Demnach besteht der Verdacht, dass bei mehr als einer Millionen Fahrzeugen Motoren eingebaut worden seien, bei denen der schwäbische Autobauer die Abgasmessung manipuliert haben soll. Deshalb Parallelen zum Dieselskandal bei Volkswagen zu ziehen, wäre trotz des gleichlautenden Verdachts falsch.

Bei VW waren nicht etwas mehr als eine Million sondern rund 10 Millionen Fahrzeuge betroffen. Zudem ist die Methode, die Daimler gewählt hatte, nicht unbedingt illegal. Daimler soll eine Abschaltvorrichtung verwendet und diese nicht angemeldet haben - aber auch dann angewandt haben, wenn es nicht nötig gewesen wäre.

Während bei VW rund 600 000 der betroffenen Pkw in den USA zugelassen waren, sind es im Falle von Daimler nur 100 000 - der Betrug soll zwischen 2008 und 2016 stattgefunden haben. "Von daher ist eine Kostenlawine á la Volkswagen bei Daimler wenig realistisch", urteilen die Analysten von Hauck & Aufhäuser. In us-amerikanischen Bundesstaat Kalifornien hat der Bundesrichter bereits Anfang Juni eine Sammelklage von Investoren wegen angeblich überhöhter Dieselemissionen zugelassen. Max Warburton von Bernstein Research erklärte, Daimler werde angesichts der unklaren Rechtslage in Europa wohl mit einem Rückruf davonkommen und keine Strafe zahlen müssen. Kostenpunkt nach seiner Schätzung: ein bis zwei Milliarden Euro.

Aktionäre flohen am Donnerstag dennoch aus der Aktie, deren Kurs am Morgen um vier Prozent einbrach.

Auf Seite 2: Einschätzung der Redaktion

Einschätzung der Redaktion

Daimler punktet mit einer hohen Dividendenrendite und einer niedrigen Bewertung. Der derzeitig niedrige Kurs bietet noch die Gelegenheit einzusteigen, die Aktie ist allerdings nur etwas für geduldige und krisenfeste Anleger, alle anderen sollten abwarten. Die drohenden Strafzahlungen und Kosten für Nachrüstungen können die Aktie in den kommenden Monaten immer wieder unter Druck setzen - und schlimmstenfalls die Dividendenrendite in diesem Jahr schmälern.

Zielkurs: 85 Euro

Stoppkurs: 59,90 Euro. Halten