Im laufenden Jahr schlägt zunächst der Abbau von rund 7000 Arbeitsplätzen zu Buche. Er drückte die Commerzbank in den ersten sechs Monaten mit 406 (Vorjahr: plus 384) Millionen Euro in die roten Zahlen.

Zum Jahresende werde es nur mit Hilfe von Sondererträgen zu einem kleinen Gewinn reichen, sagte Engels. Bei den Anlegern sorgte das für Ernüchterung: Mit einem Minus von fast zwei Prozent zählte die Aktie zu den größten Verlierern im Leitindex Dax.

Die Commerzbank hatte sich Ende Juni grundsätzlich mit den Betriebsräten auf die Konditionen für das Stellenabbau-Programm geeinigt - das dritte seit der Fusion mit der Dresdner Bank vor acht Jahren. Damals gab es noch gut 59.000 Vollzeitstellen, bis 2020 soll die Zahl auf 36.000 sinken, Ende Juni waren es 41.500. Der neuerliche Abbau verschlingt 807 Millionen Euro - weniger als befürchtet, weil Mitarbeiter schneller gegangen sind als gedacht oder intern neue Stellen finden.

Digitalisierung soll viele Arbeitsschritte überflüssig machen, in vielen der 1000 Filialen arbeiten künftig weniger Menschen. "Wir machen die Commerzbank schneller und besser", sagte Engels. Er will die Kosten auf 6,5 Milliarden Euro im Jahr drücken. 2017 werden es noch knapp 7,1 Milliarden sein.

Doch der Umbau belastet das Tagesgeschäft. Sowohl mit Privatkunden und Kleinunternehmen als auch im Investmentbanking und mit dem Mittelstand verdiente die Commerzbank in den ersten sechs Monaten deutlich weniger. Im Konzern ging das operative Ergebnis um 19 Prozent auf 515 Millionen Euro zurück, von April bis Juni halbierte es sich sogar. Immerhin sei es gelungen, die niedrigen Zinsen im Privatkundengeschäft mit Provisionserlösen weitgehend wettzumachen, sagte Engels. Die Erträge sollen 2017 bereinigt um Sondereffekte stabil bleiben; im ersten Halbjahr stiegen sie trotz des Umbaus um zwei Prozent.

Um neue Kunden anzulocken, hat die Bank im ersten Halbjahr allein 50 Millionen Euro an Prämien ausgegeben, zeitweise zahlte sie 100 Euro für eine Konto-Eröffnung. Der deutsche Markt werde gerade neu verteilt, begründete Engels den Kampf um die Kunden. So steht die Postbank vor der Eingliederung in die Deutsche Bank, viele Sparkassen schließen Filialen. Bis 2020 will die Commerzbank 14 Millionen Privatkunden in Deutschland haben, zwei Millionen mehr als im vergangenen Jahr.

WAS WILL CERBERUS?



Der Einstieg des US-Finanzinvestors Cerberus hatte die Bank aufgeschreckt. Der als aggressiver Investor bekannte Eigentümer der österreichischen Bank Bawag P.S.K. hat rund fünf Prozent an der Commerzbank erworben und ist zum zweitgrößten Aktionär nach dem Staat aufgestiegen, hält sich aber zu seinen Plänen bedeckt. Erste Kontakte zu Cerberus gibt es offenbar. Engels sagte: "Wir pflegen mit bestehenden und potenziellen Investoren einen regen Austausch." Cerberus sei keine Ausnahme.

Der Finanzchef stellte für das Gesamtjahr ein "leicht positives" Ergebnis in Aussicht. Die Analysten der UBS rechnen mit 100 bis 150 Millionen Euro. Doch das schafft die Commerzbank nur mit Sondereffekten. Allein 220 Millionen Euro bringt der Verkauf des "Commerzbank-Towers", Deutschlands höchstem Gebäude, an Samsung. Die Bank bleibt aber Mieter in ihrer Zentrale. Mehr als 80 Millionen Euro an Bewertungseffekten bringt die Auflösung der Partnerschaft bei Ratenkrediten mit BNP Paribas. Die Commerzbank betreibt das Geschäft künftig allein.

Beim Abbau ihrer Schiffskredite kommt die Bank voran. Bis zum Jahresende sollen noch drei Milliarden Euro übrig sein. 2020 will Engels die Kredite an die schwer angeschlagene Branche ganz aus der Bilanz haben. Die Abschreibungen fallen geringer aus als gedacht. Für den Konzern geht Engels nun von 800 Millionen Euro Risikovorsorge aus. Im ersten Halbjahr waren es 362 Millionen.

rtr