Tidjane Thiam startet mit Rückenwind als neuer Credit Suisse-Chef. Dank florierender Geschäfte in der Vermögensverwaltung schaffte die Schweizer Großbank im zweiten Quartal erneut einen Milliardengewinn und übertraf die Markterwartungen. Doch damit gibt sich Thiam nicht zufrieden. Bis Jahresende will der Ivorer, der Anfang Juli das Steuer von Brady Dougan übernommen hat, eine neue Strategie vorstellen. "Dadurch soll sichergestellt werden, dass unsere Ergebnisse weniger volatil sind und sich das festgelegte Geschäftsportfolio auch in einem sehr herausfordernden Umfeld als widerstandsfähig erweist", erklärte der vom britischen Versicherer Prudential kommende Thiam am Donnerstag. Die Bank überprüfe auch Veränderungen im Geschäftsportfolio.

Im zweiten Quartal erzielte Credit Suisse einen Gewinn von 1,05 Milliarden Franken und damit einen Wert auf Höhe des starken ersten Quartals. Im Vorjahresquartal hatte eine milliardenschwere US-Geldbuße wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung das Institut tief in die roten Zahlen gedrückt. Besonders gut lief es nun in Asien, wo sowohl die Vermögensverwaltung als auch die Investmentbank kräftig wuchsen. Im Halbjahr konnte die Bank den Vorsteuergewinn mehr als verdoppeln. Gut ein Viertel des konzernweiten Vorsteuergewinns erwirtschaftet Credit Suisse in Asien-Pazifik. "Wir sehen weitere beträchtliche Chancen in den kommenden Jahren", sagte Thiam.

Die Börse goutierte die starke Gewinnentwicklung im abgelaufenen Quartal - die Credit-Suisse-Aktie schoss um 6,5 Prozent in die Höhe. Als Wermutstropfen bezeichneten Analysten die Kernkapitalquote, die sich zwar auf 10,3 Prozent verbesserte, aber immer noch deutlich unter dem Wert von Konkurrenten wie der UBS liegt. "Dies bleibt die größte Herausforderung für den neuen Konzernchef", erklärte Dirk Becker von Kepler Cheuvreux. Die meisten Experten erwarten eine milliardenschwere Kapitalerhöhung. Thiam wollte sich zu dieser Frage aber noch nicht in die Karten blicken lassen und vertröstete auf später.

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GRIECHENLAND-KRISE SORGT FÜR FLAUTE IM ANLEIHEHANDEL



Gebremst wurden die Schweizer von der Flaute im Anleihenhandel. Viele Anleger gingen angesichts des griechischen Schuldendramas und des Einbruchs an den chinesischen Börsen in Deckung. Zudem ist unsicher, ob die US-Notenbank Fed tatsächlich noch in diesem Jahr die Zinswende einläutet. Entsprechend verdiente Credit Suisse wie bereite die US-Konkurrenten JP Morgan oder Goldman Sachs im Anleihengeschäft weniger. Die Deutsche Bank, die in dem Bereich zu den führenden Häusern zählt, will ihre Zahlen am 30. Juli vorlegen.

Zum weiteren Geschäftsverlauf schlug Finanzchef David Mathers vorsichtige Töne an. Die Dynamik in Asien, in der Vermögensverwaltung und im Aktiengeschäft hätten angehalten. "Die schwächere Entwicklung der Anleihenmärkte im Juni setzte sich allerdings auch im Juli fort, und das dritte Quartal ist gewöhnlich saisonal bedingt schwächer", erklärte Mathers.

Reuters