Herr Brunner, laut einer aktuellen Studie von Ernst & Young soll 2015in Europa sieben Milliarden Euro durch Crowdfunding eingesammelt werden. Deutschland hinkt noch hinterher. Woran liegt das?
Brunner: Einerseits ist das Thema Crowdfunding natürlich hier noch sehr neu. Man muss bedenken, dass es Crowdfunding erst seit circa 2010 gibt. Kickstarter, die laut eigenen Angaben größte internationalen Crowdfunding Plattform ist erst seit Herbst 2014 für deutsche Projekte verfügbar. Damit steckt der deutsche Markt, der sich bei FinTec Ideen generell etwas langsamer entwickelt, natürlich noch in den Kinderschuhen. Ein Großteil des Europäischen Marktes wird hierbei immer noch durch Großbritannien repräsentiert. Crowdinvesting ist ja innerhalb des Crowdfundings nochmal eine Innovation und dementsprechend in einem noch früheren Stadium.

Banken mauern hierzulande, wenn es um die Vergabe von Krediten an Firmen geht. Stehen die Unternehmen bei Ihnen Schlange stehen?
Brunner: Insbesondere Neugründungen und einige Branchen wie etwa die Gastronomie trifft die Bankenregulierung natürlich hart. Mit Basel II und in Zukunft mit Basel III werden für diese Unternehmen Bank nur noch als Finanzierungspartner in Frage kommen, wenn die Unternehmer genügend Sicherheiten mitbringen Können. Diese Rahmenbedingungen werden mittel- und langfristig dazu beitragen Crowdinvesting mehr und mehr als gängige Finanzierungform von Gründungen und kleineren Unternehmen zu etablieren.

Conda ist in Österreich, der Schweiz und Deutschland vertreten. Welche Rolle spielt die Regionalität für Ihr Geschäftsmodell?
Brunner: Für uns teilt sich die StartUp und Kleinunternehmerlandschaft in zwei Gruppen auf. Einerseits StartUps mit exorbitanten Wachstumsraten, die auf eine rasche Internationalisierung abzielen und in den meisten Fällen hoch-skalierbare web-basierte Geschäftsmodelle verfolgen. Darüber hinaus gibt es in Deutschland aber auch eine breite Basis an Gründungen und kleinen Unternehmen, die mit Innovationen ein organisches und im ersten Schritt meistens lokales Wachstum anstreben. Genau für diese Gruppe der Unternehmen sehen wir uns als Finanzierungspartner. Dabei ist es wichtig, die positiven Aspekte für beide Seiten, also die Investoren und die Unternehmen klar herauszustellen. So können sich lokale, innovative und wachstumsstarke Unternehmen lokale, aber auch international Kapital besorgen. Andererseits können sich Investoren direkt an Unternehmen ihrer Region beteiligen und diese auch in vielfältiger Art und Weise unterstützen.

Welche Unternehmen lehnen Sie ab?
Brunner: Nur wenn Gewinne erwirtschaftet werden, die an Investoren ausgeschüttet werden können, ist die Grundlage für ein Crowdinvesting bei uns gegeben. Daneben gibt es natürlich viele weitere begünstigende Faktoren wie: es liegen schon erste Umsätze vor oder es besteht schon ein Business Angel oder sonstiger Fremdinvestor - und sei es auch nur im kleinen. Aber Grundsätzlich ist die zentrale Anforderung, dass genügend Gewinne erwirtschaftet werden, um auch einen Investor zu entlohnen und nicht nur den oder die Gründer.

Wie sieht das in puncto Haftung aus?
Brunner: Der eigentliche Investitionsvertrag wird direkt zwischen dem Investor und dem finanzierten Unternehmen abgeschlossen. Dementsprechend gelten die typischen Haftungsbestimmungen für Verträge zwischen Privatpersonen und Unternehmen.

Welches Crowdinvest-Projekt ist bei Conda besonders gut gelaufen?
Brunner: Im letzten Quartal sind bei uns etliche Projekte sehr gut gelaufen. Insbesondere sind wir aber über den Hangover-Drink Kaahée glücklich. Hier ist es gelungen, das Potenzial des Unternehmens ideal darzustellen und damit innerhalb von nur 12 Tagen 249.900 Euro einzusammeln.

Das geplante neue Kleinanlegerschutzgesetz soll auch für Crowdinvesting gelten. Was bedeutet das konkret?
Brunner: Erst Mal sind wir sehr froh, dass der Bereich des Crowdinvestings klare Rahmenbedingungen erhält. Bis dato gab es für diesen Bereich kaum gesetzliche Vorgaben wodurch ein ziemlicher Wildwuchs entstanden ist. Natürlich sind wir nicht mit allen Aspekten der aktuellen Gesetzesentwürfe glücklich. Insbesondere eine Beschränkung des Investments je Investor auf 3000, 5000 oder 10.000 (je nach Stand des Entwurfes) halten wir auch aus Sicht des Investors für nicht sinnvoll. Aber was das Gesetz genau bringt, wird man erst sehen, wenn es endgültig verabschiedet wird.

Verdienen Sie Geld mit Ihrer Plattform?
Brunner: Aktuell sind wir natürlich auch noch in der Aufbau- und Wachstumsphase. Dementsprechend erwirtschaften wir zwar Umsätze aber noch keine Gewinne.

In den USA ist Lendingclub fulminant an der Börse gestartet. Haben Sie Pläne für einen Börsengang?
Brunner: Ein Börsengang ist natürlich langfristig für uns die interessanteste Form der Finanzierung und insbesondere im Bereich des Crowdinvestings der natürliche Weg. Aktuell sind wir aber kurz- und mittelfristig auf der Suche nach strategischen Partnern.