von Andreas Büchler

Ausgangssituation und Signal

Um festzustellen, in welche Aktien kurzfristig Kapital hinein- oder abfließt, nutzen professionelle Analysten gerne die Methode der Relativen Stärke nach Levy (RSL): Der RSL-Wert zeigt an, wie viel Prozent eine Aktie von ihrem Durchschnittskurs nach oben abweicht - je höher die Kennzahl, desto weiter entfernt ist das Wertpapier von seinem Mittelwert, und desto gefragter ist es also. Für eine kurzfristige Analyse eignet sich beispielsweise der Monatsdurchschnitt.

Unsere Tabelle mit den RSL-Werten aller DAX-Aktien zeigt nicht nur die Rangfolge aller Papiere, sondern auch die stärksten Auf- und Absteiger der vergangenen 1, 2 und 4 Wochen. Dazu ist noch der Trend des Mittelwerts angegeben, denn auch der Durchschnitt kann steigen oder fallen, und Aktien mit fallenden Durchschnittspreisen sind für Long-Positionen nicht die erste Wahl. Für jede Aktie kann darüber hinaus noch festgestellt werden, wie weit sie sich von ihrem Mittelkurs in der Vergangenheit maximal entfernt hat. Daraus lässt sich das Kurspotenzial (nach oben) und Kursrisiko (nach unten) berechnen.

Den Spitzenplatz der Rangliste nimmt die Deutsche Bank ein, die auch stabil über die vergangenen Wochen an Relativer Stärke gewonnen hat - auch wenn der Schwung zuletzt aber nachgelassen hat. Durch den Ausbruch über 29/30 Euro, eine Zone in der in den vergangenen Monaten sonst immer verkauft wurde, hat die Aktie auch charttechnisch Aufmerksamkeit erregt.

Empfehlung

Erst bei 33,40 Euro ist der nächste Wendepunt im Chart zu erkennen. Das entspricht einem Abstand von mehr als 16 Prozent zum aktuellen Monatsmittelkurs. Das ist ein Spitzenwert, der in den vergangenen Jahren nur selten erreicht wurde, wie der Blick auf den Tageschart und den darunter verlaufenden Indikator zeigt. Dieser Signalgeber bildet den Abstand der Kurse von ihrem 21-Tage-Durchschnitt ab. Allerdings sind starke Abweichungen nach oben immer als Reaktion auf zuvor erfolgte starke Abweichungen nach unten erfolgt. Auch diesmal ist die Aktie erst deutlich eingebrochen, bevor die nun laufende Erholung einsetzte. Doch Anleger müssen gar nicht auf eine dieser seltenen Ausnahmen hoffen, denn die 21-Tage-Linie steigt, und damit erhöht sich auch der Spielraum für die Kurse nach oben.

Nach unten ist die Aktie durch mehrere Unterstützungen abgesichert, die zumindest einem kurzfristigen Ausverkauf Stand halten dürften. Die erste Haltezone lässt sich im Stundenchart bei 29 Euro ausmachen, die zweite folgt bei 29 Euro, wo auch der Monatsdurchschnittspreis liegt. Auch die von vielen Wendepunkten geprägte Zone um 28,50 sollte noch in den Köpfen zahlreicher Anleger präsent sein. Stärkere Verkäufe wären dann aber ein Zeichen für eine nachlassende Schwungkraft der Aktie. Kritisch wird es dann, sobald auch die beiden Tiefpunkte um 26,50 Euro nicht mehr genug Käufer anziehen würden. Spätestens hier sollten Anleger einen Stopp platzieren.

Wer in der aktuellen Marktphase nicht zu lange in einer Bank-Aktie investiert sein will, aber dennoch das positive technische Gesamtbild der Deutschen Bank ausnutzen möchte, kann sich beispielsweise das Turbo Long-Zertifikat der UBS ansehen, das Gewinne (aber auch Verluste) der Aktie um den Faktor 6,6 hebelt. Damit lässt sich schon ein Anstieg an das nächste Zwischenhoch um 33,40 in eine ordentliche Rendite von mehr als 50 Prozent verwandeln. Wertlos verfallen würde das Produkt erst wenn die Aktie auf 26,40 Euro zurück fällt, was durch die zahlreichen Unterstützungen oberhalb dieses Kursniveaus erschwert werden dürfte.

Tabelle mit Relativer Stärke aller DAX-Aktien



Ein-Stunden-Chart



Tageschart mit Abstand der Aktie zur 21-Tage-Linie in %



Produktidee























Andreas Büchler ist Herausgeber des Magazins und Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft für Börsenhandelssysteme.

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