Unter dem Druck sinkender Erträge und steigender Kosten setzen hiesige Banken den Rotstift an. Die Deutsche Bank, die bereits den Abbau von 15.000 Jobs weltweit verkündet hatte, holt im heimischen Privat- und Firmenkundengeschäft zum Kahlschlag aus, wie nun bekannt wurde. Sie baut hierzulande 5000 Stellen ab. Auch die HypoVereinsbank spart. Hier fällt bis 2018 jede sechste Stelle in der Verwaltung weg - insgesamt 1200 Jobs.

Die Zahlen sind die Folge einer Krise der Banken, die immer größere Ausmaße annimmt. So belasten die Niedrigzinsen ihre Zinserträge, zugleich verursacht die Regulierung hohe Kosten und macht einstige Ertragsquellen wie das Investmentbanking weniger profitabel.

Wie schlimm es um die Branche steht, zeigt eine aktuelle Studie der Beratungsfirma Bain & Company. Demnach kamen die knapp 1800 Banken in Deutschland 2014 auf eine Eigenkapitalrendite von 2,1 Prozent - eine "Katastrophe", wie Studienautor Walter Sinn sagt. Er hält in Einsparungen von 25 Milliarden Euro binnen zehn Jahren für nötig, 125.000 Jobs stünden auf der Kippe. Das wäre jede fünfte Stelle in der Branche. "Es ist ein brutaler Verdrängungswettbewerb", sagt Sinn.

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11.000 Filialen vor dem Aus



Vor allem im Privatkundengeschäft werden viele Banker ihren Job verlieren. 11.000 Filialen dürften bis 2025 gestrichen werden, sagt Sinn. Die seit Jahren sinkende Zahl der Zweigstellen würde damit um fast ein weiteres Drittel schrumpfen.

Die Filialen trifft es besonders, da sie teuer sind und immer mehr Kunden Bankgeschäfte im Internet erledigen. Das zeigt auch die Deutsche Bank, die 200 Filialen hierzulande schließt: Laut Medienberichten schrumpft die Zahl der Jobs im Privat- und Firmenkundengeschäft um ein Viertel, andere Sparten kommen glimpflich davon. Die Bank wollte dies nicht kommentieren.

Indes muss sie wie alle Institute feststellen, dass Bankkunden kaum noch Filialen betreten. "90 Prozent informieren sich online, bevor sie überhaupt über den Gang zur Filiale nachdenken", sagt Sinn. Oder wie Wolfgang Kirsch, Chef der genossenschaftlichen DZ Bank, es jüngst formulierte: "Junge Leute wollen für die Kontoeröffnung nicht mehr das Bett verlassen."

In den nächsten Jahren werden 2500 Filialen bei Volks- und Raiffeisenbanken gestrichen, so Kirsch, rund ein Fünftel des Netzes. Und die HypoVereinsbank schließt bis Jahresende fast die Hälfte ihrer 580 Standorte. Wie viele Filialen der Marktführer, die Sparkassen, dichtmachen muss, will deren Dachverband DSGV nicht sagen. Die Entscheidung über Filialen sei Sache der einzelnen Institute, sagte ein Sprecher gegenüber BÖRSE ONLINE.

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Mobile Sparkasse im Lkw



Verbandschef Georg Fahrenschon gibt sich kämpferisch: "Wir werden keine Regionen aufgeben", erklärte er auf einer Konferenz. Um den Spagat zwischen Kundennähe und Kosten zu meistern, ziehen die Sparkassen schon jetzt alle Register. In dünn besiedelten Gebieten wie der Eifel, Nordhessen und Teilen Ostdeutschlands fahren -mobile Filialen übers Land: Sparkassen-Lkw mit eingebautem Geldautomat, Beratungsraum und Schalter für elektronische Überweisungen klappern Dörfer ab. Und in manchen Orten teilen sich Sparkasse und Einzelhändler ein Gebäude. An zwei Tagen in der Woche öffnet ein Geschäft seine Türen, an den restlichen die Sparkasse.

Eine Bank versucht derweil von der Krise zu profitieren. Die Commerzbank schaltete jüngst im Internet eine Seite, auf der sie enttäuschte Kunden anderer Häuser anspricht. "Schließt auch Ihre Bankfiliale?", heißt es darauf frech. Die Commerzbank hat zuletzt viele Privatkunden gewonnen. Indes schließt auch sie Zweigstellen, "sofern Mietverträge bei eng beieinanderliegenden Filialen auslaufen", wie ein Sprecher sagt. Er betont jedoch: "Massenschließungen wie bei der Konkurrenz gibt es bei der Commerzbank nicht."

Dennoch ist die Werbung reichlich gewagt. Die Commerzbank hat in den vergangenen Jahren Hunderte Filialen dichtgemacht, Stellenabbau inklusive. Das große Streichen hat sie schon hinter sich.