Wie Phoenix aus der Asche will die Deutsche Bank in diesem Jahr aufsteigen: Das operative Geschäft laufe im Januar sehr gut an, betonte Finanzvorstand Marcus Schenck bei der heutigen Präsentation der Bilanz 2016. Und so solle es bitte weitergehen. Dann könnte es sogar sein, dass die Mitarbeiter im kommenden Jahr wieder Bonuszahlungen erhalten und die Aktionäre eine Dividende.

Tatsächlich hat die Deutsche Bank zuletzt die Grundsteine dafür gelegt, dass dieses Ziel nicht mehr so illusorisch scheint wie noch vor einem Jahr.

Deutlich weniger Rechtsrisiken



Zwar hat das größte deutsche Finanzhaus heute einen Verlust von 1,4 Milliarden Euro für das abgelaufene Geschäftsjahr bekanntgegeben - mehr, als Analysten erwartet hatten. Doch die roten Zahlen sind nur zum Teil den niedrigen Zinsen geschuldet sondern vielmehr der Aufarbeitung einiger Skandale. Spuren in der Bilanz hat hinterlassen, dass die Bank kurz vor Jahresende zwei der wichtigsten Rechtsstreitigkeiten beilegen konnte - den Hypothekenstreit mit der US-Justiz gegen eine Strafzahlung von 7,2 Milliarden Dollar und den Geldwäsche-Skandal in Russland gegen rund 630 Millionen Dollar.

"Seit ich vor anderthalb Jahren Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank wurde, mussten wir insgesamt rund fünf Milliarden Euro für Rechtsfälle aufwenden, deren Ursachen zum großen Teil viele Jahre zurückliegen", sagte Cryan. Diese Altlasten hätten neben Geld vor allem Reputation und Vertrauen der Kunden gekostet. Zwar sind noch zahlreiche Verfahren offen, doch solch böse Überraschungen wie im Herbst, als die ursprüngliche Forderung des US-Justizministeriums über 14 Milliarden Dollar wegen Tricksereien am Hypothekenmarkt bekannt geworden war, soll es nicht mehr geben.

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Schließung der Bad Bank



Ein weiteres Loch hat die interne Bad Bank in die Bilanz geschlagen. Dabei hat sie ihre Mission erfüllt und seit Mitte 2012 die rund 128 Milliarden Euro an riskanten Wertpapierbeständen zu 90 Prozent abgebaut. Die Quote an Risiken sei auf dem tiefsten Stand seit drei Jahren, sagte Schenck. Doch der Verkauf der Altlasten habe den Aufwand nicht ausgleichen können.

Hohe Kapitalquote



Den Milliardenverlust nehmen die Deutschbanker deshalb in Kauf, weil geringere Risiken einen Vorteil haben: Da sie nicht mehr so viel Kapital für eventuelle Ausfälle vorhalten müssen, steigt die harte Kernkapitalquote. Sie ist auf 11,9 Prozent nach 11,1 Prozent am Ende des dritten Quartals gestiegen. Finanzvorstand Marcus Schenck betonte, dass alle Zahlungen an Besitzer von Deutsche-Bank-Anleihen zu stemmen seien, ohne auf Rücklagen zurückgreifen zu müssen. Die Sorge, dass die Deutsche Bank ihre Anleihen nicht bedienen kann, hielt im vergangenen Jahr die Gläubiger in Atem. Equinet-Analyst Philipp Häßler lobte die starke Entwicklung der Kapitalbasis, denn das dämpfe Sorgen von Investoren.

Auf Seite 3: Kein Strategiewechsel und Postbank wird herausgeputzt





Kein Strategiewechsel



Die hatten im vergangenen Jahr unter anderem gefordert, dass die Deutsche Bank strenger sparen müsse und sich aus dem US-Geschäft zurückziehen solle, um die Kapitalanforderungen erfüllen zu können. Doch einen Strategieschwenk wird John Cryan wohl auch nicht zur Hauptversammlung im Mai verkünden: "Ein abrupter Strategieschwenk hat sich in der Geschichte von Unternehmen selten bewährt - erst recht nicht bei Banken", sagte Cryan. Seine Politik bleibe eine der kleinen Schritte, auch beim Umbau der Bank.

Postbank wird herausgeputzt



Dass die Deutsche Bank zur Geldbeschaffung die Vermögensverwaltung Deutsche AM oder die seit April2015 erfolglos zum Verkauf stehende Postbank an die Börse bringen könnte, dazu äußerte sich Cryan nur verhalten. Die Deutsche AM sei ein stabiles Geschäft der Deutschen Bank und habe im Januar steigende Mittelzuflüsse verzeichnet - wie übrigens fast alle Segmente. Und die Postbank? "Wir wollen bis zu einem Verkauf eine hinreichend attraktive Eigenständigkeit erreichen", sagte Finanzvorstand Schenck. Dafür sollten etwa die Kosten weiter reduziert werden.

Der Aufräumprozess ist also in vollem Gang. Während die Vorstände so langsam die Köpfe aus der Asche erheben, sollten defensive Anleger noch etwas Vorsicht walten lassen. Zwar kommt die Deutsche Bank voran und ohne Abzüge der Sondereffekte hätte sie sogar ein Ergebnis von vier Milliarden Euro verbuchen können. Aber ob Cryan es schafft, ohne Strategiekorrektur das komplexe Bankhaus bis Ende des Jahres zu einem stabilen Geschäft zu manövrieren, ist offen. Die Erfahrung zeigt: Ploppt irgendwo ein Skandal auf, ist die Deutsche Bank sicher darin verwickelt.