Denn aus Anlegersicht wäre damit nach dem Brexit-Votum das zweite Schreckensszenario des Jahres eingetreten. Investoren sehen Trumps angekündigte Reformen kritisch.

Seine demokratische Herausfordererin steht dagegen für Kontinuität. "Hillary Clinton gilt als Lobbyistin der Wall Street und dürfte von vielen Marktteilnehmern positiver aufgenommen werden als der Konkurrent Trump, der von vielen mit politischer Instabilität assoziiert wird", sagt Marcel de Gavarelli, Investment Manager des Vermögensverwalters Laureus.

Mit Beginn der TV-Duelle heute (03.00 Uhr MESZ) tritt der Wahlkampf in seine heiße Phase ein. Es folgt eine Übersicht über die potenziellen Auswirkungen des Wahlausgangs auf einzelne Anlageklassen:

AKTIENMÄRKTE/BRANCHEN



Während Clinton bei ihrem Wahlprogramm ins Detail geht, bleibt Trump im Ungefähren und somit Unberechenbaren - für Börsianer ein Graus. "Trump wäre für die Finanzmärkte überhaupt nicht gut, wegen der Unsicherheit bezüglich seiner wahren Prioritäten", sagt Stratege Paul Zemsky von Voya Investment. Fest steht, dass er beim Thema Zuwanderung einen harten Kurs fahren will. Außerdem sollen die Freihandelsabkommen mit Mexiko und Kanada verhandelt und Strafzölle auf mexikanische Waren erhoben werden. Betroffen wären Branchen wie Landwirtschaft, Nahrungsmittel- und Bauindustrie. "Sie sind bei der Produktion auf Billigarbeiter aus Mexiko angewiesen", erklärt die USA-Expertin der DZ Bank, Birgit Figge.

Zieht Hillary Clinton ins Weiße Haus, dürfte dagegen die Pharmabranche aufstöhnen. Sie setzt sich dafür ein, die Medikamentenpreise zu senken. Ihre Kritik an der Preispolitik des Pharmakonzerns Mylan schickte kürzlich Pharmawerte weltweit auf Talfahrt.

Von Trump profitieren könnte die Finanzbranche, da der 70-Jährige viele Regelungen aus der Zeit der Finanzkrise 2007/2008 wieder aufweichen möchte. Clinton will die Wall Street dagegen stärker an die Kandare nehmen. Mittelfristig könnte auch die geplanten Steuersenkungen des Republikaners zu einer höheren Nachfrage nach Aktien beitragen. Trump will den Steuersatz für Unternehmen auf 15 Prozent von 35 Prozent senken.

Aufwind bekäme die Öl- und Gasbranche, die Trump stärker unterstützen will als Clinton. Das würde nach Meinung des Bankhauses Metzler unter anderem Bilfinger in die Hände spielen, die rund dreizehn Prozent ihres Umsatzes in den USA machen und stark von dem Sektor abhängig sind.

DEVISEN



Kurzfristig wäre ein Sieg des Republikaners eine Belastung für den Dollar. "Trumps radikale sowie protektionistische Politikagenda könnte der US-Wirtschaft erheblichen Schaden zufügen", sagt Metzler-Analyst Eugen Keller. In Folge dessen könnte der Dollar um bis zu zehn Prozent in die Knie gehen. Profitieren könnten hingegen die "sicheren Häfen" Yen und Schweizer Franken. Auch habe Trump wiederholt bekräftigt, dass ihm die gegenwärtige Dollar-Stärke ein Dorn im Auge sei, da sie die US-Wirtschaft belastet.

ANLEIHEN/ZINSEN



"Sollte Donald Trump die Wahlen gewinnen und die Finanzmärkte darauf negativ reagieren, wird aus einer Leitzinserhöhung zum Jahresende wieder nichts", ist sich der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel, sicher. Dennoch könnten die Renditen der US-Anleihen anziehen, wenn Investoren die Papiere aus Furcht vor einem explodierender Haushaltsdefizit aus ihren Depots werfen. Trump hat für seine zahlreichen Reformen bislang kein Finanzierungskonzept vorgestellt.

Entscheidend wird Börsianern zufolge sein, wie sich der Präsident die Rolle der US-Notenbank vorstellt - Stichwort Unabhängigkeit. Trumps Kritk an der Geldpolitik von US-Notenbank-Chefin Janet Yellen könnte die Spekulationen befeuern, er versuche die Zinspolitik der Federal Reserve zu beeinflussen.

Von dieser Gemengelage könnten Bundesanleihen profitieren. Sie gelten als sichere Anlage. Investoren könnten auch auf japanische oder Schweizer Bonds ausweichen.

ROHSTOFFE



Unter Trump dürfte die konventionelle Energiepolitik stärker in den Fokus rücken. Statt einer Verknappung der Ölförderung steht der Branche nach Meinung von Experten ein neuer Boom bevor, was die Preise für Öl und Benzin drücken dürfte. Trump hat sich für fossile Energieträger ausgesprochen und ist gegen Umweltauflagen. Sein Energieberater und möglicher Energieminister - der Milliardär Harold Hamm - verdankt seinen Reichtum dem Fracking, jener umstrittenen Methode, bei der Öl und Gas unter hohem Druck und Einsatz von Chemikalien aus Gestein herausgelöst wird.

Im Gegensatz zu Trump setzt sich Clinton für mehr Regulierung ein. Zudem will sie mit erneuerbaren Energien den Klimawandel bekämpfen. Unter ihrer Präsidentschaft könnten damit die Ölpreise wieder anziehen.

Gold, das gerne gekauft wird in unsicheren Zeiten, könnte Anlegern als Alternative zu Aktien dienen. Manche Analysten rechnen mit einer Gold-Rally.

rtr