In diesem Jahr sei beim Ergebnis alles von einer Stagnation bis hin zu einem deutlichen Anstieg möglich, kündigte Finanzchef Frank Lutz an. Viel hänge davon ab, wann Konkurrenten wie der Chemieriese BASF und die chinesische Wanhua ihre Kapazitätsprobleme wieder in den Griff bekommen. Lutz zeigte sich aber zuversichtlich: "Das erste Quartal wird eine gute Ausgangsbasis für 2017 sein."

Der Finanzchef geht davon aus, dass sich die Probleme der Konkurrenz für Covestro eher auszahlen werden als dass sie eine Belastung werden könnten. Derzeit gebe es mehr Nachfrage als Angebot. "Wir erwarten, dass der Markt in allen Produkten enger sein wird, bis Mitte des Jahres." So kämpft etwa BASF mit technischen Problemen bei seiner Anlage für das Kunststoffvorprodukt TDI in Ludwigshafen.

Bei Wanhua kommt es nach einer Explosion in einer MDI-Anlage im vergangenen September zu Ausfällen. Covestro profitiert derweil von einer starken Nachfrage, vor allem aus China. "Für uns ist das überhaupt kein Sorgenkind, im Gegenteil, das ist für uns eine Erfolgsgeschichte", betonte Lutz. 2016 erzielte der Konzern in der Region das stärkste Mengenwachstum.

BAYER-AUSSTIEG? - "WIR ERFAHREN ES ALS LETZTES"

Insgesamt sank der Umsatz im vergangenen Jahr um 1,5 Prozent auf 11,9 Milliarden Euro, da das Unternehmen mit negativen Währungseffekten sowie rückläufigen Verkaufspreisen wegen der niedrigen Rohstoffpreise zu kämpfen hatte. Zum Jahresende kam allerdings die Trendwende; erstmals seit 2010 konnte Covestro die Preise erhöhen. Der Umsatz zog im vierten Quartal um 7,8 Prozent auf drei Milliarden Euro an. Das bereinigte Betriebsergebnis kletterte um gut 52 Prozent auf 390 Millionen Euro, deutlich mehr als Analysten erwartet hatten. 2016 wurde das Konzernergebnis auf 795 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Davon profitieren auch die Aktionäre, allen voran die Konzernmutter Bayer, die das Unternehmen 2015 an die Börse gebracht hatte und noch rund 64 Prozent an Covestro hält. Covestro schüttet eine Dividende von 1,35 Euro je Aktie aus.

Covestro-Anleger machten nach dem kräftigen Gewinnanstieg Kasse. Die Papiere verloren mehr als vier Prozent auf 68,72 Euro, damit liegen sie aber immer noch weit über dem Ausgabepreise von 24 Euro beim Börsengang. Bayer will nach früheren Angaben mittelfristig komplett bei Covestro aussteigen. Auf die Frage nach dem Zeitpunkt sagte Vorstandschef Thomas: "Wir werden es wirklich als Letzte erfahren."

rtr