Listen mit Aktienempfehlungen von Investmentbanken gibt es viele. Allerdings liegen die Experten mit ihren Kauftipps nicht immer richtig. Sehen lassen kann sich im laufenden Jahr aber die Bilanz der Europa-Empfehlungen der Credit Suisse. Anfang Dezember belief sich das Plus der als besonders kaufenswert herausgestellten Werte auf durchschnittlich 29,0 Prozent. Den Angaben der Schweizer Bank zufolge entspricht das einer relativen Outperformance gegenüber der Benchmark MSCI Europe ex Switzerland Index von 14,5 Prozent.

Kürzlich wurde der Name von bisher europäische Top Picks Liste auf "EWU Top Pick Liste" geändert. Aus formalen Gründen wurden alle britischen Aktien aus der Liste entfernt. Betroffen davon waren die Aktie von International Consolidated Airlines, Aviva, Land Securities, Croda, Reckitt-Benckiser und Vodafone, zu denen die Credit Suisse aber trotzdem durch die Bank noch eine positive Meinung hat. Außerdem wurden Gewinne mitgenommen bei Continental und DSM wurde von der Liste gestrichen, weil die Credit Suisse bei dieser Aktie momentan in irgendeiner Weise in einer engeren geschäftlichen Verbindung steht und sich deshalb nicht öffentlich zu diesem Wert äußern darf.

Neu aufgenommen in die EWU Top Pick Liste wurde dagegen Pernod Ricard und TDC, sowie eine dritte Aktie, auf die wir wegen dem hohen Kurspotenzial aber erst auf eine der nachfolgenden Seiten eingehen werden. Beim dänischen Telekomkonzern TDC wird auf künftig bessere Geschäftszahlen gesetzt, nachdem das Unternehmen die Preise angehoben hat, um die Monetisierung von Mobildaten zu verbessern, und die Nachfrage nach schnellem Breitband gestiegen ist. Pernod Ricard soll dagegen in Europa und in den USA von den sich verbessernden Trends in seinem Portfolio dunkler Spirituosen (Whisky, Cognac usw.) profitieren. Darüber hinaus scheint sich die Lage in China zu stabilisieren, heißt es. Der Titel notiere immer noch mit einem Bewertungsabschlag zu den Vergleichsunternehmen.

In der 14-köpfigen EWU Top Pick Liste gibt es aber Titel, die verglichen mit Pernod Ricard und TDC ein deutlich größeres Kurspotenzial aufweisen. So verfügen die fünf Top-Werte über ein Potenzial von 24 Prozent bis 60 Prozent, Auf den nachfolgenden Seiten werden diese fünf Aktien etwas näher vorgestellt.



Aktie mit dem fünftgrößten Kurspotenzial aus der Credit Suisse EWU Top Pick Liste: Airbus Group N.V. (WKN: 938914, 61,11 Euro, alle Kurs- und Bewertungsangaben beziehen sich auf den Stand vom 14.12.)



Bei der mit Kaufen eingestuften Aktie der Airbus Group beträgt dieses Kurspotenzial 24,4 Prozent. Denn dieser Aufschlag ergibt sich aus dem Kursziel von 76,00 Euro. Die Vorgabe basiert dabei auf Gewinnschätzungen für 2015 von 3,49 Euro und von 3,76 Euro für 2016. 2014 belief sich das Ergebnis je Aktie auf 3,04 Euro. Für das kommende Jahr ergibt sich auf dieser Basis ein KGV von 16,3. Was die Dividende angeht, wird für das laufende Jahr mit einer Anhebung von 1,00 auf 1,30 Euro je Aktie gerechnet und für 2016 mit 1,50 Euro.

Ende November hat der Titel bei 68,44 Euro ein neues Rekordhoch markiert, bevor es dann im Zuge der allgemeinen Marktschwäche wieder etwas nach unten ging. Die Geschäfte des Flugzeugbauers laufen aber gut. So wurde kürzlich in einer Meldung darauf hingewiesen, dass man in den ersten elf Monaten des Jahres Aufträge für mehr als 1.000 Flugzeuge erhalten hat.

Damit liegt die Gesellschaft in dieser Hinsicht vor Dauerkonkurrent Boeing, der bis zum 2. Dezember auf Aufträge für 568 Maschinen gekommen ist. Nicht zuletzt dank des neuen und sparsamen Langstreckenflugzeugs A350 sammelt Airbus seit Jahren mehr Aufträge als Flugzeuge ausgeliefert werden können. Insgesamt beläuft sich der Auftragsbestand auf 6.837 Flugzeuge.

Bei der Credit Suisse wird mit einem anhaltend großen Interesse der Fluggesellschaften an möglich effizienten Flugzeugen gerechnet. Die Analysten streichen aber nicht nur die große Nachfrage nach Flugzeugen als positiv heraus, sondern auch die operativen Verbesserungen im Unternehmen selbst. Durch Fortschritte beim Langstreckenflugzeug A350 würden sich außerdem auch die Risiken verringern, so dass sich insgesamt das Risikoprofil verbessert habe.

Auch andere Analysten beurteilen den Dax-Vertreter derzeit positiv. So haben im Dezember bereits die Analysten von Kepler Cheuvreux ihr Kursziel von 67 auf 78 Euro erhöht und die Analysten der Deutschen Bank haben ihre Kurszielvorgabe sogar von 77 auf 88 Euro angehoben.



Aktie mit dem viertgrößten Kurspotenzial in der Credit Suisse EWU Top Pick Liste: Merck KGaA (WKN: 659990, 85,80 Euro)



Die Aktie des deutschen Chemie- und Pharmakonzerns Merck KGaA bietet das viertgrößte Kurspotenzial in der Credit Suisse EWU Top Pick Liste. Die Platzierung ergibt sich aus einem Kursziel von 108,00 Euro, das um 25,9 Prozent über den aktuell gültigen Notierungen liegt.

Das Aufwärtspotenzial ist dabei seit Ende November deutlich größer geworden, hat der Kurs seitdem doch mehr als zehn Euro an Boden verloren. Neben der allgemeinen Marktschwäche dürfte das auch mit der Meldung zu tun gehabt haben, wonach das Dax-Mitglied den Einsatz von Evofosfamide bei fortgeschrittenem Bauchspeicheldrüsen- und Weichteilkrebs nicht weiterverfolgen wird, nachdem bei zwei klinischen Studien mit Evofosfamide in Kombination mit Chemotherapie die primären Endpunkte nicht erreicht worden seien.

Nachrichtlich gesehen war zuletzt von Merck ansonsten auf dem in der Vorwoche abgehaltenen Investorentag zu hören, dass im kommenden Jahr mehr Geld in die Erforschung von Arzneimitteln gesteckt werden soll. Konkret sollen in die Pharma-Pipeline demnach zusätzlich 250 Millionen Euro investiert werden. Mit Blick auf die Region Afrika hatte es außerdem schon zuvor geheißen, es sei geplant die Mitarbeiterzahl und die Umsätze auf diesem Kontinent bis 2020 mit 500 Millionen Euro mehr als zu verdoppeln.

Die von Merck für das dritte Quartal vorgelegten Ergebnisse waren von der Credit Suisse wohlwollend aufgenommen worden. Außerdem setzt man auf positive Effekte durch den unlängst erfolgten Kauf des US-Laborausrüster Sigma-Aldrich.

Zur Bewertung hieß es damals Mitte November bei einem Kursstand von 92,41 Euro, diese sei wenig anspruchsvoll. Der Abschlag gegenüber der Vergleichsgruppe beim geschätzten KGV für 2016 von 15,8 wurde damals auf zwölf Prozent beziffert und bei den auf 0,97 taxierten Unternehmenswert zum Nettogegenwartswert war sogar von einem Abschlag von 24 Prozent verglichen mit den Konkurrenten die Rede.



Aktie mit dem drittgrößten Kurspotenzial in der Credit Suisse EWU Top Pick Liste: Boliden AB (WKN: 983215, 140,10 schwedische Kronen, 15,02 Euro)



Für einen Vertreter aus dem Rohstoffsegment hat sich die Aktie von Boliden in den vergangenen Jahren erstaunlich gut gehalten. Im April reichte es sogar zu einem neuen Rekordhoch bevor dann anschließend wieder Kursboden hergegeben werden musste. Insgesamt steht das schwedische Bergbauunternehmen, das als Hauptprodukte Kupfer und Zink abbaut und verhüttet sowie als Nebenprodukte auch noch Blei, Gold und Silber produziert, damit aber noch immer sehr viel besser da als die meisten anderen Branchenmitglieder.

In Ordnung waren im Grunde genommen auch die für das dritte Quartal 2015 vorgelegten Geschäftszahlen. Der Nettogewinn kam hier trotz schwieriger Rahmenbedingungen im Jahresvergleich um 5,4 Prozent auf 646 Millionen Kronen voran. Nachdem der deutsche Kupferproduzent Aurubis gerade mit seinen neuesten Ergebnissen die Erwartungen verfehlt hat, darf man gespannt sein, wie die nächsten Zahlen von Boliden ausfallen werden.

Der Analystenkonsens ist in dieser Hinsicht aber insbesondere langfristig zuversichtlich. So wird beim Gewinn je Aktie im Schnitt mit einem Anstieg von 6,94 Kronen im Vorjahr auf 13,21 Kronen bis zum Jahr 2016 gerechnet und für 2017 werden dann sogar 16,99 Kronen prognostiziert. Legt man die Vorhersage für das übernächste Jahr zugrunde, ergibt sich ein moderates KGV von 8,2.

Auch finanziell befindet sich die Gesellschaft in einer Verfassung, die einiges an Spielräum lässt. So geht die Credit Suisse von Aktivitäten an der Übernahmefront aus und von steigenden Ausschüttungen. Für 2016 wird eine Ausschüttungsquote erwartet, die über dem derzeitigen Niveau von 33 Prozent liegt. Andere Analysten sehen das ähnlich und wenn sie Recht behalten, würde Boliden auch als Dividendentitel immer interessanter werden.

Geld aber auch für Zukäufe einzusetzen macht neben den derzeit günstigen Preisen auch deshalb Sinn, weil ab 2020 das Minenvolumen abnehmen wird. In Reaktion auf die unlängst von Glencore beschlossenen Produktionskürzungen hat die Credit Suisse das Kursziel für Boliden um fünf Kronen angehoben. Seitdem bewegt sich dieses bei 185 Kronen, was dem Titel theoretisch 32,0 Prozent Luft nach oben lässt.



Aktie mit dem zweitgrößten Kurspotenzial in der Credit Suisse EWU Top Pick Liste: Nokia Corp. (WKN: 870737, 6,24 Euro)



Neu in die EWU Top Pick Liste aufgenommen wurde jüngst Nokia. Nachdem die Credit Suisse Anfang Dezember das Kursziel deutlich von 7,80 Euro auf 9,00 Euro erhöht hat, weist dieser Titel unter den favorisierten Werten das zweitgrößte Kurspotenzial auf. Gemessen am aktuellen Kurs beläuft sich dieses auf immerhin44,2 Prozent.

Die Aufnahme in die Favoritenliste begründete die Credit Suisse wie folgt: Das finnische Unternehmen soll von einer zunehmenden Monetisierung seines Geschäfts mit geistigen Eigentumsrechten und von höheren Synergien aus der 15,6 Milliarden Euro teuren Übernahme des Konkurrenten Alcatel-Lucent profitieren. Durch den letztgenannten Deal, der als strategisch sinnvoll bezeichnet wird und bis zum Ende des ersten Quartals 2016 in trockenen Tüchern sein sollte, steige Nokia gemessen am Marktanteil zur Nummer eins unter den reinen Telekominfrastruktur-Dienstleistern auf. Das sei auch deshalb vorteilhaft, weil in dem Segment von einer anziehenden Nachfrage ausgegangen werde. Erinnert wird allerdings gleichzeitig auch an den grundsätzlich sehr zyklischen Charakter dieses Geschäftssegmentes.

Nach Ansicht der Analysten spiegelt sich das im Aktienkurs noch nicht ausreichend wider. Zumal man auch optimistischer geworden sei, was eine erfolgreiche Umsetzung der Restrukturierungs- und Kosteneinsparanstrengungen angehe. Darüber hinaus ist die Entscheidung Ausdruck einer Übergewichtung des IT-Sektors, die sich mit einer Kaufempfehlung für SAP auch an einem anderen technologischen Top Pick zeige. Das zuversichtlicher gewordene Urteil zu den Aussichten von Nokia hat sich auch in der Form höherer Gewinnschätzungen niedergeschlagen. Für 2017 wird nun ein Ergebnis je Aktie von 0,65 Euro unterstellt. Daraus ergibt sich ein geschätztes KGV von 9,6, das deutlich unter dem Wert liegt, der mit Ericsson dem engsten Konkurrenten zugestanden werde.

Trotz all dieser Vorzüge tritt der Aktienkurs seit mehr als einem Jahr per Saldo nur auf der Stelle. Zuletzt mit zu dieser Entwicklung beigetragen hat sicherlich auch ein im dritten Quartal schlechter als von Analysten erwartet gelaufenes Geschäft. Zum Trost hat der finnische Netzwerkausrüster Nokia aber angekündigt, rund vier Milliarden Euro an die Aktionäre auszuschütten. Für 2015 und 2016 soll es jeweils eine Dividende von mindestens 0,15 Euro je Aktie plus eine Sonderdividende von 0,10 Euro geben. Darüber hinaus werden auf Sicht von zwei Jahren eigene Aktien im Wert von 1,5 Milliarden Euro zurückgekauft. Weitere drei Milliarden Euro werden im nächsten Jahr dazu verwendet werden, bestehende Schulden zurückzuzahlen.

Aktie mit dem größten Kurspotenzial in der Credit Suisse EWU Top Pick Liste: Royal Dutch Shell (WKN: A0D94M, 14,185 britische Pfund, 19,97 Euro)



Durch den Verfall des Ölpreise steckt auch der Aktienkurs von Royal Dutch Shell in einer Misere. So ist die Notiz des britisch-niederländischen Öl-Unternehmens, das momentan noch immer versucht, die 70 Milliarden Dollar schwere Übernahme der britischen BG Group in trockene Tücher zu bringen, gerade auf den niedrigsten Stand seit Mitte 2010 abgerutscht. Eine Bewegung, die den bestehenden charttechnischen Abwärtstrend zementiert.

Wie sehr der anhaltend niedrige Ölpreis auch das Geschäft belastet, zeigte sich an den Drittquartalszahlen. Auch bedingt durch hohe Abschreibungen rutschte der Ölkonzern in die Verlustzone. Nach der Einstellung mehrerer großer Projekte musste auf der Basis aktueller Wiederbeschaffungskosten ein Verlust von 6,1 Milliarden Dollar hingenommen werden nach einem Gewinn von 5,3 Milliarden im Vorjahreszeitraum.

Wenn man den Kursverfall positiv sehen will, dann könnte man so argumentieren, dass dadurch zuletzt der Abstand zum Kursziel der Credit Suisse immer größer geworden ist. Angesichts der mit einem Kursziel von 32,00 Euro versehenen Kaufempfehlung beläuft sich das Potenzial inzwischen auf 60,2 Prozent.

Die Analysten bei der Schweizer Bank vertrauen auf die vorteilhaften Effekte, die sich aus einer Aufstellung als einer der weltweit größten integrierten Ölkonzerne ergibt. Das im dritten Quartal erzielte Ergebnis wird zwar als enttäuschend bezeichnet, aber dafür sei die vorgenommene Streichung kostspieliger Projekte positiv zu beurteilen. Außerdem hält man Royal Dutch Shell für gut gerüstet, um unter anderem mit Hilfe von Kosteneinsparungen mit dem herausfordernden Umfeld fertig zu werden.

Lobend hervorgehoben werden das starke Geschäftsprofil und eine verlockend attraktive Dividende. Das bestehende Portfolio wird als stabil eingestuft und die Ausschüttung als nachhaltig. So wird für 2015 sogar mit einer Anhebung der Dividende von 1,50 Euro auf 1,69 Euro gerechnet und für 2016 mit 1,70 Euro. Auf Basis der erwähnten 1,69 Euro würde sich die Dividendenrendite derzeit immerhin auf 8,46 Prozent belaufen. Beim Gewinn je Aktie wird für 2015 ein Rückgang von 2,38 Euro auf 2,10 Euro prognostiziert, bevor sich das Ergebnis 2016 dann wieder etwas auf 2,20 Euro verbessern soll. Aber auch auf Basis der tieferen 2,10 Euro würde sich das KGV nur im knapp einstelligen Niveau bewegen.