einer deutlich niedrigeren Risikovorsorge und dem eingeschlagenen Sparkurs kommen. Das zweitgrößte deutsche Geldhaus macht beim Abbau von Altlasten wie schon in den Vorquartalen rapide Fortschritte. So schrumpfte das Risikoportfolio von Ende März bis Ende Juni von 102 auf 92 Milliarden Euro. Vorstandschef Martin Blessing rechnet nun damit, dass diese nicht mehr zu den Kernaktivitäten zählenden Risikoengagements bis 2016 auf 67 Milliarden Euro reduziert werden können. Bislang galt für diesen Zeitpunkt ein Zielwert von 75 Milliarden Euro.

Die Fortschritte bei der Portfolioreduzierung und die insgesamt verbesserte Risikosituation wirken sich auch positiv auf die Kapitalausstattung aus. Mit einer harten Kernkapitalquote von inzwischen 9,4 Prozent ist die Bank zwar nicht allzu üppig ausgestattet, wird die verschärften Vorgaben der Aufseher aber wohl erfüllen. Der anstehende Bankenstresstest, der noch im Frühjahr wie ein Damoklesschwert über der Bank hing, dürfte nach Einschätzung der meisten Beobachter jedenfalls keine bösen Überraschungen mehr liefern.

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Dividende winkt, neuer Ärger droht

Von einem erfolgreichen Abschneiden beim EZB-Bankentest könnten am Ende auch die Aktionäre profitieren: über die Wiederaufnahme einer Dividendenzahlung ab dem kommenden Jahr. Das hat Blessing zumindest in Aussicht gestellt. Es wäre die erste Ausschüttung seit 2007.

Doch das ist noch Zukunftsmusik. Was das operative Geschäft angeht, sind die Zahlen im zweiten Quartal dann doch eher durchwachsen. Immerhin: Trotz des Niedrigzinsumfelds zeigen sich im Privatkundengeschäft und in der Mittelstandsbank Ergebnisverbesserungen. Im Investmentbanking hingegen muss das Geldhaus wie andere Banken einen deutlichen Dämpfer hinnehmen. Nach wie vor zeichnet sich unter dem Strich nicht ab, wie die Bank mit ihrem Geschäftsmodell auf das Ergebnisniveau früherer Jahre im Milliardenbereich kommen will. Der aggressive Wachstumskurs vor allem im hart umkämpften Privatkundengeschäft könnte sich auch als Fehler erweisen.

Ärger droht aber auch aus dem Ausland. Medienberichten zufolge könnten die US-Behörden gegen die Bank eine Strafe wegen des Verstoßes gegen USSanktionen in der Größenordnung von einer halben Milliarde Euro verhängen. Die Bank lässt offen, wie viel davon bereits durch gebildete Rückstellungen von knapp einer Milliarde Euro abgedeckt sind. Analysten rechnen mit zusätzlichen Belastungen von 150 bis 300 Millionen Euro - und damit immerhin in Höhe eines Quartalsergebnisses. Auch die EU-Sanktionen gegen Russland werden sich am Ende womöglich noch im Ergebnis bemerkbar machen, obwohl die Bank beteuert, ihre Kreditengagements von 5,4 Milliarden Euro in Russland und 100 Millionen Euro in der Ukraine seien über Exportkreditversicherungen gut abgesichert.

Auf Seite 3: Dynamik durch Staatsrückzug

Dynamik durch Staatsrückzug

Offen ist, was aus der verbliebenen Staatsbeteiligung von 17 Prozent wird. Im vergangenen Jahr hatten Spekulationen über einen Einstieg europäischer Geldhäuser wie BNP Paribas oder Santander den Commerzbank-Aktienkurs zusätzlich beflügelt. Ein Verkauf käme den Steuerzahler derzeit aber immer noch teuer zu stehen. Die Ergebnisse des EZB-Bankentests könnten indes wichtige Hinweise auf einen fairen Wert der Bank liefern, der umso höher sein dürfte, je schneller die Bank beim Abbau von Altlasten vorankommt. Ob Berlin dann an einen strategischen Investor verkauft oder die Anteile lieber breit im Markt platziert, wird sich zeigen.

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