Der Stuttgarter Autobauer Daimler hat bei Absatz, Umsatz und Ergebnis ein weiteres Rekordjahr hingelegt. Trotz des teils heftigen Gegenwinds von Dieseldebatte, drohender Fahrverbote und Kartellvorwürfen haben die Schwaben im vergangenen Jahr ein Umsatzplus von sieben Prozent auf 164,3 Milliarden Euro eingefahren, das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) legte mit einem Anstieg von 14 Prozent auf 14,68 Milliarden Euro sogar doppelt so schnell zu. "Wir haben unseren Trend vom profitablen Wachstum fortgesetzt", erklärte Finanzvorstand Bodo Uebber zufrieden.



Den starken Ergebnisanstieg hat der Konzern neben seinem Pkw-Geschäft auch Daimler Trucks zu verdanken. Die Brummi-Sparte war zwar erneut schwach ins Jahr gestartet, profitierte aber ab dem Sommer von einer kräftigen Erholung der lange schwächelnden Märkte in Südamerika. Dazu sorgte der Start des nagelneuen Freightliner Cascadia für einen kräftigen Schub auf dem wichtigen US-Markt. Insgesamt legte das operative Ergebnis im zweigrößten Konzernbereich damit im Vorjahr um 22 Prozent auf 2,38 Milliarden Euro zu.

Getragen von einer starken Nachfrage nach E- und S-Klasse sowie dem deutlich ausgeweiteten SUV-Segment kletterte auch das operative Ergebnis bei Mercedes-Benz-Cars zweistellig. Insgesamt schaffte die Marke mit dem Stern ein Ebit-Plus von 13 Prozent auf 9,2 Milliarden Euro. Mit einer operativen Marge von 9,7 Prozent lag Mercedes-Benz Cars damit klar über dem Zielwert von neun Prozent.





Verhaltener Ausblick



Für das laufendende Jahr zeigte sich der Konzern jedoch zurückhaltend. Man peile bei Absatz, Umsatz leichte Zuwächse an, was in der Daimler-Nomenklatur auf einen Zuwachs von fünf Prozent hinweist. Das Ebit solle auf Vorjahresaniveau liegen, hieß es.

Zur Begründung für den vorsichtigen Ausblick verwies Finanzchef Uebber auf Gegenwind von der Währungsseite. Der Euro habe im Vergleich zu praktisch allen relevanten Währungen aufgewertet. Dies gelte sowohl für den US-Dollar wie auch für den chinesischen Renminbi, das britische Pfund oder den japanischen Yen. Unter dem Strich müsse der Konzern damit im laufenden Jahr Währungseffekte von voraussichtlich rund einer Milliarde Euro verkraften, erklärte Uebber.

Zugleich weitet Daimler seine Investitionen in diesem und im nächsten Jahr noch mal deutlich aus. Alleine die Vorbereitung der Werke für die E-Offensive schlage 2018 mit zusätzlich rund 700 Millionen Euro zu Buche. Zudem werde der Etat für Forschung und Entwicklung um 200 Millionen Euro aufgestockt, sagte Uebber.

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Einschätzung der Redaktion



Daimler bleibt auf Kurs. In der Pkw-Sparte hat der Konzern die Krone im Premium-Segment im vergangenen Jahr klar verteidigt. Zwar dürfte BMW mit seiner angekündigten Modelloffensive den Druck auf den Branchenprimus im laufenden Jahr erhöhen. Doch von Audi geht angesichts des Entwicklungschaos' in Ingolstadt vorerst wohl kaum Gefahr aus.

Ohnehin sind die Schwaben auch für 2018 gut gerüstet. Im Frühjahr rollt die neue A-Klasse an den Start. Sie wird erstmals das unlängst vorgestellte und mit Lob überschüttete neue Bedienkonzept erhalten. Dazu kommen die neue G-Klasse und ab März der CLS. Und das ist erst der Anfang.

Es stimmt: Daimler hat eine zurückhaltende Prognose gegeben. Aber die Schwaben halten den Ball zum Jahresanfang traditionell flach. Und klar ist auch, dass der Konzern angesichts der Entwicklung neuer Elektroautos und Assistenz-Systeme eine Herkulesaufgabe zu stemmen hat. Aber die Daimler-Kassen sind angesichts der jüngsten Absatzerfolge prall gefüllt, die Marke mit dem Stern hat ihre alte Strahlkraft zurück. Und selbst das langjährige Sorgenkind Daimler Trucks ist allmählich wieder in der Spur.

Dass die Schwaben trotz zusätzlicher Belastungen von insgesamt rund zwei Milliarden Euro aus steigenden Rohstoff-Kosten, Währungseffekten und höherer Investitionen in Werke und neue Technologien für das laufende Jahr ein unverändertes operatives Ergebnis erwarten, zeigt, wie gesund der Konzern ist. Fundamental ist also alles im grünen Bereich.

Charttechnisch kämpft die Daimler-Aktie jedoch aktuell mit der 55-Tage-Linie bei knapp 72 Euro. Fällt die, könnte es bis in die Unterstützungszone der 200-Tage-Linie bei 68 Euro runter gehen.

Langfristig orientierte Investoren können die Entwicklung indes gelassen sehen. Der Konzern ist dank eines rund-erneuerten Produkt-Portfolios so gut aufgestellt wie wohl nie zuvor und kann die Zeitenwende in der Autobranchen aus einer Position der Stärke angehen.

Dazu lockt auch noch eine dicke Dividende. Für 2017 soll es eine Ausschüttung von 3,65 Euro je Anteilsschein geben nach 3,25 Euro im Vorjahr. Das entspricht einer Dividendenrendite von fent.

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Ziel: 82 Euro

Stopp: 60 Euro