Mehrere Großinvestoren kündigen hinter vorgehaltener Hand an, dem Vorstand die Gefolgschaft zu verweigern und gegen dessen Entlastung zu stimmen. Das wäre ein Aufstand gegen die Doppelspitze Anshu Jain und Jürgen Fitschen, die vor drei Jahren mit großen Versprechungen angetreten sind - aber bislang nur einen Bruchteil davon geliefert haben.

Vor allem die Ende April präsentierte neue "Strategie 2020" enttäuschte viele Aktionäre. "Man dreht es sich immer, wie man es gerade braucht", kritisiert einer der 20 größten Anteilseigner die Kommunikationspolitik der Bank. So habe die Führungsspitze jahrelang von einer erfolgreichen Integration der Postbank gesprochen. Nun werde plötzlich genau umgekehrt argumentiert, um den geplanten Verkauf der Bonner Tochter zu begründen. Das sei nicht überzeugend. Da hilft es auch nichts, dass Jain die neue Strategie in den vergangenen Wochen persönlich bei den einflussreichen Fondsgesellschaften vorstellte und Aufsichtsratschef Paul Achleitner noch einmal zum Telefon griff, um Bedenken zu zerstreuen.

Von einem der Top-10-Eigner heißt es, man traue der Deutschen Bank schlicht nicht zu, die abermals versprochenen Kostensenkungen zu liefern. Dafür sei die bisherige Bilanz zu enttäuschend. Eine Alternative zu den beiden Vorstandschefs sei allerdings auch nicht in Sicht. Ein Top-30-Aktionär kritisiert, die Deutsche Bank habe die strengere Regulierung viel zu lange unterschätzt und heruntergespielt. "Das hat der Glaubwürdigkeit des Managements nicht geholfen." Ihrem Ärger Luft machten unlängst auch die mächtigen US-Aktionärsberater von ISS. Sie empfahlen offen die Nichtentlastung des Vorstands, weil dieser den milliardenschweren Vergleich im Zinsskandal mit den angelsächsischen Behörden unnötig teuer gemacht habe. Die Behörden hatten der Bank mangelnde Kooperationsbereitschaft bei der Aufklärung der Zinstricksereien vorgeworfen. ISS sieht auch das Gerichtsverfahren gegen Fitschen wegen mutmaßlichen Prozessbetrugs in der Kirch-Saga als Belastung. Die Empfehlung von der Vereinigung Institutional Shareholder Services (ISS) ist zwar nicht bindend, aber vor allem US-Fonds folgen ihr häufig.

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DIE AKTIE KOMMT NICHT VOM FLECK

Die Ernüchterung der Investoren spiegelt sich deutlich im Aktienkurs wider: In den vergangenen drei Jahren legte das Papier der Deutschen Bank zwölf Prozent zu, gehörte damit aber zu den schwächsten Werten im Dax, der im selben Zeitraum um knapp 91 Prozent stieg. Und auch seit der Vorstellung der neuen Strategie gab es kein Kursfeuerwerk: Die Titel gaben 3,4 Prozent nach. "Im Aktienkurs muss die Unsicherheit abdiskontiert werden", erklärt ein anderer Top-10-Aktionär. Bis 2020 sei es noch sehr lange hin.

Stimmen viele Aktionäre gegen die Entlastung eines Vorstands, ist das zunächst einmal ein demonstrativer Vertrauensentzug. Denn üblich sind bei deutschen Hauptversammlungen Zustimmungsraten von über 95 Prozent. Bleibt die Entlastung sogar aus - wofür eine Mehrheit des anwesenden Kapitals nötig ist - könnte das spätere Regressansprüche gegen das Management erleichtern. Abberufen kann den Vorstand aber nur der Aufsichtsrat. Chefkontrolleur Achleitner gab in den vergangenen Tagen zwar mehrere Interviews, vermied allerdings ein klares Bekenntnis zu Jain und Fitschen. "Es geht um die Zukunft der Institution Deutsche Bank, nicht um die von Individuen", sagte er etwa der "Wirtschaftswoche".

Jain und Fitschen wiederum schlossen einen Rücktritt in einem gemeinsamen Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" aus. Mit Blick auf die Hauptversammlung räumte Jain ein, dass "die übliche gewaltige Zustimmung" für das Management dieses Mal ausbleiben könnte. "Ich bin aber zuversichtlich, dass wir die Mehrheit der Aktionäre hinter uns haben."

Reuters