Bei Stuttgarter Autobauer Daimler bleibt die Nachrichtenlage schlecht. Erst kündigte der Konzern den Rückruf von rund 247.000 Mercedes-Fahrzeugen mit Dieselmotoren wegen überhöhter Abgaswerte an. Kurz darauf unterlag Mercedes-Benz in einem Patentverfahren wegen seines Nackenföhns ("Airscarf") vor dem Bundesgerichtshof und darf nun bis Ende des Jahres keine Roadster und Cabrios mehr mit dem Kuschelschal ausliefern.

Und als ob das nicht schon genug wäre, kamen am Donnerstag gleich zwei neue Hiobsbotschaften hinzu. Danach muss Daimler noch mehr Autos wegen defekter Airbags zurückrufen als bislang geplant, was mehrere hundert Millionen Euro kostet. Außerdem senkte die Nutzfahrzeug-Sparte ihre Prognose. Danach dürften Absatz und Gewinn bei Daimler Trucks im laufenden Jahr deutlich unter Vorjahr liegen. Bislang peilten die Schwaben ein Ergebnis auf Vorjahresniveau sowie einen "leichten Absatzrückgang" an.

Schwieriges Truck-Umfeld



Doch der US-Markt kommt nicht recht in Schwung. Im Mittleren Osten halten sich die Kunden wegen des stark gefallen Ölpreises zurück. In der Türkei und Indonesien geht’s bergab. Und auf dem ohnehin stark rückläufigen brasilianischen Markt müssen weitere Stellen gestrichen werden. Das dürfte alleine mit bis zu 100 Millionen Euro zu Buche schlagen.

Teure Rückruf-Aktion



Dazu kommen weitere Kosten für die Ausweitung der Rückruf-Aktion um möglicherweise defekte Airbags des japanischen Herstellers Takata. Insgesamt habe man für dafür einen mittleren dreistelligen Millionen-Betrag zurückgestellt, teilte Daimler am Donnerstag Abend mit.

Bereits Anfang Februar hatte Daimler 840.000 Fahrzeuge zurückgerufen und dafür 340 Millionen Euro zurückgestellt. Sie wurden komplett im Jahresabschluss 2015 verbucht.

An der Prognose für das laufende Jahr hält Daimler ungeachtet der jüngsten Entwicklung aber fest. Danach soll der operative Gewinn aus dem laufenden Geschäft im laufenden Jahr gegenüber 2015 leicht zulegen.

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Einschätzung zur Aktie



Die Daimler-Aktie bleibt unter Druck. Aber die Aussichten trüben sich ein. Vor allem die konjunktur-sensible Truck-Sparte muss aktuell schwer kämpfen. In Brasilien sackt der Markt im laufenden Jahr wohl erneut um 20 Prozent ab, nachdem der Gesamt-Markt zuletzt ohnehin schon um rund die Hälfte eingebrochen war. Dazu schwächeln andere wichtige Märkte wie die Türkei oder Indonesien.

Auch bei der Kernmarke Mercedes-Benz häufen sich die schlechten Nachrichten. Natürlich kann die Marke mit dem Stern nichts dafür, wenn der japanische Zulieferer Takata Pfusch produziert. Aber die Rückruf-Aktion kostet richtig Geld. Dazu kommt die Rückruf-Aktion wegen zweifelhafter Abgaswerte. Die ist offiziell freiwillig. Aber ohne einigermaßen gutes Zureden des Kraftfahrtbundesamtes dürfte das wohl kaum abgegangen sein.

Die Hiobsbotschaften legen sich wie ein Schleier über die Absatzerfolge von Mercedes-Benz. Von Januar bis April liegt der Konzern im Premium-Segment vor BMW und Audi. Es wäre keine große Überraschung, wenn die Schwaben im laufenden Jahr wieder an die Spitze in der automobilen Oberliga zurückfahren würden. Da gehört der Konzern nach eigenem Selbstverständnis auch hin.

Ungeachtet dessen reagieren Investoren auf die jüngsten Nachrichten zunehmend nervös. Gegenüber dem Hoch im März 2015 hat die Daimler-Aktie rund 40 Prozent eingebüßt. Der langfristige Abwärtstrend ist gebrochen. Wir haben die Aktie nach den Q1-Zahlen auf Halten zurückgestuft. Dabei bleibt es. Ziel: 62 Euro. Stopp: 52 Euro.