Beinahe unbemerkt von der breiten Anlegerschaft ergab sich jüngst eine interessante Änderung in der Aktionärsstruktur bei der Deutschen Effecten- und Wechselbeteiligungsgesellschaft DEWB. Fonds der Investmentfirma SPSW Capital wurden nach eigenen Aussagen durch die Übernahme mehrerer Aktienpakete zum größten Einzelaktionär von DEWB. Was auf den ersten Blick noch recht unspektakulär klingt und wenig Spannung verspricht, lässt bei genauerem Hinsehen Fantasie aufkommen und Kenner der hiesigen Nebenwerteszene aufhorchen.

Hinter der Hamburger Investorengruppe SPSW steht nämlich unter anderem Achim Plate, der einst als Chef des Multimediadienstleisters D + S Online für Furore sorgte und dort am Ende eine lukrative Übernahme des SDAX-Unternehmens einfädelte. Der Verkauf von D + S an den Finanzinvestor Apax im Jahr 2008 bescherte ihm und seinen Aktionären eine stattliche Gewinnprämie und Plate den Ruf, ein goldenes Händchen für erfolgreiche Investments zu besitzen.

Dass Plate und Konsorten ihr Handwerk verstehen, zeigen auch die drei aufgelegten Fonds von SPSW, die dank ausgewählter Investments in Small und Mid Caps schon seit Jahren mit positiven Renditen punkten. Unter deutschen Nebenwerten mischt Plate immer wieder auch aktiv erfolgreich mit. Zuletzt bei PNE Wind. Dort sorgte sein Engagement Anfang des Jahres für kräftig Auftrieb im Kurs.

Plate neuer Aufsichtsrat



Die Chancen auf eine positive Entwicklung der DEWB-Aktie stehen nach dem Einstieg der Nordlichter, die unseren Informationen zufolge jetzt einen Anteil zwischen 20 und 25 Prozent besitzen sollen, also sicher nicht schlecht. Zumal sich Plate und sein Kollege Henning Soltau nicht mit einem schlichten Investment bei DEWB zufriedengeben, sondern sich dort jüngst auch in den Aufsichtsrat haben wählen lassen und in Zukunft aktiv und nachhaltig mitmischen wollen. Wie uns ein Firmenkenner berichtet, soll wohl bereits im zweiten Halbjahr ein Strategieschwenk verkündet werden. Unter der Regie des neuen Großaktionärs sollen das Beteiligungsportfolio vergrößert und neue Zukäufe getätigt werden. Auch die Refinanzierung einer 2019 fälligen Unternehmensanleihe stehe auf der Agenda.

Operativ befand sich die Jenaer Beteiligungsgesellschaft in den vergangenen Monaten auf einer Berg-und-Tal-Fahrt. Im zweiten Halbjahr 2016 konnten die Ostdeutschen zwar einen lukrativen Verkauf der Anteile ihrer Beteiligung Jena-Batteries unter Dach und Fach bringen, allerdings machte eine Vollabschreibung auf Direct-Photonics, die nach einer gescheiterten Restrukturierung bei dieser Beteiligung nötig wurde, diesen Erfolg zunichte.

Eine große Abwertung des Bilanzansatzes des Hoffnungsträgers Noxxon überschattete schließlich gänzlich die positive Entwicklung. Die Biotechnologiefirma war im September 2016 endlich an der Börse Euronext gelistet worden, der enttäuschend niedrige Listingpreis sorgte aber für hohen Wertberichtigungsbedarf.

Es besteht jedoch nach wie vor die Chance, dass Noxxon irgendwann eine Neubewertung erfährt. Sollte die Biotechnologiegesellschaft in absehbarer Zeit die eine oder andere Kooperation mit großen Adressen aus der Pharmabranche abschließen können, wäre ein Aufschwung möglich. Ein erster Deal dieser Art wurde kürzlich mit dem US-Konzern Merck vereinbart, mit dem Noxxon verschiedene klinische Teststudien im Bereich der Krebstherapie durchführen wird.

Die wichtigste der insgesamt fünf Positionen im Portfolio bleibt Lemnatec, ein Spezialist für optische Inspektionsgeräte, die in der Agrochemie, der Pflanzenzüchtung und der Pharmaforschung eingesetzt werden. Der knapp 50-prozentige Anteil an Lemnatec deckt allein einen Großteil des aktuellen Börsenwerts von DEWB ab und könnte im Erfolgsfall zu einem starken Kurstreiber werden.