Der 7. Mai 1998 war einer der dunkelsten Tage in der Geschichte von Daimler. Dabei hörte sich das damals ganz anders an. Man werde mit dem US-Autobauer Chrysler einen globalen Branchenprimus schmieden, kündigte der damalige Konzernchef Jürgen Schrempp an. Der Schritt sei, versicherte der von sich selbst berauschte Daimler-Boss vor der eilig zusammengetrommelten Weltpresse, sei "eine Hochzeit im Himmel".

Doch statt einer Hoch-Zeit folgten Horrorjahre für die Beschäftigten - und blankes Entsetzen für die Aktionäre. Binnen zehn Jahren büßte das Papier gut 90 Prozent seines Wertes ein. Der Absturz war so drastisch, dass die einst stolzen Schwaben zwischendurch um ihre Selbständigkeit fürchten mussten.

Gut 15 Jahre später ist alles anders. Angetrieben von einer in der Konzern-Historie beispiellosen Modelloffensive und zwei umfassenden Effizienzprogrammen hat die Daimler-Aktie eine steile Rallye hingelegt und notiert inzwischen mit rund 84 Euro wieder auf dem Niveau vom Sommer 1999.

Auf Seite 2: Profitabler als je zuvor



Wenn es nach dem amtierenden Daimler-Chef Dieter Zetsche geht, ist das noch lange nicht das Ende. "Daimler ", sagte Zetsche heute bei der Vorlage der Jahreszahlen in Stuttgart vor der Presse, "ist im Aufbruch." In kommenden Jahren wolle der Konzern seine traditionellen Stärken weiter ausbauen. Dazu gehörten vor allem "die hervorragende Qualität und die technologische Vorreiterrolle". Außerdem wolle man "bei der Ertragskraft ein Niveau erreichen, das es in diesem Unternehmen bislang nicht gab".


Wir wollen bei der Ertragskraft ein Niveau erreichen, das es in diesem Unternehmen bislang nicht gab".
Daimler-Chef Dieter Zetsche am Donnerstag in Stuttgart bei der Vorlage der Zahlen für 2014.


Offiziell peilt der Konzern in seiner Autosparte über den Marktzyklus eine operative Marge von neun Prozent an, bei den Trucks wollen die Schwaben über einen Konjunkturzyklus acht Prozent schaffen. Gemessen an den jüngsten Zahlen, ist da durchaus noch Luft. Bei den Brummis reichte es im Vorjahr beim um Sondereffekte bereinigten operativen Ergebnis zu einem Plus von 15 Prozent auf 1,88 Milliarden Euro und einer Marge von 5,8 (Vj.: 5,2) Prozent. Bei Mercedes-Benz und Smart ging es dank der enormen Absatzerfolge der Kompaktklasse um die A- und B-Klasse sowie des GLA und der Nobel-Karossen der S-Serie um satte 43 Prozent auf 5,96 Milliarden Euro nach oben. Die entsprechende Marge lag bei 8,1 (Vj.: 6,5) Prozent.

Einschließlich der Busse, Vans und der Finanzierungstochter Daimler Financial Services schaffte der Konzern im Vorjahr ein Umsatzplus von 10 Prozent auf knapp 130 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis aus dem laufenden Geschäft stieg um ein rund Viertel Prozent auf 10,1 Milliarden Euro.

Auf Seite 3: Was Daimler für 2015 anpeilt



Im laufenden Jahr soll es so weitergehen. Beim Umsatz und operativen Ergebnis wollen die Stuttgarter "deutlich zulegen". Unter "deutlich" verstehe man "mindestens fünf Prozent beim Umsatz und mindestens zehn Prozent beim Betriebsergebnis", stellte Finanzchef Bodo Uebber auf entsprechende Nachfrage klar.

Die Voraussetzungen dazu scheinen gut. Alleine im laufenden Jahr will der Konzern vier komplett neue oder überarbeitete Geländewagen an den Start schicken. Neben dem neuen GLC dürfte auch der komplett neue GLE Coupe für Aufsehen sorgen. Vor allem in den USA sind die Absatzaussichten hervorragend. Dort ist Mercedes-Benz traditionell stark und SUVs angesichts der zuletzt stark gesunkenen Spritpreise wieder stark gefragt. Zudem kommen die Schwaben im wichtigen chinesischen Markt hervorragend voran. Im Vorjahr fuhr die Mannschaft um China-Vorstand Hubertus Troska dort ein Umsatzplus von 24 Prozent auf 13,3 Milliarden Euro ein.

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Einschätzung zur Aktie

Daimler war im Vergleich zum Wettbewerb lange zu behäbig und hinkte dem Wettbewerb aus Ingolstadt und München auch bei Profitabilität und Absatz hinterher. Damit soll demnächst Schluss sein. Spätestens 2020 wollen die Schwaben die Nummer 1 in der Premium-Klasse sein. Das ist ambitioniert. Aber es gibt ermutigende Vorzeichen. Immerhin nämlich trägt die jüngste Modelloffensive erste Früchte. 2014 rückte Mercedes-Benz bis auf 91.000 verkaufte Autos an Audi ran, zum Erzrivalen BMW fehlten zuletzt noch 161.000 Autos. Dabei waren Volumenmodelle wie die neue C-Klasse 2014 erst ab dem Frühjahr verfügbar, das beliebte T-Modell erst seit September.

Neben einer beispiellosen Produktoffensive achtet der Konzern zudem verstärkt auf seine Kosten. Nachdem die ersten beiden Programme in der Brummisparte und bei Mercedes-Benz Cars weitgehend greifen sind, arbeitet Daimler-Finanzchef Bodo Uebber bereits an einer Fortsetzung.

Bei Investoren kommt das entsprechend an. Alleine heute legte die Aktie rund 1,2 Prozent zu und erreichte im Tagesverlauf ein neues 15-Jahreshoch. Doch auch das dürfte nur ein Zwischenstand sein. Denn in wichtigen Märkten wie China und den USA ist Mercedes-Benz hervorragend unterwegs. Dazu ist der Konzern auch finanziell in bestechender Form. Obwohl Daimler-Chef Bodo Uebber die Pensionsverpflichtungen wegen des Niedrigzins-Umfelds zuletzt ordentlich aufgestockt hat, verfügten die Stuttgarter über eine Netto-Liquidität von 17 Milliarden Euro - und schütten das Füllhorn über den Aktionären aus. Für 2014 soll die Dividende um 20 Cents auf 2,45 Euro je Aktie steigen.

Auch charttechnisch sieht’s gut aus. Zwar ist der Wert zuletzt etwas heiß gelaufen, was die Gefahr von Gewinnmitnahmen erhöht. Aber auf Sicht von zwölf Monaten dürfte die Aktie den nächsten Widerstand bei 95 Euro ins Visier nehmen. Bei Rückschlägen kaufen. Unser Kursziel: 95 Euro. Stopp bei 70 Euro. Kaufen.