Deutsche Bank-Investoren teilten seine Enttäuschung: Mit einem Minus von fast vier Prozent war die Deutsche-Bank-Aktie am Donnerstag einer der schwächsten Werte im Leitindex Dax.

Dabei lag der Nettogewinn mit 466 (Vorjahr: 18) Millionen Euro deutlich über den Erwartungen der Analysten. Doch Cryan räumte ein, das liege nur daran, dass die Kosten stärker gesunken seien als die Einnahmen, die um zehn Prozent geschrumpft sind. "Die Leute konzentrieren sich auf die Erträge, weil wir ihnen das auch geraten haben", sagte der Brite. Er hat die Mitarbeiterzahl in den vergangenen zwölf Monaten um fast 4700 auf 96.700 reduziert. Dabei hat der erwartete Abbau im Zuge der Eingliederung der Postbank in das Privatkundengeschäft noch gar nicht begonnen. Um die angepeilte Eigenkapitalrendite von zehn Prozent zu schaffen, müsse die Bank noch einmal zehn Prozent der Kosten herausnehmen, glauben die Analysten der UBS.

Der Vorstand glaubt nicht mehr, dass sich der Rückstand bei den Erträgen bis zum Jahresende aufholen lassen wird und rechnet nun mit einem leichten Rückgang. Cryans Stellvertreter Marcus Schenck hatte die Erwartungen an das Kapitalmarktgeschäft schon im Vorfeld der Zwischenbilanz gedämpft und Mitte Juli erklärt: "Das war kein Quartal, in dem es gebrummt hat." Dass nun trotzdem ein Gewinnsprung zu Buche steht, liegt daran, dass das Vorjahresquartal ausgesprochen schwach war - vor allem belastet durch Rechtsstreitigkeiten. Dieses Mal hat der Bank das Kreditgeschäft geholfen: Die Risikovorsorge sank im zweiten Quartal um 70 Prozent auf 79 Millionen Euro, weil Rückstellungen für faule Kredite aufgelöst wurden.

"KEINE ENTSCHULDIGUNG"



In der neu strukturierten Unternehmens- und Investmentbank gingen die Erträge - um Sondereffekte bereinigt - sogar um 16 Prozent zurück, am stärksten im Aktienhandel mit 28 Prozent. Im Beratungs- und Emissionsgeschäft sanken sie um sieben Prozent, vor allem durch ein schwaches Geschäft mit Anleihe-Emissionen. Im Handel mit Anleihen und Devisen gaben die Erträge um zwölf Prozent nach - bei den großen Konkurrenten an der Wall Street waren es im Schnitt elf Prozent.

Die Kunden hätten wegen der geringen Kursschwankungen an den Märkten wenig gehandelt, erklärte Cryan die maue Entwicklung. "Das soll keine Entschuldigung sein. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das für den Rest des Jahres so bleibt." Ein Imageproblem bei den Kunden habe die Bank nicht mehr: "Wir sehen keine Unterschiede mehr zwischen uns und unseren Wettbewerbern", sagte Cryan. Im Herbst hatte die Deutsche Bank wochenlang Mühe gehabt, Kunden und Anleger von ihrer Stabilität zu überzeugen.

Im Frühjahr brachte die Bank dann eine Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung auf den Weg - und will nun endgültig nach vorne schauen und Marktanteile zurückerobern. Das Institut arbeitet inzwischen mit 50 Milliarden Euro hartem Kernkapital, die Quote verbesserte sich auf konkurrenzfähige 14,1 Prozent. Ohne die Kapitalspritze wäre sie mit 11,8 Prozent immer noch unterdurchschnittlich.

VERMÖGENSVERWALTUNG KOMMT IN SCHWUNG



Mit dem geplanten Börsengang der Vermögensverwaltungs-Sparte Deutsche Asset Management könne die Bank die Kapitaldecke weiter aufbessern, schrieb Analyst Neil Smith vom Bankhaus Lampe. Das Listing soll rund zwei Milliarden Euro einbringen, dürfte aber nach Informationen von Insidern erst im Frühjahr spruchreif werden. Cryan hielt sich zu Details bedeckt, räumte in einer Telefonkonferenz mit Analysten aber ein, dass der Börsengang noch in diesem Jahr unwahrscheinlich sei. Die Sparte arbeitet noch an der organisatorischen Trennung von der Bank - und an den Argumenten, mit denen sie Anleger überzeugen will.

Im zweiten Quartal flossen der Deutschen Asset Management immerhin netto sechs Milliarden Euro zu - ein Jahr zuvor hatten Anleger noch neun Milliarden abgezogen. Die Erträge waren mit 676 Millionen Euro - um Sondereffekte bereinigt - sieben Prozent höher als vor einem Jahr, der Gewinn vor Steuern stieg um gut ein Drittel auf 234 Millionen Euro.

rtr