Einen der markantesten Auftritte dieser Berichtssaison lieferte der neue Adidas-Chef Kasper Rorsted. Als der Däne an diesem Mittwoch einen Milliardengewinn für das Quartal vermeldete und die mittelfristigen Ziele anhob, schoss die Aktie zeitweise um neun Prozent nach oben. Bis 2020 sollen die Erlöse im Schnitt um zehn bis zwölf Prozent zulegen, der Gewinn sogar um bis zu 22 Prozent. Vor allem der ehrgeizige Ausblick zog das Publikum in seinen Bann. Adidas zählt neben Allianz, Henkel, SAP und Siemens zu jenen, die ihren Ausblick nach oben schraubten.

Aber auch sonst konnte sich die noch laufende Berichtssaison im DAX und dem Nebenwertesegment MDAX bislang sehen lassen. "Die Unternehmensgewinne und damit der wichtigste singuläre Einflussfaktor für die Aktienkurse entwickeln sich derzeit sehr positiv", bringt M.M.Warburg-Chefvolkswirt Carsten Klude die Berichtssaison auf den Punkt. "Ungeachtet aller Unsicherheiten und politischen Risiken zeigt sich, dass die meisten Unternehmen solider dastehen denn je."

Bis Ende der Woche hatten fast alle DAX-Konzerne und etwa 60 Prozent der im MDAX gelisteten Unternehmen ihre Ergebnisse für das vierte Quartal 2016 präsentiert und ihre Geschäftsperspektiven erläutert. Mehrheitlich haben sie dabei sowohl die Konsensprognosen der Analysten für den Gewinn je Aktie als auch für den Umsatz übertroffen.

Vier Konzerne enttäuschen



Über den Erwartungen lagen neben Adidas auch Allianz, Bayer, Deutsche Börse, Infineon, Linde, ProSiebenSat.1, RWE und Siemens. "Auf der Gegenseite enttäuschten bisher lediglich FMC, Merck, Munich Re und BMW", erläutert LBBW-Aktienstratege Wolfgang Albrecht. Vor allem BMW verfehlte die Erwartungen: Die Münchner fielen bei der Vorsteuerrendite (8,9 Prozent) hinter Daimler zurück (9,1). Das Vorsteuerergebnis sank um 1,8 Prozent auf knapp 7,7 Milliarden Euro.

Noch besser als die DAX-Konzerne entwickelten sich die MDAX-Mitglieder. Laut Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer haben 40 Prozent der MDAX-Firmen seine Erwartungen übertroffen, im DAX seien es nur 20 Prozent gewesen.

Insgesamt und von Ausnahmen abgesehen ein überzeugender Auftritt, sagt Krämer. "Alles deutet darauf hin, dass die Analysten ihre Schätzungen für die Unternehmensgewinne 2017 anders als in den vergangenen Jahren eher nach oben revidieren sollten." Dies dürfte den Aktienmarkt zusätzlich stützen.

Gefahr von Rückschlägen



Gleichzeitig verweist Krämer auf die bereits stark gestiegenen Kurse der vergangenen Monate und auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis beim DAX, das bei fast 14 liegt. "Insofern besteht durchaus die Gefahr von Rückschlägen, zumal die Wahlen in Frankreich und den Niederlanden beträchtliche Risiken darstellen." Krämers Fazit: "Der Leitindex dürfte ähnlich wie im vergangenen Jahr eine Achterbahnfahrt hinlegen, auch wenn am Ende ein Plus verbleiben sollte."

Etwas optimistischer gibt sich Carsten Klude. Die positiveren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, so der Warburg-Chefvolkswirt, hätten sich noch nicht voll in den Aktienkursen niedergeschlagen.

"Frühindikatoren wie der Ifo-Index oder die Einkaufsmanagerindizes zeigen, dass die deutsche Wirtschaft auch 2017 solide wachsen wird", sagt Klude. Er traut dem deutschen Leitindex trotz der zahlreichen politischen Unsicherheiten einen neuen Angriff auf seine alten Höchststände aus dem Frühjahr 2015 bei 12 400 Punkten zu.