Die US-Kanzlei Hagens Berman Sobol Shapiro hatte am Donnerstag vor einem Bezirksgericht im US-Bundestaat New Jersey eine Sammelklage gegen Daimler eingereicht. Den Anwälten zufolge soll der Ausstoß von Stickoxid (NOx) bestimmter Dieselmodelle von Mercedes-Benz die gesetzlichen Vorgaben in den USA bei Temperaturen unter zehn Grad um das 65fache überschreiten. Zu den betroffenen Modellen mit BlueTEC-Technologie gehören der Klageschrift zufolge neben anderen der ML320 und 350, die Modelle der E-, R- und S-Klasse, der neue GLE sowie der Transporter Sprinter. Die Daimler-Aktie geriet unter Druck und notierte am Nachmittag rund 2,3 Prozent im Minus.

Ein Daimler-Sprecher wies die Vorwürfe scharf zurück. "Alle unsere Fahrzeuge erfüllen die jeweils geltenden gesetzlichen Vorgaben." Bereits in den vergangenen Monaten waren die Schwaben wiederholt Spekulationen um fehlerhafte Abgaswerte entgegengetreten. Erst Ende Januar hatte Konzern-Chef Dieter Zetsche in einem Interview mit der Welt am Sonntag auf eine entsprechende Frage erklärt: "Bei uns wird nicht betrogen." Entsprechende Abgasnachprüfungen des Kraftfahrt-Bundesamtes hätten "keine auffälligen Werte" ergeben.

Die Branche ist in Verruf geraten, seit VW im vergangenen September eingestehen musste, eine entsprechende Software zur Manipulation von Stickoxid-Abgaswerten bei Dieselmodellen eingesetzt zu haben. Nun drohen dem Wolfsburger Konzern alleine in den USA Schadenersatz-Ansprüche in Milliardenhöhe. Zu den Klägern gehört auch die Kanzlei Hagens Berman.

In der Klage gegen Daimler wirft Anwalt Steve Berman dem Konzern eine irreführende und falsche Darstellung seiner Abgaswerte vor. Danach sollen in bestimmten Dieselmodellen ab einer Außentemperatur unter 50 Grad Fahrenheit bestimmte Abgaskontrollen abgeschaltet worden sein. Bei Tests seien dabei Stickoxid-Werte gemessen worden, die im Schnitt 19 Mal höher seien als gesetzlich erlaubt, unter bestimmten Voraussetzungen sogar noch erheblich höher. Mercedes habe Endkunden niemals verraten, dass Dieselfahrzeuge zwar bei warmen Temperaturen "womöglich sauber" seien, aber "dreckig", wenn es kalt ist, heißt es in der Klageschrift. Daimler bestreitet die Vorwürfe vehement.

Die Kanzlei Hagens Berman aus Seattle hatte in den vergangenen Jahren mehrere große Autohersteller verklagt, darunter GM und Toyota. Im aktuellen Fall steckt hinter der Sammelklage Ulyana Lynevych aus dem US-Bundesstaat Illinois. Auf der Webseite von Hagens Berman können sich weitere Personen dem Verfahren anschließen.