"Das sind solide Zahlen", sagte er am Dienstag. Grund zum Jubeln gebe es nicht, da das Marktumfeld schwierig bleibe. Außerdem hat das Institut weiter mit vielen Rechtsstreitigkeiten zu kämpfen. Die milliardenschweren Rückstellungen dafür dürften zum Jahresende bei drei Milliarden Euro liegen, wie der Vorstand mehrfach signalisiert hat.

Zu Hypothekenklagen und Tricksereien bei Zinsen und Devisen kommen jetzt auch noch Ermittlungen wegen der Rolle im Hochfrequenzhandel hinzu. Die Bank räumte ein, verschiedenen Behörden Rechenschaft geben zu müssen, was die eigene Rolle im Hochfrequenzhandel angeht. Sie sei auch von einer Sammelklage betroffen, die mehreren Banken Verstöße gegen die US-Wertpapiergesetze vorwirft. "Die Pipeline der Probleme reißt nicht ab, ob mögliche Manipulationen bei Devisen, Libor, Gold- und Silberhandel", schimpfte Helmut Hipper von der Fondsgesellschaft Union Investment, einem der Großaktionäre der Deutschen Bank.

Entsprechend verhalten reagierten die Anleger: Die Deutsche-Bank-Aktie rutschte nach anfänglichen Kursgewinnen ins Minus. Gegen Mittag notierte das Papier kaum verändert. Der Nettogewinn enttäuschte einige: Er lag mit 238 Millionen Euro fast ein Drittel unter Vorjahr. Das Institut begründete dies jedoch mit einem Sondereffekt: Kosten für Rechtsstreitigkeiten sind nicht von der Steuer absetzbar, daher war die Steuerbelastung recht hoch.

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EIN GRÖSSERES STÜCK VOM KUCHEN

Jain hatte mit der gut acht Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung im Frühjahr eine Offensive im Investmentbanking ausgerufen - "Anshu's Army" wurde die Sparte früher genannt. Die Deutsche Bank habe als einziges großes europäisches Institut noch die Kraft, den US-Rivalen die Stirn zu bieten, hatte er erklärt. Das ist das Gegenmodell zur Schweizer UBS, die große Teile des kapitalzehrenden Kapitalmarktgeschäfts eingedampft hat und sich auf die Vermögensverwaltung fokussiert. Welche Strategie langfristig die bessere ist, darüber sind sich Branchenkenner im Moment noch uneins. Auch die UBS konnte ihren Gewinn im zweiten Quartal - trotz einer hohen Strafzahlung im Steuerstreit mit Deutschland - deutlich steigern.

Die Deutsche Bank will nun vor allem im Anleihehandel angreifen. Sie hofft darauf, dass wieder mehr Schwung in den Markt kommt, sobald die einzelnen Länder unterschiedlich schnell von der Niedrigzinspolitik abrücken, die die Geschäfte der Investmentbanken lähmt. Im abgelaufenen Vierteljahr herrschte noch Flaute. Allerdings konnten die Frankfurter die Einnahmen im Anleihehandel mit 1,8 Milliarden Euro stabil halten, während so mancher US-Konkurrent Rückgänge im zweistelligen Prozentbereich verbuchte. Das deutet darauf hin, dass die Deutsche Bank Marktanteile gewinnt. Analyst Neil Smith vom Bankhaus Lampe sprach von einer "positiven Überraschung". Insgesamt lieferten die Investmentbanker einen Vorsteuergewinn von 885 Millionen Euro ab - und damit den Großteil im Konzern wie in den besten Zeiten vor der Finanzkrise.

Denn die Großbaustelle Vermögensverwaltung kommt zwar langsam in die Spur und konnte im Quartal einen Rekordzufluss an Neugeldern von elf Milliarden Euro vorweisen sowie einen Gewinnsprung auf 204 (Vorjahr: 80) Millionen Euro. Ausweiten will die Bank hier vor allem das Geschäft mit den Superreichen. Dafür schwächelte dieses Mal aber das klassische Privatkundengeschäft inklusive Postbank, wo das Ergebnis um 21 Prozent auf 403 Millionen Euro schrumpfte, weil Einmaleffekte des Vorjahres fehlten. Die hausinterne "Bad Bank", in der Altlasten aus der Finanzkrise und nicht strategisches Geschäft zum Abbau lagern, verringerte ihren Verlust.

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RÜCKSCHLÄGE FÜR DEN "KULTURWANDEL"

Eine Verschärfung des Sparprogramms - bis Ende 2015 will die Bank ihre jährlichen Kosten um 4,5 Milliarden Euro senken - sei nicht geplant, betonte Finanzchef Stefan Krause. Entsprechende Medienberichte seien "nicht korrekt". Gut zwei Milliarden habe man bereits geschafft, die Bank sei auf Kurs. Der Druck, rentabler zu werden, ist allerdings ungebrochen: Im zweiten Quartal schaffte die Deutsche Bank in der Kernbank gerade einmal eine Eigenkapitalrendite nach Steuern von 4,9 Prozent, 2016 sollen es über zwölf Prozent sein.

Die Kritik der New Yorker Notenbank an schlampigen Berichten der US-Tochter hakt die Deutsche Bank als Peinlichkeit für den ausgerufenen "Kulturwandel" ab. Die Probleme seien inzwischen weitgehend behoben. Krause betonte in einer Telefonkonferenz, die Bank investiere rund eine Milliarde Euro in neue IT und sei dabei, 1300 Leute für Compliance-Themen einzustellen - davon rund 500 in den USA.

Einer der größten Unsicherheitsfaktoren für die Deutsche Bank bleiben die Rechtsstreitigkeiten, wie Krause betonte. Die Rückstellungen dafür wurden zuletzt zwar vergleichsweise moderat auf 2,2 von 1,8 Milliarden Euro angehoben. Eine Entspannung ist nach Bankangaben aber nicht in Sicht, im Gegenteil. Als besonders teuer könnte sich die Verwicklung in Manipulationen auf dem Devisenmarkt erweisen. Auch eine Einigung mit den angelsächsischen Aufsehern im Zinsskandal steht noch aus. Und mit dem Hochfrequenzhandel droht nun bereits neuer Ärger.

Reuters