Deutschland hat in diesen Tagen in Hinblick auf Daten zu Wirtschaft und Finanzmärkten gleich mehrfach Rekorde zu bieten. Darauf weisen die Analysten von Jefferies in einer Studie hin. Erwähnenswert findet die US-Investmentbank unter anderem Realzinsen, die so negativ sind wie seit mehr als zwei Jahrzehnten nicht mehr. Die Nominalzinsen gemessen an den zweijährigen deutschen Staatsanleihen bewegten sich sogar auf einem Rekordtief, wie es heißt.

Zudem dürften die Leistungsbilanz im Vorjahr mit einem Überschuss von 8,6 Prozent gemessen am Bruttoinlandsprodukt einen neuen Rekord erreicht haben. Gleichzeitig sei der Grad der politischen Unsicherheit im Vorjahr auf ein 25-Jahreshoch gestiegen. Die deutschen Immobilienpreise würden außerdem mit einem prozentual zweistelligen Prozentsatz zulegen.

Die Produzentenpreise seien zuletzt so stark gestiegen wie seit zweieinhalb Jahre nicht mehr. Das dürfte ein positives Signal für die weitere Entwicklung der Unternehmensgewinne sein, weil diese mit der Preismacht der Firmen korreliert sei. Wenig überraschend seien vor diesem Hintergrund jüngst die Gewinnschätzungen erstmals seit längerem wieder erhöht und nicht gesenkt worden. Hinzu kämen als weiterer Pluspunkt robuste Exporte.

Charttechnisch betrachtet heben die Analysten die zunehmende Marktbreite positiv hervor. Diese machen sie am Vergleich der Zahl jener Aktien fest, die neue Hochs und neue Tiefs markieren. Von Enthusiasmus unter den Anlegern sei zwar noch nichts zu spüren, doch charttechnisch gestalte sich die Ausgangslage vorteilhaft. Unter dem Strich gebe es somit gute Gründe, um für den Dax bullisch zu bleiben.

Beim Blick auf interessante Einzelwerte werden die Jefferies-Analysten sogar mehrfach fündig. Vier deutsche Aktien streichen sie dabei besonders hervor, weil sie sich gleich basierend auf mehreren Kriterien als aussichtsreich qualifizieren würden. Auf den nachfolgenden Seiten stellen wir diese Titel näher vor.

Auf Seite 2: Salzgitter





Salzgitter-Aktie



Zu den hervorgehobenen Deutschland-Favoriten von Jefferies zählt Salzgitter. Zur Begründung wird dazu auf ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von unter 1,25 verwiesen. Zudem bewege sich das Verhältnis von Unternehmenswert von Umsatz bei unter zwei, was als günstig einzustufen sei. Hinzu kämen zuletzt zu beobachtende Anhebungen bei den Gewinnschätzungen sowie beim Kursziel.

Konkret wird das Kurs-Buchwert-Verhältnis auf Sicht von zwölf Monaten auf 0,71 beziffert. Ende Januar hatte der zuständige Analyst Seth Rosenfeld seine Kaufempfehlung für den Titel ebenso bestätigt wie das Kursziel von 42,00 Euro. Auf dieser Basis ergibt sich somit ein Kurspotenzial von gut 21 Prozent.

Bei der Würdigung der Ergebnisse räumte Rosenfeld ansonsten zwar ein, dass die Rohstoffseite den Stahlkonzern im vierten Quartal noch belastet habe und diese auch die Aussichten für das erste Jahresviertel trübten. Doch das täusche über die aus seiner Sicht im Jahr 2017 stark anziehende Dynamik am Stahlmarkt hinweg. Jedenfalls zählt er Salzgitter zu den von ihm bevorzugten Werten aus dem Sektor.

Konkret hatte der Konzern für 2016 einen Gewinn von 56,8 Millionen Euro gemeldet, nachdem 2015 noch ein Verlust von 56 Millionen Euro angefallen war. Der Umsatz sank allerdings auf 7,91 Milliarden von 8,618 Milliarden Euro. Dies war vor allem auf rückläufige Durchschnittserlöse für Stahlerzeugnisse zurückzuführen sowie auf die Aufgabe des Spundwandgeschäfts. Für das laufende Jahr stellt die Gesellschaft einen Umsatzanstieg auf rund 9 Milliarden Euro in Aussicht. Der Vorsteuergewinn soll deutlich auf 100 bis 150 Millionen Euro klettern.

Der Analystenkonsens sieht den Umsatz von 2017 bis 2020 von 8,743 Milliarden auf 10,071 Milliarden Euro steigen. Den Gewinn je Aktie sehen sie gleichzeitig von 2,11 Euro auf 3,47 Euro klettern. Auf Basis der Ergebnisprognose für 2017 ergibt sich somit ein geschätztes KGV von 16,4. In Sachen Ausschüttungen wird für die Jahre 2017 bis 2020 mit folgenden Zahlungen gerechnet: 0,30, 0,41, 0,49 und 0,53 Euro.

Charttechnik





Die Aktie von Salzgitter hat schwierige Jahre hinter sich. Von 2007 bis 2016 sank der Kurs von 157,10 Euro auf 17,10 Euro. Gemessen an dem im Februar des Vorjahres markierten Tief hat sich die Notiz inzwischen aber merklich gelöst. Dabei ist es sogar gelungen, den langfristigen Abwärtstrend zu überwinden. Um das damit verbundene Aufbruchssignal zu untermauern, wäre es wichtig, weiter nachzulegen. Das ist zuletzt aber nicht mehr gelungen, bewegen sich die Kurse aktuell doch nur auf einem bereits im ersten Dezember-Drittel erreichten Niveau.

Portrait



Der 1858 gegründete Salzgitter-Konzern stellt mit rund 25.000 Mitarbeitern Stahl- und Technologieprodukte her. Die Kernkompetenzen sieht man selbst in der Herstellung von Walzstahl- und Röhrenerzeugnissen sowie deren Weiterverarbeitung und dem globalen Handel mit diesen Produkten. Hinzu kommen Aktivitäten im Sondermaschinen- und Anlagenbau.

Weltweit gehören über 160 Tochter- und Beteiligungsgesellschaften zum Salzgitter-Konzern. Unter Führung der Salzgitter AG als Holding ist der Konzern in die fünf Geschäftsbereiche Flachstahl, Grobblech/Profilstahl, Mannesmann, Handel und Technologie untergliedert. Daneben verfügt er über industrielle Beteiligungen, so unter anderem am führenden europäischen Kupferproduzenten Aurubis, sowie zahlreiche Servicegesellschaften, die keinem Geschäftsbereich zugeordnet sind.

Auf Seite 3: Ströer





Ströer-Aktie



Ebenfalls lobend hebt Jefferies die Aktien von Ströer hervor. Hier gefällt der zuständigen Analystin Iris Zheng eine mit 5,4 Prozent als überzeugend eingestufte freie Cash-Flow-Rendite, die geringe Verschuldung und eine hohe Eigenkapitalrendite. Zudem verfüge der Außenwerber bei einem Marktanteil von 50 Prozent über eine dominierende Marktposition, ein wachsendes Online-Geschäft sowie Preissetzungsmacht.

Im Februar bekräftigte Zheng die Kaufempfehlung für den MDAX-Vertreter, trotz des grundsätzlichen Lobes ruderte sie aber bei Gewinnschätzungen und Kursziel zurück. Als Kursziel nennt sie seitdem 67,00 Euro statt wie zuvor 73,00 Euro. Damit beträgt das Kurspotenzial aber immer noch fast 42 Prozent.

Die Prognose für das Ergebnis je Aktie senkte sie für das laufende Jahr von 3,24 Euro auf 3,18 Euro und für das kommende Jahr von 3,66 Euro auf 3,53 Euro. Für 2017 ergibt sich damit ein geschätztes KGV von knapp 15. Zu den Risiken bei dem Titel zählt sie volkswirtschaftliche Eintrübungen, einen eventuell wachsenden Wettbewerb und den Digitalwerbebereich.

Was den Geschäftsverlauf angeht, hat das Unternehmen für das Vorjahr über ein Plus bei Konzernumsatz von 36 Prozent auf 1,12 Milliarden Euro berichtet. Das organische Wachstum betrug den Angaben zufolge mehr als 7 Prozent und beim Gewinn blieben unter dem Strich auf bereinigter Basis 157 Millionen Euro übrig, was einem Zuwachs von 46 Prozent entsprach.

Beim Ausblick für 2017 verharrte die Prognose für das operative EBITDA bei 320 Millionen Euro, die Vorgabe für den Umsatz wurde auf rund 1,3 Milliarden Euro erhöht. Grundsätzlich hat sich der Finanzvorstand Bernd Metzner für das organische Umsatzwachstum einen Zielkorridor von jährlich fünf bis zehn Prozent gesetzt. Für Akquisitionen stehen laut seinen Angaben mit einer Kreditlinie von bis zu 700 Millionen Euro sowie einer für 2017 erwarteten Innenfinanzierungskraft von über 320 Millionen Euro Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ausreichend Mittel zur Verfügung.

Im Frühjahr 2016 hatte der Hedgefonds Muddy Waters mit kritischen Berichten über die Wachstumsstärke des Unternehmens und gezielten Leerverkäufen den Aktienkurs von Ströer kräftig unter Druck gesetzt. Mit guten Geschäftszahlen muss das Unternehmen versuchen, die Anschuldigungen zu entkräften.

Charttechnik





Nach dem Börsengang im Jahr 2010 stand der Aktienkurs von Ströer ab 2011 erst rund zwei Jahre lang kräftig unter Druck. Doch dann legte der Titel eine fulminante Rally hin, die dem Titel groß gesprochen eine Verzehnfachung bescherte. Gegenüber dem damaligen Rekordhoch von 63,40 Euro kam es mit einem Rückfall bis auf 35,14 Euro fast zu einer Halbierung, doch seit Anfang Dezember hat die Notiz wieder Oberwasser. Der mittelfristige Abwärtstrend konnte dabei überwunden werden, was positiv zu werten ist, solange es dabei bleibt.

Portrait



Die Ströer SE & Co. KGaA ist ein digitales Multi-Channel-Medienhaus und bietet werbungtreibenden Kunden individualisierte und voll integrierte Premium-Kommunikationslösungen an. Die Ströer Gruppe vermarktet und betreibt mehrere tausend Webseiten vor allem im deutschsprachigen Raum und betreibt rund 300.000 Werbeträger im Bereich "Out of Home". Sie beschäftigt rund 4.400 Mitarbeiter an mehr als 70 Standorten. Die Ströer SE & Co. KGaA ist im MDAX der Deutschen Börse notiert.

Auf Seite 4: Siemens





Siemens-Aktie



Für Jefferies zählt die Aktie von Siemens zu den besonders hervorzuhebenden deutschen Aktien, weil das Unternehmen bei der freien Cash-Flow-Rendite mit 5,4 Prozent gut abschneide. Außerdem bewege sich das Verhältnis von Unternehmenswert zum Umsatz mit 1,54 in vertretbaren Bahnen und es sei zuletzt zu Erhöhungen bei den Gewinnschätzungen der Analysten sowie bei deren Kurszielen gekommen.

Die Kaufempfehlung ist mit einem Kursziel von 130,00 Euro versehen, was wegen der jüngsten Kursgewinne bei dem DAX-Vertreter nur noch begrenzt Platz nach oben lässt. Doch im Idealfall kann sich der zuständige Analyst Peter Reilly auch einen Kursanstieg bis auf 140,00 Euro vorstellen.

Zum Start des Unternehmens in das neue Geschäftsjahr 2016/17 sprach Reilly von einem exzellenten Auftakt und das Wachstum aus konzerneigener Kraft sei beeindruckend ausgefallen und verwies dabei unter anderem auf den dreiprozentigen Umsatzanstieg. Positiv würdigt er unter anderem die kräftig gestiegene Rentabilität des Industriegeschäfts sowie die Margenstärke in den Unternehmensbereichen Digitale Fabrik und Medizintechnik. Die rückläufigen Auftragseingänge entschuldigte er mit hohen Vergleichswerten aus dem ersten Geschäftsquartal 2015/16.

Nach einem besser als erwartet ausgefallenen ersten Quartal hat der Technologiekonzern seine Jahresprognose angehoben. Für das Geschäftsjahr 2016/17 (per Ende September) wurde der Ausblick auf die Ergebnismarge für das Industrielle Geschäft von bislang 10,5 Prozent bis 11,5 Prozent auf 11,0 Prozent bis 12,0 Prozent erhöht. Beim Ergebnis je Aktie erhöhte Siemens die Bandbreite auf 7,20 bis 7,70 Euro von 6,80 bis 7,20 Euro. In der Mitte dieser Prognose würde sich ein geschätztes KGV von 16,7 ergeben.

Der Analystenkonsens rechnet mit einem Gewinn je Aktie von 7,99 Euro. Ein Wert, der sich im Geschäftsjahr 2017/18 auf 8,52 Euro verbessern und 2018/19 sogar 8,99 Euro betragen soll. Bei der Dividende je Aktie wird für diese Jahre ebenfalls mit kontinuierlichen Verbesserungen von zuletzt 3,60 Euro auf 3,83 Euro, 3,98 Euro und 4,17 Euro gerechnet.

Charttechnik





Nach langer Tristesse hat die Aktie von Siemens seit Juli 2009 mit Unterbrechungen nachhaltig in den Vorwärtsgang gefunden. Zu den Unterbrechungen zählte dabei die Phase von 2013 bis Mitte 2016, in der die Notierungen nur seitwärts tendierten. Doch seitdem hat der Kurs klar in den Vorwärtsgang geschaltet und die Aktie hat sich seitdem sogar zu einem Zugpferd für den DAX gemausert. Seit diesem Jahr befindet sich der Titel sogar auf Rekordjagd, wodurch sich momentan ein insgesamt sehr positives Chartbild ergibt.

Portrait



Siemens ist ein weltweit tätiges Unternehmen mit dem Fokus auf Elektrifizierung, Automatisierung und Digitalisierung. Die Gesellschaft gilt als Deutschlands größter Industriekonzern. Die Gesellschaft selbst sieht sich als einer der größten Anbieter energieeffizienter, ressourcenschonender Technologien weltweit und dabei führend bei Systemen für die Energieerzeugung und -übertragung sowie die medizinische Diagnose. Bei Lösungen für Infrastruktur und Industrie beansprucht das Unternehmen eine Vorreiterrolle. Bei Siemens waren zum 30. September 2016 in mehr als 200 Ländern rund 351.000 Mitarbeiter beschäftigt. Sie erwirtschafteten im Geschäftsjahr 2016 Umsatzerlöse von 79,6 Milliarden. Euro.

Auf Seite 3: BMW





BMW-Aktie



Die Argumentation zugunsten der Aktien von BMW fällt ähnlich aus wie die Begründung der Kaufempfehlung für Aurubis. Auch hier verweist Jefferies auf ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von unter 1,25 (konkret wird dieses auf das 1,1-fache beziffert). Ein Verhältnis von Unternehmenswert von Umsatz von unter zwei sowie zuletzt angehobene Gewinnschätzungen und Kursziele.

Der zuständige Analyst Philippe Houchois hatte sich im Januar zuletzt zu Wort gemeldet und damals die Kaufempfehlung ebenso bestätigt wie das Kursziel von 90,00 Euro. Gemessen daran hat der Titel trotz all des Lobes von Houchois nicht mehr allzu viel Luft nach oben. Das Wachstum der Autohersteller dürfte 2017 nachgeben, die Nachfrage sei aber immer noch gesund, schrieb Houchois in einer Branchenstudie.

Der Analyst erhöhte damals seine 2017-er Gewinnprognosen für die meisten der von ihm beobachteten Fahrzeugbauer. Im Falle von BMW schraubte er seine Vorhersage für den Gewinn je Aktie im laufenden Jahr von 9,59 Euro auf 9,90 Euro nach oben. Daraus errechnet sich ein geschätztes KGV von 8,7.

Wer als Aktionär auf die konkreten Zahlen von BMW im Jahr 2016 wartet, der muss sich voraussichtlich noch bis zur Bilanzpressekonferenz am 21. März gedulden. Mitgeteilt haben die Münchener aber ihr Absatzzahlen für Januar und demnach verzeichnete man den besten Jahresstart aller Zeiten. Die Zahl der Auslieferungen habe in allen Regionen der Welt zugelegt und es sei damit nahtlos gelungen, an das sechste aufeinanderfolgende Rekordjahr anzuknüpfen. Mit den drei Premium-Marken BMW, MINI und Rolls-Royce setzte die BMW Group weltweit 163.288 Fahrzeuge ab, eine Zunahme um 6,8 Prozent gegenüber dem Januar des vergangenen Jahres.

Wie es mit der Aktie weitergeht, wird wie bei allen Autobauern letztlich stark davon abhängen, wie gut man es schafft, sich in den Zukunftsthemen E-Mobilität und autonomes Fahren zu positionieren. BMW werden in dieser Hinsicht meist ganz gute Chancen zugebilligt, bei einer Branche im Wandel wird aber erst die Zukunft zeigen, wer es letztlich schafft, alles Herausforderungen gerecht zu werden.

Charttechnik





Die Aktie von BMW hatte im laufenden Bullenmarkt von Oktober 2008 bis März 2015 ihre beste Zeit. Denn in dieser Zeit stieg der Kurs von 17,04 Euro auf 122,60 Euro. Doch von dieser Bestmarke musste man anschließend Abschied nehmen und unter dem Strich hat sich seit dem vierten Quartal 2013 ein Seitwärtstrend breit gemacht. Auch in diesem Jahr steht bisher trotz einem allgemein sehr freundlichen Börsenklima ein kleines Minus zu Buche. Das unterstreicht, dass der Titel derzeit nicht zu den Lieblingen der Anleger zählt.

Portrait



Der deutsche Autobauer BMW setzt mit seinen drei Marken BMW, MINI und Rolls-Royce Motor Cars setzt die BMW Group über alle relevanten Segmente der internationalen Automobilmärkte hinweg gezielt auf Premium-Qualität. Von der Entwicklung über die Produktion bis hin zur Vermarktung gilt eine Orientierung am Premium-Anspruch. Verbunden mit dieser Strategie ist das Ziel profitablen Wachstums. Die BMW Group agiert mit 31 Produktions- und Montagestätten in 14 Ländern.