Allein am vergangenen "Super- Donnerstag" legten neun der 30 DAX-Konzerne ihre Ergebnisse für das erste Quartal 2015 vor - und sorgten bei Anlegern für positive Überraschungen. So präsentierte der Baustoffkonzern HeidelbergCement einen kräftigen Gewinnanstieg in den ersten drei Monaten, angetrieben vom stärkeren Wachstum in den USA und Westeuropa sowie von der Euroschwäche. Das Vorsteuerergebnis lag mit 115 Millionen Euro um 180 Prozent über dem Vorjahr.

Beiersdorf, Continental und Lanxess legten ebenfalls einen starken Jahresauftakt hin. Auch VW, Daimler, Fresenius und Bayer hatten zuvor die Anleger mit ihren Zahlen überzeugt. Nach Berechnungen der Commerzbank werden die DAX-Konzerne dieses Jahr zusammen mehr als zwölf Milliarden Euro zusätzlichen Vorsteuergewinn verbuchen, wenn der Eurokurs um zehn Prozent gegenüber dem Dollar abgewertet hat. Die Unternehmen aus dem MDAX könnten demnach zwei Milliarden Euro extra verdienen. Laut LBBW-Stratege Wolfgang Albrecht haben fast alle DAX-Unternehmen, die inzwischen Zahlen vorgelegt haben, die Erwartungen übertroffen. "Darunter befinden sich insbesondere Zykliker wie BASF, Infineon, Lufthansa, SAP und Volkswagen. Ihnen spielt der deutlich schwächere Euro in die Hände. Darüber hinaus sorgt der gesunkene Ölpreis bei vielen Unternehmen für Rückenwind", so Albrecht. Aber auch weniger Dollar- sensible Firmen aus der Finanzund Versicherungsbranche hätten die Prognosen übertroffen.

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Ausblicke noch verhalten

Weniger eindeutig stellt sich demnach die Situation bei den Unternehmen des Euro Stoxx 50 dar. Auch hier überwogen jedoch die positiven Überraschungen - vor allem bei Unternehmen mit hohem Auslandsanteil wie Air Liquide, L’Oréal und Unilever. Nur Nokia fiel mit eher enttäuschenden Zahlen aus dem Rahmen. Bei den Ausblicken hielten sich die Konzerne allerdings meist bedeckt. Bislang wagten sich Bayer, Deutsche Börse, Conti und Infineon mit konkreten Jahresprognosen positiv aus der Deckung. Offenbar wird an der Nachhaltigkeit der Euroschwäche teilweise noch gezweifelt. Als einziger DAX-Wert hat bislang die Deutsche Bank ihre Jahresprognosen gesenkt - Resultat hoher Sonderbelastungen vor allem aus dem Konzernumbau und den zahlreichen Rechtsstreitigkeiten.

Dagegen zeigte sich Continental- Chef Elmar Degenhart bei Vorlage der Quartalszahlen zuversichtlich und hob die Umsatz- und Ergebnisprognose für das Gesamtjahr an. "Wir glauben, dass sich diese positive Entwicklung für uns fortsetzt", so Degenhart. Rückenwind bekommt Conti auch von der Automobilindustrie, die wieder mehr Reifen und Ersatzteile bestellt als zu Jahresbeginn. "Die Produktion zieht an in Europa, wir hatten einen guten Start in den April", sagt Finanzchef Wolfgang Schäfer. LBBW-Experte Albrecht erwartet, dass dieser Trend anhält. "Mit dem Rückenwind von der Währungs- und Rohstoffseite dürften die Unternehmen ihre Zurückhaltung gegenüber den Gewinnperspektiven mehr und mehr ablegen", so Albrecht. "Dies sollte auch dem angeschlagenen Aktienmarkt wieder auf die Beine helfen."

Die Commerzbank rechnet außerdem damit, dass die DAX-Konzerne in diesem Jahr insgesamt 85 Milliarden Dollar verdienen - rund ein Viertel mehr als im Vorjahr. Vorausgesetzt wird dabei, dass der Euro nicht drastisch aufwertet und dass ein starker Einbruch der Weltwirtschaft ausbleibt.