Nach dem negativen Referendum in Griechenland fragen sich Investoren, in welchem Land womöglich ebenfalls ein Austritt aus dem Euro droht. Denn nach dem Grexit wäre der Euro keine Währungsunion mehr, sondern nur noch ein Währungsverbund, aus dem Länder in Krisensituationen herausgelöst werden können. In den Fokus der Investoren dürfte vor allem Spanien rücken, wegen der dort zum Jahresende anstehenden Neuwahlen. Je näher die Wahl rückt, umso mehr Volatilität könnte es an Europas Märkten geben.

Nichtsdestotrotz werden Investoren in den nächsten Monaten verstärkt die Entwicklung der Weltwirtschaft im Auge haben. Denn davon hängt es ab, ob die Geschäfte der exportstarken deutschen Unternehmen weiterhin gut laufen. Zuletzt hatte sich das Wachstum in China deutlich abgekühlt. Zudem schwächelt die US-Wirtschaft. So waren laut Ifo-Geschäftsklimaindex die Geschäftserwartungen der befragten 7000 deutschen Unternehmen im Juni den dritten Monat in Folge gesunken - ein Warnsignal. "Der Grund hierfür liegt wohl weniger in der Griechenlandkrise, sondern vor allem im nachlassenden Nachfragewachstum der Emerging Markets (insbesondere China)", schrieb Markus Wallner, Aktienstratege der Commerzbank.

Hingegen sorgt der schwache Euro für starken Rückenwind bei deutschen Unternehmen. Entsprechend haben die Analysten ihre Gewinnschätzungen für die DAX-Firmen deutlich erhöht. Für 2015 gehen sie von einem Anstieg um 15 Prozent und für 2016 um zehn Prozent aus. Mit einem 2016er-KGV von 13 hat der DAX schon einen Großteil der Risiken eines möglichen
Grexits eingepreist. Insgesamt halten sich für Experten wie Dirk Müller ("Mr. DAX")Chancen und Risiken im zweiten Halbjahr die Waage.

Zu den Unternehmen, bei denen die Schätzungen am stärksten angehoben worden sind, zählen Daimler und Infineon, weshalb die beiden Aktien zu unseren Favoriten fürs zweite Halbjahr gehören. Selbst wenn sich deutsche Aktien in den kommenden Monaten deutlich volatiler präsentieren könnten, sollten sich unsere Favoriten gut entwickeln. Denn sie glänzen mit überzeugenden Geschäftsperspektiven.

Auf den folgenden Seiten zeigen wir Ihnen die Tops und Flops des ersten Halbjahres aus DAX, MDAX, TecDAX, SDAX, Euro Stoxx 50, Dow Jones und Nasdaq 100 sowie die Favoriten fürs zweite Halbjahr.

Auf Seite 2: Tops und Flops des ersten Halbjahres: DAX, MDAX, TecDax und SDax













Stand: 30.06.2014 - 14 Uhr

Auf Seite 3: Tops und Flops des ersten Halbjahres: Euro Stoxx 50, Stoxx 50, Dow Jones und Nasdaq 100













Stand: 30.06.2014 - 14 Uhr

Auf Seite 4: Bayer-Aktie - Abspaltungspläne sorgen für Fantasie





Bayer-Aktie - Abspaltungspläne sorgen für Fantasie



Im September 2014 hat Bayer seine Pläne zur Abspaltung des Kunststoffgeschäfts öffentlich gemacht. Seither spekulieren Anleger, wann und auf welchem Weg der Pharma- und Pflanzenschutzkonzern seine Pläne in die Tat umzusetzen gedenkt. Nun ist die Katze aus dem Sack: Bereits ab 1. September wird die Tochter unter dem Namen Covestro eigenständig am Markt agieren. Bis spätestens Mitte 2016 soll sie an die Börse gebracht werden. Mit der Abspaltung fokussiert sich Bayer fortan komplett auf die Sparten Gesundheit und Pflanzenschutz - sehr zur Freude der Börsianer. Denn je weniger eine Gesellschaft einem Gemischtwarenladen gleicht, desto höhere Bewertungen gestehen Anleger ihr zu. Da sich in der Vergangenheit bei ähnlichen Fällen gezeigt hat, dass sich Firmenteile besser entwickeln, sobald sie von der Mutter abgetrennt sind, könnte auch der Covestro-Börsengang Werte freisetzen. Kurzum: Nach der Trennung könnten beide Einheiten an der Börse mehr wert sein als der Bayer-Konzern heute. Doch auch abgesehen davon, läuft es bei den Ludwigshafenern. Zuletzt konnten sie insbesondere mit neuen Pharmaprodukten punkten. Daher rechnet das Management um Vorstandschef Marijn Dekkers nach dem Umsatzrekord 2014 für 2015 mit weiter steigenden Umsätzen und Gewinnen.
CS



Auf Seite 5: Constantin Medien-Aktie: Blockbusterfilme als Kursbeschleuniger





Constantin Medien-Aktie: Blockbusterfilme als Kursbeschleuniger



Ein heißer Sommer steht Kinofans und Aktionären von Constantin Medien bevor. Am 13. August startet die Neuauflage des Science-Fiction-Streifens "Fantastic Four" in den Kinos, nur rund vier Wochen später, am 10. September, der zweite Teil des Kinoschlagers "Fack ju Göhte". Hinter beiden Produktionen steht Constantin Film, und damit entscheidet der Leinwanderfolg über Wohl und Wehe der Aktie. Insbesonders auf "Fack ju Göhte 2" gilt es zu achten. Denn Vorstandschef Bernhard Burgener, der selbst mit sechs Prozent an dem Unternehmen beteiligt ist, setzt die erwartete Besucherzahl für den deutschen Kassenschlager sehr gering an. Dies spiegelt sich auch in der Jahresprognose für 2015 wider, die ein Ergebnis von "nur" null bis zwei Millionen Euro bei Constantin Medien vorsieht. Damit wäre zwar bereits der Turnaround in trockenen Tüchern, doch es ist deutlich mehr drin. Zeigt das Publikum nämlich ähnlich viel Begeisterung wie beim ersten Teil, müssen die Jahresziele neu überdacht werden. Zumal auch die zweite Sparte - Sport - weiter durchstarten dürfte. Im Herbst beginnen die Münchner mit der Übertragung der Fußball-Europa-Liga. Wir gehen davon aus, dass es in der zweiten Jahreshälfte zu einer Aufwärtsrevision der Gewinnprognose kommen wird und empfehlen den Small Cap zum Kauf.
CI



Auf Seite 6: Daimler-Aktie: Mercedes-Benz setzt den Blinker links





Daimler-Aktie: Mercedes-Benz setzt den Blinker links



Mit einem riesigen Abstand von mehr als 100 Punkten führen die beiden Mercedes-Boliden nach acht Rennen die Teamwertung in der Formel 1 an. Eine Situation, die Daimler-Chef Dieter Zetsche wohl gern auch auf das operative Geschäft übertragen würde. Hier fährt die Marke mit dem Stern der Premiumkonkurrenz noch hinterher. Möglicherweise aber nicht mehr lang. Bereits im ersten Quartal legten die Schwaben bei Absatz, Umsatz und Gewinn an Tempo zu. Das operative Ergebnis in der Autosparte schoss um rund die Hälfte nach oben. Auf Ebitbasis führte dies zu einer bemerkenswerten Rendite von 9,4 Prozent. Damit schloss Daimler zu BMW und Audi auf, die im Gesamtjahr 2014 im Pkw-Bereich eine Ebitmarge von 9,6 Prozent erzielten.

"Der Konzern profitiert momentan von seiner recht jungen Modellpalette", erläutert Nord-LB-Analyst Frank Schwope und führt weiter aus: "In einzelnen Quartalen 2015 sollte Daimler sogar in der Lage sein, Audi und BMW margentechnisch die Rücklichter zu zeigen." Auch Konzernlenker Zetsche ist voller Zuversicht. Vor Investoren gab er sich kürzlich optimistisch, dass die Gewinne im zweiten Quartal noch besser ausfallen würden als zu Jahresbeginn. Das lässt auf eine gute zweite Hälfte 2015 hoffen - operativ wie auch an der Börse.
CI



Auf Seite 7: Deutsche Annington-Aktie: Nach Übernahmewelle bereit für den DAX





Deutsche Annington-Aktie: Nach Übernahmewelle bereit für den DAX



Durch die kürzlich abgeschlossene Übernahme von Gagfah für 4,3 Milliarden Euro hat Deutsche Annington ihren Wohnungsbestand um 140 000 auf circa 350 000 Einheiten erhöht und so ihre führende Stellung unter den deutschen Wohnungskonzernen ausgebaut. Doch damit gab sich die Gesellschaft nicht zufrieden: Mitte Juni hat der Konzern mitgeteilt, die Gruppe Süddeutsche Wohnen (Südewo) mit rund 19 800 Wohnungen übernehmen zu wollen. Zur Finanzierung des 1,9 Milliarden Euro schweren Kaufs hat die Deutsche Annington neue Aktien ausgegeben. Die Kapitalerhöhung wurde Ende Juni abgeschlossen. Doch noch ist der Übernahmehunger von Konzernchef Rolf Buch nicht gestillt. In einem Zeitungsinterview kündigte er an, sich jedes Portfolio ab 1000 Einheiten, das in Deutschland auf den Markt kommt, anzusehen und weiter zuzukaufen. Selbst eine Million Mieter könne er sich für ein Wohnungsunternehmen vorstellen. Im Zuge des Expansionskurses steigen auch die DAX-Ambitionen bei der Deutschen Annington. Erfüllte der Titel schon in der jüngsten Rangliste der Aktienindizes die Anforderungen für die erste Börsenliga, wird die Kapitalerhöhung diese Position noch weiter festigen. Der wahrscheinliche DAX-Aufstieg im September dürfte die Notiz deutlich beflügeln.
CS



Auf Seite 8: Fresenius-Aktie: Liebling der Anleger bleibt gefragt





Fresenius-Aktie: Liebling der Anleger bleibt gefragt



Ein Rekordhoch nach dem anderen markiert die Aktie von Fresenius. Der Gesundheitskonzern erfreut Investoren mit den glänzenden Geschäften der Tochter Kabi und hat wegen der starken Ergebnisse die Jahresprognose angehoben. Kabi hat sich auf Infusionen und Nachahmermedikamente spezialisiert. Der Tochter kommt zugute, dass mehrere neue Mittel in den USA früher in den Verkauf gelangt sind als ursprünglich geplant. Zudem profitiert Kabi davon, dass etliche US-Konkurrenten bei der Lösung ihrer Lieferschwierigkeiten etwas langsamer vorankommen als erwartet. Fresenius-Chef Ulf Schneider hat deshalb die 2015er-Prognose für den bereinigten Konzerngewinn auf 13 bis 16 Prozent Plus angehoben, zumal es auch bei der Krankenhaustochter Helios nach der Integration des milliardenschweren Krankenhauspakets des Konkurrenten Rhön-Klinikum gut läuft. Der schwache Euro sorgt für zusätzlichen Rückenwind. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis von gut 20 zeigt, wie hoch die Erwartungen der Investoren inzwischen sind. Doch der Konzern überzeugt nicht nur mit starkem organischen Wachstum, sondern auch mit einer hervorragenden operativen Marge, die weit über dem DAX-Durchschnitt liegt. Gerade in einem turbulenten Marktumfeld sollte Fresenius ein Liebling der Investoren bleiben.
HE



Auf Seite 9: Infineon-Aktie: Blendende Geschäfte und gute Aussichten





Infineon-Aktie: Blendende Geschäfte und gute Aussichten



Die Korrektur am Gesamtmarkt hat auch den Zykliker Infineon mit nach unten gezogen. Dennoch dürfte das Papier schon bald wieder nach oben drehen, denn die Geschäfte des Halbleiterherstellers laufen blendend. Chips für Autos, die knapp die Hälfte zu den Konzernerlösen beisteuern, sind ebenso gefragt wie Halbleiter für mobile Endgeräte wie Smartphones oder Tablets und für Bezahlkarten. Das ohnehin kräftige Wachstum wird durch die Akquisition der US-Firma International Rectifier (IR) zusätzlich angekurbelt. Der drei Milliarden Dollar schwere Deal ist der größte Zukauf in der Firmengeschichte von
Infineon. Vorstandschef Reinhard Ploss hat für das Fiskaljahr 2014/15, das im September endet, daher ein Umsatzplus von mehr als einem Drittel in Aussicht gestellt. Zudem soll die operative Marge leicht verbessert werden - auf beachtliche 15 Prozent. Mit seinen Produkten ist Infineon auch in Sachen Energieeffizienz, Mobilität und Sicherheit hervorragend positioniert. Ploss peilt über einen Branchenzyklus hinweg ein konzernweites Umsatzwachstum von durchschnittlich acht Prozent pro Jahr an. Dabei sollen die Investitionen auf 13 Prozent der Erlöse gedrückt werden, womit mehr Geld für Dividenden übrig bliebe. Angesichts der starken Gewinnperspektiven ist die Aktie nicht teuer und bleibt aussichtsreich.
HE



Auf Seite 10: Sixt-Aktie: Konkurrent sorgt für Aufwärtspotenzial





Auf Seite 10: Sixt-Aktie: Konkurrent sorgt für Aufwärtspotenzial



Mobilität ist eines der ganz großen Themen unserer Zeit. Eine wichtige Rolle nehmen die Autovermieter ein, an vorderster Stelle der deutsche Branchenprimus Sixt. Dieser ist derzeit nicht nur auf einem starken Expansionskurs - die Bayern sind gerade mit Hochdruck dabei, Länder wie Frankreich und die USA zu erobern - sondern sorgt auch am Kapitalmarkt für Schlagzeilen. Zum einen brachte das Unternehmen kürzlich die Tochter Sixt Leasing an die Börse und kassierte dafür 136 Millionen Euro. Zum anderen ist soeben mit Europcar ein harter Konkurrent ebenfalls an die Börse gegangen. Die Aktie kam zu 12,25 Euro auf den Markt, ein Niveau, das auch höhere Kurse bei Sixt rechtfertigt. Warburg-Analyst Marc-René Tonn sieht beim Vergleich der
Multiples der beiden Konkurrenten ein Kurspotenzial bei dem SDAX-Titel bis auf 51 Euro, ein Aufschlag von über 30 Prozent zur aktuellen Notierung.

Interessant ist die Sixt-Aktie aber auch mit Blick auf das laufende Geschäft. Wie gewohnt hat Unternehmenslenker Erich Sixt bei seinem Ausblick auf das Geschäftsjahr die Handbremse gezogen. Diese könnte sich aber im Jahresverlauf lösen und das Papier in neue Höhen hieven. Eine Dividendenrendite von etwa 2,5 Prozent rundet ein Investment in den Small Cap ab.
CI



Auf Seite 11: SMA Solar-Aktie: Dank Nachfrageschub wieder in der Spur





SMA Solar-Aktie: Dank Nachfrageschub wieder in der Spur



Einer der Kandidaten für die Turnaroundstory des Jahres 2015 ist SMA Solar. Der Anbieter von Wechselrichtern für Photovoltaikanlagen hat wegen der jahrelangen Nachfrageschwäche seine Kostensenkungsmaßnahmen zuletzt nochmals verstärkt: Ende Januar teilte das Unternehmen mit, dass konzernweit 1600 der 4667 Arbeitsplätze abgebaut werden sollen - 1000 Stellen mehr als bislang geplant. Doch allmählich beginnen sich die Bemühungen auszuzahlen: Im ersten Quartal 2015 konnte SMA Solar den Verlust von 16,7 auf 7,9 Millionen Euro reduzieren. Viel wichtiger ist jedoch, dass die Nachfrage wieder anzieht: Die Umsätze kamen per Ende März um 28 Prozent auf 226,3 Millionen Euro voran.

Seit Vorlage dieser Zahlen ist die Aktie auf Höhenflug. Für zusätzlichen Schub sorgte die Nachricht, wonach SMA Solar und Siemens eine Zusammenarbeit im Bereich dezentraler Photovoltaikgroßkraftwerke vereinbart haben. Doch die Rally könnte weitergehen. Für weiteren Zündstoff sorgt eine eventuelle Prognoseanhebung im zweiten Halbjahr. Bislang geht das Management von einem Umsatzrückgang um bis zu zehn Prozent auf 730 Millionen bis 770 Millionen Euro aus. Wenn der Nachfrage-Aufwärtstrend anhält, dürfte sich diese Vorhersage als deutlich zu konservativ erweisen.
CS



Auf Seite 12: WCM-Aktie: Firmenchef weiter auf Einkaufstour





WCM-Aktie: Firmenchef weiter auf Einkaufstour



Stavros Efremidis will mehr. Obwohl der Vorstandsvorsitzende von WCM seit Ende 2014 Gebäude für 437 Millionen Euro gekauft hat, soll das Portfolio aus Gewerbeimmobilien auf einen Wert von einer Milliarde Euro wachsen. Aus Marktkreisen heißt es, Efremidis könne das Ziel bereits Ende 2015 erreichen. Aktuell platziert WCM eine bis zum 6. Juli laufende Kapitalerhöhung. Dabei sollen 76 Millionen neue Aktien, die zu je 2,05 Euro ausgegeben werden, bis zu 155 Millionen Euro bringen. Da der Bezugspreis über der Notierung lag, kam der Kurs zurück. Das lockt zum Einstieg, denn weitere Käufe sollten den Nettoinventarwert (NAV) je Aktie trotz wachsender Aktienzahl über die aktuelle Notierung heben. Analysten halten 3,23 Euro im Jahr 2016 für möglich. Aber Achtung: Da der Großteil der jetzigen Kapitalerhöhung nur die bisherigen Käufe finanziert, wird WCM das Eigenkapital weiter stärken müssen. Das könnte den NAV je Aktie verwässern. Dennoch, Verlustvorträge von über 500 Millionen Euro, eine sehr niedrige Steuerlast sowie ein steuerliches Einlagekonto von 1,3 Milliarden Euro - was Dividendenzahlungen ohne sofortigen Steuerabzug ermöglicht - machen die Aktie attraktiv. Dies erlaubt Kursziele über dem NAV, wir bleiben aus Vorsicht leicht darunter. Nach gerissenem Stoppkurs steigen Mutige wieder ein.
PRL